Brand in Flüchtlingsunterkunft: „Anschlag auf die Grundwerte“
In Thüringen brennt eine Turnhalle, in der Geflüchtete untergebracht sind. Ministerpräsident Bodo Ramelow findet klare Worte und spricht von Terror.
Die Ermittler sicherten zunächst Spuren am Brandort. Noch unklar ist laut Polizei, ob der Brand vorsätzlich gelegt wurde oder ob etwa eine Zigarette auf der Toilette Auslöser war. Die Höhe des Schadens stand zunächst noch nicht fest. „Das Gebäude kann wieder repariert werden“, sagte die Polizeisprecherin. Nach Angaben von Bürgermeister Steffen John (CDU) klafft nun ein zweimal zwei Meter großes Loch in der Wand zu den Umkleideräumen.
Unter den Flüchtlingen, die zum Zeitpunkt des Brandes in der Turnhalle untergebracht waren, befanden sich nach Angaben Johns zwei Familien mit vielen Kindern. Sie konnten sich allein in Sicherheit bringen. „Sie waren geschockt und verängstigt“, berichtete der Bürgermeister. Die Turnhalle wurden seinen Angaben zufolge seit gut einem Monat als Unterkunft genutzt.
Ramelow reagierte entsetzt. „Das war eine Brandstiftung an einem bewohnten Gebäude und damit ein Anschlag auf Leib und Leben von Menschen, die in Thüringen Schutz suchen“, erklärte der Ministerpräsident via Twitter. Ramelow sprach von einem Anschlag auf die Grundwerte. Gewalt und Hetze dürften keinen Platz in Thüringen haben. Die Feuerwehr habe abermals Schlimmeres verhindert.
Linken-Politikerin: „Der Versuch zu morden“
Linken-Chefin Susanne Hennig-Wellsow sagte: „Ein Brandanschlag auf ein bewohntes Haus, ist der Versuch zu morden.“ Zunehmend würden Brandreden zu „sichtbar zu Brandsätzen“, erklärte sie mit Blick auf mehrere Demonstrationen der Alternative für Deutschland (AfD) in Erfurt, die sich gegen die Asylpolitik gerichtet hatten.
Nach Angaben des Bürgermeisters gab es in Friemar keine Vorbehalte gegen Flüchtlinge. Die Einwohner hätten sich um die Menschen gekümmert und zum Beispiel eine Waschmaschine organisiert. „In den nächsten Wochen kann die Turnhalle wohl nicht als Unterkunft genutzt werden“, erklärte John.
Bereits am Samstag hatte es in Thüringen in einem für die Unterbringung von Flüchtlingen vorgesehenen Haus gebrannt. Das Haus in Bischhagen im Eichsfeld ist nun unbewohnbar. Die Ursache ist noch unklar. Die Polizei schloss einen technischen Defekt nicht aus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!