Boeing 737 Max soll wieder fliegen: Aufstand der Piloten gegen Boeing
Weltweit lehnen Flugkapitäne eine schnelle Rückkehr der Absturzmaschine 737 Max ab. Fast 400 Exemplare befinden sich am Boden.
Ähnlich hatten sich bereits Pilotenvereinigungen aus Amerika geäußert. Die Sorge um die Sicherheit der Maschinen steigt, weil die US-Flugaufsicht FAA die 737 Max möglicherweise schon bis Ende Juni die Unbedenklichkeit bescheinigen will, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet.
Boeing hat großes Interesse daran, die Flugzeuge schnell wieder für einsatzfähig erklären zu lassen. Fast 400 Jets stehen weltweit in Hangars, auf Flugplätzen, und sonstigen Freiflächen herum – Boeing selbst hat sogar den Mitarbeiterparkplatz räumen lassen, um noch ein paar Maschinen mehr auf dem eigenen Gelände unterzubringen. Jeder Tag kostet Geld. Die chinesischen Fluglinien, also die global wichtigsten Kunden für neue Flugzeuge, fordern bereits saftige Entschädigungen. Der Luftfahrtverband dort schätzt die Kosten der Ausfälle bereits auf eine halbe Milliarde Euro. Wettbewerber weltweit folgen dem chinesischen Vorbild.
Die Flugzeuge stehen am Boden, weil im Oktober und März je eine Maschine unter ominösen Umständen abgestürzt ist. Es hat sich seitdem herausgestellt, dass der Bordcomputer sich in bestimmten Situationen höchst eigenwillig verhält und dem Flugzeug einen Sinkflug aufzwingt. Grund ist unter anderem der Umgang mit den Messfühlern zur Stellung im Luftstrom. Die Ingenieure verlassen sich für eine wichtige Funktion auf einen einzelnen Sensor. Geht dieser kaputt, ist das Flugzeug in Not.
Die europäischen Piloten werfen Boeing nun offen vor, vor Auslieferung der neuen Variante der 737 nicht genug über diese Funktionen informiert zu haben. Boeing hat inzwischen eine aktualisierte Software entwickelt, das die Probleme beheben soll.
Doch selbst wenn die Luftaufsichtsbehörden das Flugzeug wieder freigibt, tun sich zahlreiche Probleme auf. Wenn Flugzeuge erst einmal monatelang geparkt waren, brauchen Sie umfangreiche Prüfungen und Testflüge, um wieder sicher in den Alltagsbetrieb eingegliedert werden zu können. In Einzelfällen ist das kein Problem, doch als Massenphänomen dürfte das Monate dauern, warnen Vertreter von US-Airlines gegenüber Reuters. Und auch die versprochene Fortbildung der Piloten zu den Eigenheiten der 737 Max steht noch aus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit