Bürgerbefragung in Deutschland: Kaum Vertrauen in den Staat
Einer Umfrage der Beamtengewerkschaft dbb zufolge sehen viele Menschen in Deutschland den Staat als überfordert an. Die Gewerkschaft warnt vor Spaltung.
Insgesamt betrachten die Befragten nach dbb-Angaben die Aufrechterhaltung der sozialen Gerechtigkeit, die Verbesserung der Infrastruktur und Klimaschutz als wichtigste staatliche Aufgaben. Zwischen West und Ost gibt es demnach Unterschiede.
Im Westen werden dabei Klimaschutz, Migrationsfragen und die Unterstützung der Ukraine als Prioritäten genannt. Im Osten sind dies demnach eher die Entlastung der Bevölkerung von Inflationsfolgen, der soziale Ausgleich sowie eine Angleichung der Lebensverhältnisse zwischen Stadt und Land.
Silberbach zeigte sich alarmiert. „Besonders bedenklich“ sei „dabei die sich immer stärker abzeichnende Spaltung der Gesellschaft“, teilte der Bundeschef der dbb mit. „Die Gräben zwischen Ost und West, Arm und Reich, je nach Bildungsabschluss, werden tiefer und das gesellschaftliche Stresslevel steigt.“
Politik muss sich hinter Mitarbeitenden des Staates stellen
Die Gewerkschaft ließ ihre jährliche Bürgerbefragung durch das Institut Forsa erstellen. 80 Prozent der Befragten konstatieren demnach eine „generelle Verrohung der Gesellschaft“. In diesem Zusammenhang warnte Silberbach auch vor zunehmender Aggressivität gegenüber Mitarbeitenden des öffentlichen Dienstes. 54 Prozent von ihnen seien bereits selbst schon einmal beschimpft, bedroht oder sogar angegriffen worden, erklärte er. Dies sei ein „völlig inakzeptabler Wert“.
Die Beschäftigten des öffentlichen Diensts zahlten dabei „die Zeche für den generellen Ansehensverlust des Staates“, führte Silberbach weiter aus. Dies betreffe auch längst nicht nur den Bereich von Polizei und Rettungsdiensten, sondern auch Schulen, Jobcenter oder Bürgerämter. Die Politik müsse sich hinter die Mitarbeitenden des Staates stellen und sie „moralisch, materiell und organisatorisch angemessen“ unterstützen. Dazu gehörten mehr Gelder für die Digitalisierung, mehr staatliche Serviceleistungen und weniger Bürokratie.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Donald Trump wählt seine Mannschaft
Das Kabinett des Grauens
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist