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Brandenburger AfD-ChefZu Besuch beim Pfingstlager der HDJ

AfD-Landeschef Andreas Kalbitz hat laut einem ARD-Bericht ein Treffen der „Heimattreuen Deutschen Jugend“ besucht. Die Partei sieht darin kein Problem.

Politischer Aschermittwoch in Pirna: Andreas Kalbitz (2. v. l.) war auch dabei Foto: dpa

Potsdam dpa | Brandenburgs AfD-Landeschef Andreas Kalbitz hat nach einem ARD-Bericht in Verbindung gestanden mit der rechtsextremen „Heimattreuen Deutschen Jugend“ (HDJ). Kalbitz habe 2007 an einem sogenannten Pfingstlager der inzwischen verbotenen Organisation teilgenommen, berichtete das RBB-Magazin Kontraste am Dienstag vorab. Kalbitz sagte dem Sender: „Ich war als Gast dort, mutmaßlich, um mir das mal anzuschauen. Ich sehe da kein Problem.“

Auf dpa-Anfrage erklärte Kalbitz, es habe sich um einen Informationsbesuch gehandelt. Ihm sei damals nicht klar gewesen, dass der Verein vom Verfassungsschutz als extremistisch eingestuft war. Er habe die Veranstaltung eher als uninteressant empfunden und sei deshalb auch nicht dort aktiv geworden. Zugleich bekräftigte er, dass der Besuch nichts an seinem Bekenntnis zur freiheitlich demokratischen Grundordnung ändere.

Die Parteispitze sieht in dem Bericht nach Angaben von Sprecher Christian Lüth keinen Anlass, sich selbst mit dem Thema zu befassen. Dass Kalbitz damals dort gewesen sei, „war bekannt“, sagte der Sprecher. Die Gruppe stehe nicht auf der Liste von Organisationen, bei denen eine frühere Mitgliedschaft die Aufnahme in die AfD verhindere.

Diese „Unvereinbarkeitsliste“ orientiere sich an den jeweils aktuellen Verfassungsschutzberichten, fügte er hinzu. Kalbitz gehört dem Bundesvorstand der AfD seit dem vergangenen Dezember als Beisitzer an.

Die 1990 gegründete „Heimattreue Deutsche Jugend“ wurde 2009 vom Bundesinnenministerium wegen ihrer „aktiv-kämpferischen, aggressiven Grundhaltung“ verboten. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig bestätigte 2010 das Verbot, weil die Ziele der HDJ sich eindeutig gegen die verfassungsmäßige Ordnung der Bundesrepublik richteten.

(AZ.: BVerwG 6 A 4.09 – Urteil vom 1. September 2010)

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8 Kommentare

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  • Ich frage mich ernsthaft, warum die AfD überhaupt eine Liste für Organisationen führt, mit denen man nicht zusammenarbeiten will. Auch wenn die HDJ nicht auf der Liste steht, scheint es den Parteimitgliedern im Alltag doch völlig egal zu sein. Die AfD ist offen für Rechtsextremismus und hat keine Kontrolle über das Verhalten ihrer Parteimitglieder. Das ist auf der einen Seite bedenklich und auf der anderen Seite einer ihrer großen verwundbaren Punkte. Hoffentlich wissen die demokratischen Parteien wie sie das nutzen können.

  • An alleRelativierer und Verharmloser hier, erst mal informieren, dann schreiben. Z.B. hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Heimattreue_Deutsche_Jugend

  • Wow - brandaktuell ist das ja, gerade mal 10 Jahre her.

    Die Dutzende von Fällen in denen Grünen und Linkspolitiker Treffen von gewalttätigen Linkextremisten besuchten sind wohl was anderes, oder?

  • An illegalen Waffendeals mit Krisenländern war er zumindest nicht beteiligt, aber einige Spitzenpolitiker der Regierungsparteien schon.

  • „aktiv-kämpferische, aggressive Grundhaltung“ Was soll das heißen ? Mit dieser Begründung könnte man ja auch die Antifa verbieten oder jeden Box- oder Judoverein. Behördentypisches Rumschwadronieren, weil denen nichts besseres einfällt. Da wir aber demnächst wieder über ein sog. Heimatministerium verfügen, stellt sich nun die Frage, ob dieses auch unter eine Verbotsandrohung oder Beobachtung durch den Verfassungsschuttz zu subsumieren wäre. Was macht eigentlich diese "heimatreue Jugend"? Neuartige Wehrsportgruppe Hoffmann, Absingen alter Volkslieder oder Naturbetrachtung á la Wandervogel ?

  • Will man erst abwarten bis die ersten KZ von der Braunen Terrorbande wieder- eröffnet werden?

    Der Kampf gegen die Vollpfosten MUSS sofort auf allen Ebenen einsetzen, bevor es zu spät ist! Die machen keinen Spaß - die werden wieder morden, in Massen!!!

    • @amigo:

      Man* glaubt halt, dass die Spinner wieder in den Zwinger zurück gehen sobald die Revolution erstmal in trockenen Tüchern ist. So läuft das aber nicht wenn man* sich mit dem Teufel eingelassen hat. Ist denen* aber auch egal.

       

      * der Teil aus Staat (insbes. Exekutive), Wirtschaft, Medien, der sich dadurch auszeichnet, eben nicht im Rampenlicht zu stehen sondern _echten_ Einfluss zu nehmen (im Unterschied zu "Influencern").

    • @amigo:

      Spinner!