Bewegungstermine in Berlin: Für mehr Löcher in Zäunen

Die Aktionswoche „Der Görli bleibt auf!“ wehrt sich gegen die Glattpolierung Berlins. Gegen Zäune und Flutlichter wird der Widerstand geprobt.

Klare Ansage seitens der Protestierenden Foto: Annette Riedl dpa

In Kreuzberg spürt man, wie leider auch sonst vielerorts in Berlin, einen Zeitenwandel. Jede Menge Tou­ris­t:in­nen laufen durch die gentrifizierten Kieze, wahrscheinlich ohne einen blassen Schimmer, wie kunterbunt und vielseitig es dort einst wirklich war. Clubs, Bars und andere subkulturelle und linke Freiräume sind längst neuen Burgerläden und fancy Eisdielen gewichen oder dienen reichen Investoren als spekulative Geldanlange.

Nun soll auch der Görlitzer Park – Gegenstand vieler Kontroversen – für sehr viel Geld glatt gezogen werden. Doch dagegen wehren sich Anwohnende und Freun­d:in­nen des Parks mit der Aktionswoche „Der Görli bleibt auf!“ vom 2. bis zum 8. September.

Während der Berliner Senat plant, den Görlitzer Park mit Zäunen, Toren, Flutlichtscheinwerfern und einem Kahlschlag zu versehen und ihn nachts zu schließen, wirft das Erzählcafé: Unser Görli – von An­woh­ne­r:in­nen erkämpft in der Regenbogenfabrik einen Blick zurück auf die Ursprünge und die Geschichte dieses berühmt-berüchtigten Ortes. Skizziert werden soll die Stimmung der 1980er Jahre in West-Berlin mittels historischer Fotos und Geschichten von Zeitzeug:innen. Alle sind willkommen, egal ob schon immer dabei oder seit heute gegen die geplante Schließung aktiv und interessiert (Mittwoch, 4. September, Lausitzer Str. 22, 19:30 Uhr).

Der Gentrifizierung weglaufen

Bei der Veranstaltung Ein Kiez kocht über III soll eine Diskussion gemeinsam mit An­woh­ne­r:in­nen in Gang kommen. Es geht um die Situation in dem an den Görli angrenzenden Wrangelkiez und um mögliche Strategien des Umgangs mit den Veränderungen und Herausforderungen dort. Im Anschluss gibt es veganes Grillen und Chillen im Kiezanker (Donnerstag, 5. September, Cuvrystr. 13-14, 19 Uhr).

Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.

Wer gegen die Schließung des Görli sportlich protestieren will, kann dies beim Protest-Joggen unter dem Motto Der Görli bleibt auf! tun. Die Strecke geht über etwa 5 Kilometer. Treffpunkt ist am Pamukkale im Park. Es kann gerannt, gehüpft oder gerollt werden. Gerne laut und bunt mit Transparenten, Pfeifen oder Konfetti (Freitag, 6. September, Pamukkale im Görlitzer Park, 18 Uhr).

Der geplante Umbau und der Kahlschlag des Görlitzer Parks hat selbstredend auch ökologische Folgen. Dazu wird es unter anderem mit dem Verein Bäume am Landwehrkanal e. V. einen Parkspaziergang geben. Das Motto: Großflächigen Kahlschlag im Görli verhindern! (Freitag, 6. September, Pamukkale im Görlitzer Park, 18:30 Uhr).

Ein Zaun, ein Schnitt, viel Widerstandsgeschick

Im Rahmen der Aktionswoche werden auch Filme zur Geschichte des Görlitzer Parks gezeigt, etwa über Racial Profiling, Rassismus in den Sicherheitsbehörden und über das Arbeiten im Park (Freitag, 6. September, hinter dem Colab am Pamukkale im Görlitzer Park, 20 Uhr).

Die Wagenburg Lohmühle, nicht weit vom Görli gelegen, organisiert zudem am Sonntag einen Aktionstag unter dem Motto Unser Görli bleibt offen! in Vorbereitung auf den Tag Z des Zaunbaus. Auf spielerische Art soll sich dabei den verschiedenen Möglichkeiten der Sabotage der Senatspläne genähert werden. Der Aktionstag beginnt am Wagenplatz mit Kaffee und Kuchen sowie einer kurzen Einführung. Danach geht es um etwa 15 Aktionspunkte im Park, an denen sich Teams von etwa zwei bis fünf Menschen mit diversen Aufgaben vergnügen können.

Wer nicht bereits als Team anreist, kann auch vor Ort ein Team bilden. Eigenes Material zur kreativen Verkleidung ist erwünscht. Abends gibt es auf der Lohmühle Essen für alle und eine Sieger:innen-Ehrung sowie einen gemütlichen Ausklang mit Musik und Getränken. Die genauen Uhrzeiten und Orte für die einzelnen Stationen finden sich hier (Sonntag, 8. September, Lohmühlenstr. 17, 14 Uhr).

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang 1984, Magistra Artium Kunstgeschichte/ Theaterwissenschaft, FU Berlin. In der taz seit 2011: Webentwicklung Abteilungsleiterin. Hauptthemen Subkultur und soziale/ politische Bewegungen in Berlin.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.