Bezirkswahlen in Hamburg: Harter Aufprall für die SPD
Bei den Bezirkswahlen stürzt die SPD ab, nur in drei Bezirken liegt sie noch vorne. Mindestens zwei grüne Bezirksamtsleitungen sind zu erwarten.
Bezirk Altona
Hier liegen die Grünen mit fast 36 Prozent meilenweit vor SPD (20), CDU (17) und Linken (16). Abgeschlagen sind die FDP mit 7 und die AfD mit 4 Prozent. Zu erwarten ist, dass Grüne und CDU, die sich in Altona seit langem gut verstehen, ein grün-schwarzes Bündnis eingehen und im September eine Grüne zur Bezirksamtsleiterin und Nachfolgerin der dann ausscheidenden Liane Melzer (SPD) wählen.
Bezirk Eimsbüttel
Ähnlich sind die Zahlen in Eimsbüttel: Grüne fast 36 Prozent, SPD 24, CDU 17, Linke 11, FDP 7 und AfD 5. Die politischen Folgen indes dürften andere sein. Denn das dortige rot-grüne Bündnis funktioniert weitgehend rüttelfrei, Kay Gätgens (SPD) wurde erst vor gut zwei Jahren zum Bezirksamtsleiter gewählt. Wahrscheinlich darf er das bleiben, fortan aber wird er sich mit den Vorstellungen und Wünschen einer grün-roten Koalition auseinandersetzen müssen. Sollte die SPD das nicht ertragen können, käme es allerdings zum großen Knall: Grün-Schwarz und eine grüne Bezirksamtsleitung.
Bezirk Nord
Die wird es im Norden der Stadt mit Sicherheit geben, denn der Posten ist seit einem Jahr vakant. Die Grünen sind auch hier mit fast 36 Prozent stärkste Partei, gefolgt von SPD mit 22 und CDU mit 17 Prozent. Die Linke kommt auf 11, die FDP auf 8 und die AfD auf 5 Prozent.
Die SPD im Heimatkreis von Bürgermeister Peter Tschentscher ist tief in die Freikarten-Affäre beim Rolling-Stones-Konzert im Stadtpark verwickelt. Es ist kaum zu erwarten, dass die Grünen sich dort hineinziehen lassen wollen. Die Präferenz liegt deshalb in einem grün-schwarzen Bündnis mit einer grünen Bezirksamtsleitung.
Bezirk Mitte
Ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten sich SPD und Grüne im Bezirk Mitte, der traditionell eine SPD-Hochburg war. Am Ende lagen die Grünen mit 28,8 Prozent hauchdünn vor der SPD mit 28,5 Prozent. Abgeschlagen folgen die Linke mit 16 und CDU mit 13 Prozent, dahinter die AfD mit 8 und die FDP mit 5 Prozent. Vermutlich wird das rot-grüne Bündnis, das fünf Jahre lang leidlich funktionierte, weiter bestehen bleiben, wenngleich nun auf Augenhöhe der beiden Partner. Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (SPD), bis 2022 gewählt, darf im Amt bleiben.
Bezirk Wandsbek
Ähnlich ist die Lage im bevölkerungsreichsten Bezirk Wandsbek. Hier liegt die SPD mit 27 Prozent knapp vor den Grünen mit 26,4 Prozent, dicht gefolgt von der CDU mit 23,6 Prozent. Linke, FDP und AfD rangieren alle zwischen 7 und 8 Prozent. Hier bleibt alles beim Alten: Rot-Grün regiert weiter, und Bezirksamtsleiter Thomas Ritzenhoff (SPD) darf noch vier Jahre im Amt bleiben.
Bezirk Bergedorf
In Hamburgs wildem Osten kann die SPD ihren Spitzenplatz verteidigen: 26,6 Prozent vor der CDU mit 25,5 und den Grünen mit 22 Prozent. Die Linken liegen bei 11, FDP und AfD bei 6 Prozent. Auch hier bleibt alles, wie es ist, und Arne Dornquast (SPD) Bezirksamtsleiter.
Bezirk Harburg
Auch südlich der Elbe verteidigt die SPD den ersten Rang mit 27 Prozent knapp vor den Grünen mit 26 und der CDU mit 20 Prozent. Auch dabei sind Linke mit 10, AfD mit 8 und FDP mit 7 Prozent. Offen ist, ob es bei wechselnden Mehrheiten bleibt oder ein rot-grünes Bündnis geschlossen wird. Sophie Fredenhagen (SPD), erst vergangenes Jahr von Rot-Grün-Rot zur Bezirksamtsleiterin gewählt, wird weiter amtieren dürfen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“