Bürgerkrieg im Südsudan: Streit über neue Blauhelme
4.000 zusätzliche UN-Soldaten sollen mit einem robusteren Mandat in das Land ziehen. Die Regierung akzeptiert aber keine weiteren Truppen.
Ein katholischer Priester berichtet aus Yei, dass immer mehr Frauen und Kinder nach Uganda fliehen, während sich die Männer im Busch verstecken. „Eines haben wir alle gemeinsam. Wir haben Angst und sind verzweifelt“, sagt der Priester.
Die Kämpfe bei Yei begannen, kurz nachdem der UN-Sicherheitsrat beschlossen hatte, 4.000 weitere Blauhelmsoldaten in den Südsudan zu schicken. Die Truppen sollen mit einem robusteren Mandat ausgestattet werden als jene 12.000 Blauhelme, die bereits im Land sind. Nach dem Beschluss des Sicherheitsrates warnte der Sprecher von Präsident Kiir, die Regierung werde weitere Truppen nicht akzeptieren.
Die neue Truppe wird vermutlich aus Soldaten aus Kenia, Äthiopien und Ruanda bestehen. Zu ihren Aufgaben soll mehr gehören, als die Bevölkerung zu schützen. So soll sie den Flughafen von Juba bewachen und gegen Angriffe verteidigen.
Die UNO droht mit einem Waffenembargo, falls die Regierung die Blauhelmtruppe nicht akzeptiert. Kiir und seine Regierung weigern sich jedoch, noch mehr ausländische Truppen auf südsudanesischem Boden zu akzeptieren. „Dieser Beschluss wird wenig bedeuten, wenn es keinen diplomatischen Druck auf die Regierung gibt, damit sie mit der UNO zusammenarbeitet“, meint der Analyst Mark Leon Goldberg. Aber Kiir und seine Regierung haben sich schon öfter gegenüber diplomatischem Druck immun gezeigt.
Die Hälfte der Bevölkerung ist von Hunger bedroht
Der Südsudan wurde im Jahr 2011 unabhängig, zwei Jahre später brach jedoch der Bürgerkrieg aus. Der Konflikt war das Resultat eines Machtkampfes zwischen Präsident Salva Kiir und seinem Vizepräsidenten Riek Machar. Kiir ist ein Dinka und Machar ein Nuer, dies sind die beiden größten Völker des Landes. Am 17. August vergangenen Jahres unterschrieben die Gegner einen Friedensvertrag, doch Anfang Juli flammten die Kämpfe wieder auf.
Die Lage der Bevölkerung wird immer schwieriger. Die Hälfte der elf Millionen Südsudanesen ist von Hunger bedroht. Angesichts der unsicheren Lage können Hilfswerke die in den Busch geflohenen Menschen nicht erreichen. Seit 2013 wurden bereits zwei Millionen vertrieben oder sind geflohen.
Eine ist die 29-jährige Suzan. Die Schwangere hat im benachbarten Kenia eine Unterkunft gefunden. Als sie nach ihrem Studium im Ausland 2011 in den Südsudan zurückkehrte, wollte sie an der Entwicklung des jüngsten Landes der Welt mitarbeiten. „Ich haben jede Hoffnung verloren. Ich will nicht, dass mein Kind in einem Land voller Hass aufwächst.“
Vor zwei Wochen hat sie Juba verlassen, nachdem ein Sicherheitsbeamter ihr eine Pistole an den Kopf gedrückt hatte. Der Mann fragte sie auf Arabisch, welchem Volk sie angehöre. Als sie sagte, sie sei Südsudanesin, wurde er wütend. „Ich hörte an seinem Akzent, dass er wie ich ein Dinka ist, aber ich glaube nicht an Ethnien. Er drohte, mich zu töten, wenn ich nicht sage, zu welchem Volk ich gehöre. Erst als ich ihn auf Dinka ansprach, steckte er seine Waffe weg. Immer diese Angst. Ich kann das nicht mehr verkraften.“
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