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Betrug mit LuftverschmutzungFrühere VW-Manager müssen wegen Abgasskandal in den Knast

Zwei Ex-Führungskräfte des Autokonzerns sind zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Zwei weitere erhielten Bewährungsstrafen.

Neuwagen der Marke Volkswagen: Mit dem Urteil geht ein riesiges Verfahren nach fast vier Jahren zu Ende Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

Braunschweig dpa | Im Strafprozess zur Dieselaffäre sind vier frühere Führungskräfte von Volkswagen wegen Betrugs schuldig gesprochen worden. Die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Braunschweig verurteilte zwei Angeklagte zu mehrjährigen Haftstrafen, zwei Ex-Mitarbeiter erhielten Bewährungsstrafen.

Mit dem Urteil geht ein riesiges Verfahren nach fast vier Jahren zu Ende. Während die Angeklagten aus Sicht der Ermittler überführt sind, wehren sich die Männer und sehen sich als Bauernopfer. Die Staatsanwaltschaft hatte zwischen zwei und vier Jahren Gefängnis gefordert und hielt nur in einem Fall Bewährung für angebracht. Die Verteidigung dagegen plädierte auf drei Freisprüche und eine Verwarnung.

Der Skandal um Manipulationen bei Abgastests von Dieselautos war im September 2015 aufgeflogen. In den USA hatte der Wolfsburger Autobauer kurz zuvor falsche Testergebnisse eingeräumt. Wenige Tage später trat der damalige Volkswagen-Konzernchef Martin Winterkorn zurück. VW schlitterte in eine der größten Krisen, die den Konzern nach eigenen Angaben bisher etwa 33 Milliarden Euro kostete.

Ursprünglich geplant war, dass Winterkorn mit auf der Anklagebank sitzt. Sein Verfahrensteil wurde aber schon vor dem Auftakt im September 2021 aus gesundheitlichen Gründen abgetrennt. Ein Unfall mit einem Klinikaufenthalt unterbrach den Prozess gegen den prominentesten Angeklagten. Ob und wann das Verfahren gegen den mittlerweile 78-Jährigen fortgesetzt werden kann, ist völlig offen.

Das aktuelle Urteil ist nicht rechtskräftig und die juristische Aufarbeitung ist auch nach diesem Schuldspruch nicht beendet. In Braunschweig sind nach dem ersten Prozess und dem Komplex gegen Winterkorn noch vier weitere Strafverfahren gegen insgesamt 31 Angeklagte offen, wie ein Sprecher des Landgerichts sagte.

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12 Kommentare

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  • 4 Manager von 4.000 VW-Managern verurteilt , bemerkenswerter Schnitt -



    & so fix.

  • Warum werden gewissenlose Täter, die vorsätzlich durch giftige Abgase die Allgemeinheit schädigen, eigentlich nicht auch wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt ???

    • @Gerald Stolten:

      Na, Sie wollen jetzt nicht gleich alle knatternden SUV-Fahrer einsperren.



      Aber die bei den Autofirmen, die das in Kauf nahmen, sollten ihre Zelle gleich an der Ausfallstraße im Souterrain bekommen.

  • Horch! Audi! & auch VW - heije!

    Das paßt - da drück ich Daumen für den Knast!



    Und daß das gsnze EU-Lobbyistengeprökel ala Matthias Wissmann & Co.! Woll



    Sich am End erweist als Griff ins 🚽! wär toll.

    unterm——



    Sitz ich doch melatenb

    • @Lowandorder:

      Ok Ok zur 💨 💨💨 Konzertierten Aktion - Denn dess doch noch! Gelle … ff

      “unterm——

      Sitz ich doch melatenblonder - was her - als Logiergast beim letzten 🍻 - bei einem Jung-RA - von dem ich weiß: als angestellter RA mal auf jeweiliger Seite tätig! Gelle



      “Hömma & btw - die vorrangige Aufgabe von Matthias Wißmann & Co. in Brüssel bestand doch darin - dafür Sorge zu tragen, daß die einschlägigen Richtlinien so derart wachsweich unklar widersprüchlich formuliert sind! Daß es an es, insbesondere an den subjektiven Vorraussetzungen für eine Verurteilung wg Betruges nicht langt! Gelle“



      “Genau. Und wir tragen dafür jeweils Sorge - daß das so bleibt!“



      & Däh & hück & dazu



      Wundert mich - “Frühere VW-Manager müssen wegen Abgasskandal in den Knast“ - allerdings nicht sonderlich! Woll



      Denn. Hatte mir mein Kommilitone Freund & Assi in TÜ bei Sachenrechts-Baur;) doch einst (als nicht abgeholte Klauseren offen im Schapp rumlagen). berichtet:



      “Das sind also unsere Eliten! Booey - was eine unglaublich fehlerhaft dünne Suppe von - 🙀🥳 Matthias Wißmann!“



      (btw zu “Bubi" Bohl einst Uni Mbg/Lahn:



      “Der ist richtig dumm!“ ich kann das beurteilen



      War Refi zusammen mit ihm!“ mein Freund & Weggefährte;)

  • Dass eine Manipulation dieses Ausmaßes von irgendwelchen Managern ohne Wissen der Konzernleitung beschlossen worden sein soll, ist nicht glaubhaft. Jeder vernünftige und logisch denkende Mensch weiß, dass so etwas nur von "ganz oben" gekommen sein kann. Insofern kann man davon ausgehen, dass es sich bei den Verurteilten tatsächlich um Bauernopfer handelt. Sie hätten sich natürlich auch als Whistleblower betätigen können, aber welcher Staatsanwalt in D hätte ihnen geglaubt? Vermutlich wären die Ermittlungen eingestellt worden, falls man sie denn überhaupt aufgenommen hätte. VW hätte alles vertuscht. Auf jeden Fall wären sie gefeuert worden und VW hätte sie mit Klagen überzogen. Man hätte sie wegen Verleumdung, übler Nachrede, Geheimnisverrat und was sonst noch infrage gekommen wäre, angezeigt und auf Schadensersatz in Milliardenhöhe verklagt. Nie wieder in ihrem Leben hätten sie in der Automobilbranche einen Fuß auf den Boden bekommen. Wenn man solche Optionen hat, hält man doch lieber den Mund und hofft, dass der Betrug nicht auffliegt. Bleibt zu hoffen, dass VW diese Manager finanziell entschädigt und sie wieder beschäftigt, wenn sie aus dem Knast kommen.

  • Schade, mich hätte schon interessiert wer in persona verurteilt wurde und insbesondere welche Rolle diese Personen im Konzern gespielt haben.



    War es die Putzfrau oder der Pförtner oder ein kleiner Entwicklungsingenieur oder waren es eher Topmanager und Entscheider ?

    • @Bolzkopf:

      Wieso, haben Sie noch nie skrupellose Verbrecher gesehen ?



      & Kriminelle können in fast allen Berufen vorkommen.

  • "Ob und wann das Verfahren gegen den mittlerweile 78-Jährigen fortgesetzt werden kann, ist völlig offen. "

    Wundert das irgendjemanden? Wie oft hat man das jetzt eigentlich schon erlebt, dass sehr reiche und einflussreiche Leute Jahre und Jahre aus gesundheitlichen Gründen nicht vor Gericht erscheinen können? Schon klar, ich weiß auch nicht wie schlecht es Herrn Winterkorn geht - aber es ist schon frappierend! Vor 7 Monaten stützt der Mann unter der Dusche - und heute ist völlig offen ob(!) das Verfahren überhaupt fortgesetzt werden kann. Ich wünsche ihm allerbeste Genesung, das mein ich ernst. Die Öffentlichkeit wüsste schon gern ob Herr Winterkorn evtl. auch Verantwortung zu tragen hat oder ob nur die 2. Reihe an Managern dran glauben muss. Aber irgendwie hab ich im Gefühl, dass jemand, der die richtigen Beträge für Anwälte ausgeben kann, so schnell nirgends erscheinen muss...

    • @Einfach-Jemand:

      Um sich weiter reinzuwaschen zu versuchen, muss Herr W. sicher nach seiner Genesung gleich weiter duschen...

  • Richtig so. Hier wurden 83 Mio. Deutsche durch die hochgradig unnötigen Abgase geschädigt und sollten eigentlich entsprechend entschädigt werden.



    Ob da nicht noch höhere Chargen auch mit ins Kittchen hätten wandern müssen, erfahren wir "dank" Winterkorns Winkeladvokaten wohl erst nach der VW-Insolvenz.

    • @Janix:

      Oder nach Winterkorns Beerdigung