Boko Haram in Nigeria: Jeder Reiter ist mutmaßlich Terrorist
Weil die Terrorgruppe Boko Haram auf Pferde umsattelt, gilt im Norden Nigerias ein Reitverbot. Auch Esel und Kamele sind betroffen.

In Borno soll die neue Strategie nachhaltig bekämpft werden. Deshalb müssen Pferde, Esel und Kamele angepflockt vorm Haus bleiben. Denn dort hat das Militär ein Reitverbot ausgesprochen. „Die Benutzung von Pferden ist verboten“, verkündete der Armeesprecher für die Provinz, Tukur Gusau. Jeder, der zu Pferde unterwegs ist, könne nun als mutmaßlicher Terrorist gelten.
Getroffen wurde die Entscheidung gemeinsam mit der Landesregierung sowie traditionellen Herrschern. Das zunächst nur für das Reiten von Pferden geltende Verbot wurde inzwischen auch auf Esel und Kamele ausgedehnt.
Boko Haram hat wohl aus zwei Gründen umgesattelt. Gerade Waldgebiete sind mit Pferden gut passierbar. Ein weiteres Problem dürften auch die sinkenden Benzinvorräte der Terrorgruppe sein. Das Militär hatte in den vergangenen Wochen die Zufuhr von Benzin, Lebensmitteln, Waffen und Fahrzeugen gekappt.
Neu sind solche Verbote nicht. In den vergangenen Jahren haben immer mehr Städte die Okadas genannten Mopedtaxen verboten. Terroristen waren häufig auf diesen zu Anschlagszielen gefahren und danach schnell mit ihnen geflüchtet. Die Anschlagsgefahr hat das Verbot aber nicht eingedämmt, sondern nur die Zahl der Keke Napep genannten motorisierten Dreiräder zunehmen lassen. Sie sind viel langsamer als Mopeds, eignen sich nicht zur Flucht und fahren oft auf festgelegten Routen.
Verbot -> Arbeitslosigkeit -> Boko Haram
Mit dem Okada-Verbot wurden Hunderttausende junge Männer arbeitslos. Umschulungsprogramme oder staatliche Unterstützung gibt es für sie nicht. Arbeits- und Perspektivlosigkeit gilt gerade im Nordosten Nigerias als Grund für Boko Harams Zulauf.
Vor allem im Norden sind Pferde weit verbreitet. Sie werden zum Transport genutzt, sind aber auch Statussymbole und werden bei Festen und Paraden eingesetzt. Am bekanntesten ist die Durbar – das Pferdefestival – der Wirtschaftsmetropole Kano, die am Ende des Fastenmonats Ramadan stattfindet. In allen größeren Städten gibt es zudem Poloklubs, die ihren Ursprung in der britischen Kolonialzeit haben und ein Treffpunkt der Oberschicht sind.
In den letzten Tagen hat die Armee nach eigenen Angaben rund 240 Frauen und Kinder aus der Gewalt von Boko Haram befreit. Zudem seien 40 mutmaßliche Kämpfer festgenommen worden.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!