piwik no script img

Bewegungstermine in BerlinNeonazis laut und deutlich kontern

In Zeiten des Rechtsrucks trauen sich Neonazis sogar in linke Bezirke wie Friedrichshain. Dagegen hilft nur klare Kante und zusammenhalten.

Die Rote Hilfe bietet Unterstützung in vielen Sprachen an Foto: IMAGO / Arnulf Hettrich

E in gewaltbereiter Ruck von Rechts ist welt- und europaweit spürbar, auch hierzulande und in Berlin. Sogar in Friedrichshain. Vor kurzem erst prügelte eine vermummte Gruppe Neonazis, darunter mutmaßliche Mitglieder der Neonazi-Partei Dritter Weg, mehrere An­ti­fa­schis­t:in­nen vor dem Bahnhof Ostkreuz ins Krankenhaus.

Faschistische Ideen gewinnen nicht nur in der Bevölkerung an Einfluss, sondern auch in althergebrachten Regierungskreisen. Und gleichwohl gibt es auf der anderen Seite viele Menschen, die rechtem Gedankengut und Neonazis aktiv Kontra geben.

Die Kundgebung „Nazis klatschen“ will ein lautes Zeichen gegen den Rechtsruck setzen, der Faschos derzeit viel Grund zum applaudieren gibt. Solidarisiert werden soll sich mit allen, die sich Neonazis entgegenstellen. Das Programm der Kundgebung umfasst Bands, Performances, Redebeiträge und Infotische. Erfahrbar werden soll eine Idee von einer besseren, bunten Gesellschaft, ganz ohne Rassismus, Patriarchat, Sexismus und kapitalistischer Verwertungslogik, ohne Grenzen, Zäune und Mauern – auch nicht um den Görlitzer Park. Der soll nämlich offen bleiben (Samstag, 17. August, Görlitzer Park, 15 Uhr).

Sowohl für die Theorie als auch die Praxis ließe sich viel aus der Geschichte und den gesammenten Erfahrungen lernen, was in Zeiten erstarkender rechter Kräfte zu tun ist. Zum 80. Jahrestag der Ermordung Ernst Thälmanns im Konzentrationslager Buchenwald soll dem Genossen Thälmann gedacht werden, der nach über elf Jahren Einzelhaft in Buchenwald ermordet wurde.

Thälmann war Vorsitzender der KPD und Kopf vom Roten Frontkämpferbund. Zum 80. Jahrestag seiner Ermordung soll ihm mit Texten, Liedern und Gedichten gedacht werden (Sonntag, 18. August, Ernst Thälmann Denkmal, Greifswalder Str. 52, 16 Uhr).

tazplan

Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.

100 Jahre Rote Hilfe

Politische Aktivitäten, etwa gegen Rechte, sind zuweilen riskant und haben dann und wann auch Konsequenzen für Einzelpersonen oder Gruppen. Dass Solidarität in diesen Fällen verbindet, weiß die Rote Hilfe seit 100 Jahren. So lange macht sie nämlich schon ihre Solidaritätsarbeit für Linke. Bis zum eingetragenen Verein, wie wir ihn heute kennen, liegen ein langer Weg, viele Fälle und Kampagnen.

Ihren Anfang hatte die Rote Hilfe in der Weimarer Republik. Während des NS-Faschismus war sie illegal, neu gegründet wurden die Strukturen in den frühen 1970er Jahren. Der Film „Solidarität verbindet – 100 Jahre Rote Hilfe“ widmet sich der Geschichte und Gegenwart des Vereins und erzählt die Geschichte beispielhafter Repressionsfälle.

Linke Aktivist:innen, die im Rahmen politischer Aktivitäten mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind und Hilfe brauchten, kommen genauso zu Wort wie auch Mit­glie­der:in­nen der Roten Hilfe selbst. Im Anschluss an den Film gibt es einen Austausch mit Snacks und kalten Getränken (Montag, 19. August, Magdalenenstraße 19, 19 Uhr).

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Desiree Fischbach
Jahrgang 1984, Magistra Artium Kunstgeschichte/ Theaterwissenschaft, FU Berlin. In der taz seit 2011: Webentwicklung Abteilungsleiterin. Hauptthemen Subkultur und soziale/ politische Bewegungen in Berlin.
Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • "soll dem Genossen Thälmann gedacht werden"... Aj wej, mal vom fehlenden Gentitiv abgesehen, fragt man sich, warum man Stalinisten und dezidierte Feinde der Demokratie ehren solle. Könnten wir nicht Demokraten durch und durch sein und selbst als linke liberale Demokraten Abstand zu allen autoritär Träumenden halten? Oder muß es immer diese Verblendung von "Holger, der Kampf geht weiter" sein?

  • "In Zeiten des Rechtsrucks trauen sich Neonazis sogar in linke Bezirke wie Friedrichshain."



    Ich finde allein die Existenz von Nazis fehl am Platz.



    Dennoch muss ich bei dieser Formulierung an die 'zeckenfreien Zonen' im Ostdeutschland der 90er denken.



    'Starrst du zu lange in den Abgrund, starrt der Abgrund in dich zurück.'

  • "Faschistische Ideen gewinnen nicht nur in der Bevölkerung an Einfluss, sondern auch in althergebrachten Regierungskreisen. "

    Und will man dann auch an die alten stalinistischen Zeiten anknüpfen und wieder die SPD als die Sperrspitze des Faschismus bekämpfen ? Die Thälmann- und KPD-Fans haben irgendwie nichts gelernt. Werden am Thälmann Gedächtnis Tag auch ein paar Worte wegen der Millionen Toten verloren, die der Stalnismus z.B. beim Holodomor zu verantworten hat?