Bewerberfrist für Versuch endet: Millionen wollen Grundeinkommen
Das wissenschaftliche Pilotprojekt nimmt ab Mittwoch keine Interessenten mehr auf. Bis jetzt gab es viel mehr Bewerber:innen als erwartet.
![Euro-Geldscheine liegene auf einem Stapel Euro-Geldscheine liegene auf einem Stapel](https://taz.de/picture/4493749/14/Pilotprojekt_Grundeinkommen_Bewerbung-1.jpeg)
Die Organisator:innen um Aktivist Michael Bohmeyer und Jürgen Schupp vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) wollen unter anderem herausfinden, wie das Grundeinkommen das Arbeitsverhalten der Teilnehmer:innen verändert.
Finanziert wird das Pilotprojekt von rund 150.000 Unterstützer:innen, die die nötigen Mittel spenden. Die Teilnehmer:innen erhalten über drei Jahre insgesamt jeweils 43.200 Euro als steuerfreie Schenkung. Bedingungen sind daran nicht geknüpft – außer der Mitwirkung an der wissenschaftlichen Forschung.
Aus den über zwei Millionen Bewerber:innen wird im nächsten Schritt eine Stichprobe mit 20.000 Leuten ausgewählt, die an einer Basisbefragung teilnehmen. Die erste Überweisung sollen die Proband:innen im April oder Mai 2021 erhalten.
Bereits nach 3 Tagen eine Million Bewerber:innen
Bereits nach 3 Tagen war die von den Forscher:innen festgelegte Mindestzahl von eine Million Bewerber:innen erreicht. Die Forscher:innen reagierten „überwältigt“. Am Dienstagnachmittag lag die Zahl bei fast 2.085.000. Das Interesse an der Untersuchung ist auch deshalb so groß, weil wegen der Coronakrise viele derzeit weniger oder gar nichts verdienen.
Um die sozialen Folgen abzufedern, hat die Regierung den Zugang zu Hartz IV vereinfacht und Sanktionen ausgesetzt. Das Pilotprojekt ist aber auch eine Reaktion auf ebendieses Sozialsystem. Seit die rot-grüne Bundesregierung Hartz IV in den 2000er Jahren einführte, wird über die Alternative des bedingungslosen Grundeinkommens diskutiert – theoretisch. Die Forscher:innen wollen herausfinden, wie ein Grundeinkommen praktisch wirkt.
Ist es in einem reichen Land wie Deutschland möglich und sinnvoll, allen Bürger:innen eine gleiche soziale Absicherung zuzugestehen? Wie verhalten sich Wohlhabende, die das Geld gar nicht brauchen? Hören viele auf zu arbeiten, weil sie die Mittel zum Lebensunterhalt geschenkt bekommen? Würde das System damit zu teuer?
Ohnehin könnte sich am Hartz-System in den kommenden Jahren einiges ändern. Die Grünen gehen mit der Forderung nach einer im Wesentlichen sanktionsfreien Garantiesicherung für alle ins Rennen um die nächste Bundesregierung. Und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hat kürzlich angedeutet, Hartz IV zu „einer solidarischen Absicherung“ aller weiterentwickeln zu wollen.
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