Biotonnen werden Pflicht: Vergären für den Klimaschutz
Bis zu 40 Prozent biologisch abbaubarer Abfälle landen im Restmüll. Dabei stecken da jede Menge Energiepotenzial und wichtige Rohstoffe drin.
BERLIN taz | Ob Bananenschalen, Essenreste oder die vertrocknete Topfpflanze: Biologischer Abfall soll in Deutschland ab dem 1. Januar 2015 überall getrennt gesammelt werden. Das Kreislaufwirtschaftsgesetz schreibt ab dann die Biotonne vor.
Verantwortlich für die Einhaltung der neuen Richtlinien sind die Landkreise, die von den Ländern kontrolliert werden und wenn nötig mit Sanktionen belegt werden können.
Während die braune Tonne in vielen Kommunen längst Standard ist, haben rund 19 Millionen Verbraucher derzeit noch keine Möglichkeit, Bioabfälle extra zu entsorgen. In Zahlen: Rund 7,3 Millionen Tonnen werden getrennt erfasst, aber 4,8 Millionen Tonnen landen im Restmüll. Damit machen die biologisch abbaubaren Abfälle 35 bis 40 Prozent des Restabfalls aus.
Auch Stinkemüll kann Rohstoff sein
„Verschwendung“, findet nicht nur der grüne Abfallexperte Peter Meiwald. Küchenabfälle wie Speisereste, Kaffeesatz und Eierschalen sind Wertstoffe, die zur Energiegewinnung und Kompostierung nutzbar sind.
„Bioabfall getrennt sammeln schont die Umwelt und das Klima“, so Meiwald. „Werden Speisereste einfach verbrannt, nutzen wir diesen Abfall nicht vernünftig. Besser ist, ihn zur Biogasproduktion zu nutzen und die Reste auf Felder auszubringen, um die Nährstoffe zu erhalten.“ Phosphor zum Beispiel, ein wichtiger Pflanzendünger, den die EU-Kommission jüngst auf die Liste der kritischen, sprich: raren Ressourcen setzte - hier ist jede Wiedergewinnung sinnvoll.
Wie man sinnvoll mit dem Bioabfall umgehen kann, zeigt das Land Berlin, das wie Hamburg, das Saarland und Schleswig-Holstein bereits flächendeckend mit Biotonnen ausgestattet ist: Die Berliner Stadtreinigungsbetriebe haben Mitte 2013 eine Biogasanlage in Betrieb genommen. „Dort gären wir die Bioabfälle“, sagt Sprecher Thomas Klöckner. „Mit dem Biogas betanken wir dann die Müllfahrzeuge und können so 2,5 Millionen Liter Diesel im Jahr sparen.“ Insgesamt vermeide die BSR so den Ausstoß von rund 12.000 Tonnen des Klimagases CO2.
Ein Problem könnte die Akzeptanz der Biotonne bei den Verbrauchern sein, die allerdings von Bundesland zu Bundesland variiert. In Brandenburg beispielsweise, wo bis jetzt schon 78 Prozent der Haushalte an die Biotonne angeschlossen sind, werden pro Einwohner gerade mal 2,5 Kilogramm biologisch abbaubare Abfälle im Jahr eingesammelt, im Bundesschnitt sind es 51 Kilogramm.
Viele Verbraucher ekeln sich vor den riechenden Abfällen, fürchten Platzprobleme bei der Trennung – und vor allem steigende Entsorgungskosten. Etliche Kommunen sind deshalb dazu übergegangen, die Biotonne günstiger anzubieten als die Restmülltonne – so könnten Verbraucher kleinere graue Tonnen nutzen und letztlich sogar sparen.
Von der Biotonnenpflicht befreien lassen kann sich nur, wer nachweisen kann, dass er die entsprechenden Abfälle im Garten kompostiert.
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