Brände in Parks und Umwelteinrichtungen: Eine besorgniserregende Serie
Das Freilandlabor im Britzer Garten wurde durch mutmaßliche Brandstiftung zerstört. Garten-AktivistInnen befürchten Zusammenhänge mit anderen Bränden.
Tatsächlich ging bei der Meldung des Brandes etwas richtig schief, wie ein Sprecher der Berliner Feuerwehr der taz bestätigte: Die diensthabende Person hielt den Notruf mitten in der Nacht für eine „Doppelmeldung“, also einen Hinweis auf ein Feuer an ganz anderer Stelle, zu dem schon Fahrzeuge geschickt worden waren.
„Das war ein Fehler. Wir müssen jetzt untersuchen, wie es dazu kam“, so der Sprecher. Es vergingen dann anderthalb Stunden, bis zwei weitere Anrufe auf den Brand hinwiesen und die Einsatzkräfte ausrückten. Weil zuerst unklar war, wo genau die Flammen loderten, dauerte es auch noch etwas länger, bis die richtige Zufahrt gefunden war.
Außer dem Gebäude selbst wurden Büroausstattung und Lehrmaterialien vernichtet. Laut der landeseigenen Grün Berlin GmbH, die den Britzer Garten ebenso wie das Tempelhofer Feld, die Gärten der Welt oder den Park am Gleisdreieck betreibt, geht der Schaden in die Millionen.
Wie die Grün Berlin der taz mitteilte, kommt es in ihren Parks regelmäßig zu Vandalismus-Vorfällen. Am stärksten seien in der Vergangenheit die Gärten der Welt und der daran anschließende Kienbergpark betroffen gewesen. Dort sei 2022 auch die Natur-Bobbahn durch Brandstiftung stark beschädigt worden, die allerdings nicht von der GmbH selbst betrieben wird.
Ist es eine Serie?
Weil das Feuer im Britzer Garten sich aktuell in eine Serie von Bränden in Parks und Gärten einreiht, treibt Berliner Garten-AktivistInnen die Sorge um. Gegenüber der taz äußerten einige Personen den Verdacht, dass hier ein Muster zu erkennen sei, das weitere Brände befürchten lasse.
Der erste, aufsehenerregende Fall war der Brand des denkmalgeschützten Teehauses im Englischen Garten, der innerhalb des Tiergartens an das Hansaviertel grenzt. Anfang September brannte das große Reetdach des Gebäudes komplett ab. Die Polizei schloss kurz danach laut Presseberichten allerdings eine Vorsatztat aus. Ob dies noch der aktuelle Ermittlungsstand ist, konnte die Behörde der taz am Freitag nicht beantworten. Nach derzeitigem Stand ist der Wiederaufbau des Teehauses angedacht.
Einen Monat später, am 12. Oktober, brannte es im Botanischen Volkspark Blankenfelde: Diesmal traf es das „Ackerhaus“ des Umweltbildungsvereins Weltacker Berlin e. V.. Es wurde komplett zerstört, selbst entwickelte Bildungsmaterialien, Werkzeuge und eine voll ausgestattete Küche wurden vernichtet. Immerhin konnte verhindert werden, dass das Feuer auf benachbarte Gebäude oder Bäume übergriff. Ob es Brandstiftung war, ist bislang ungeklärt. Menschen kamen, wie in den anderen geschilderten Fällen, nicht zu Schaden.
Laut Weltacker Berlin war schon kurz zuvor ein kleineres Feuer in dem Haus ausgebrochen, das keinen größeren Schaden verursacht, aber die Räume stark verrußt hatte. Für den Verein, der hier Schulungen und Workshops für Schulklassen und andere Besuchergruppen durchführte, eine Katastrophe – er sammelt nun Spenden, um eine Fortführung der Arbeit zu ermöglichen.
Noch mehr Feuer in Britz
Vor Kurzem soll es nach taz-Informationen auch im Urbanen Waldgarten Britz eine mutmaßliche Brandstiftung gegeben haben. Das Gelände schließt südlich an den Britzer Garten an, dort entsteht eine neuartige Kleingartenanlage, in der jeweils mehrere Parzellen zusammengefasst sind und ein großer Gemeinschaftsbereich entsteht.
Alles Zufall? Oder hat es hier jemand auf Ökoprojekte und Parks abgesehen? Genauso gut könnte es sich um einen Brandstifter handeln, der gezielt unbewohnte Gebäude auf weiträumigen Geländen ins Visier nimmt. Einige Garten-Aktive wollen sich nach Informationen der taz jetzt stärker vernetzen.
Die Grün Berlin GmbH antwortet auf die Frage, ob sie ihre Anlagen künftig stärker bewachsen lassen will: „Dies wird sogfältig abgewogen und eine Entscheidung situativ getroffen.“
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Krieg in der Ukraine
Keine Angst vor Trump und Putin