piwik no script img

Betrug bei Lebensmitteln aus dem MeerFalsche Fische auf dem Teller

36 Prozent der im Handel oder in Restaurants angebotenen Fische und Meeresfrüchte sind falsch deklariert. Die Meere sind quasi rechtsfreier Raum.

Oft ist nicht das auf dem Teller, was auf der Speisekarte steht Foto: imago

Was gibt es heute zu Mittag? Ein paar Fischstäbchen in die Pfanne werfen? Sind schnell fertig, mag fast jeder. Oder besser ein Fischbrötchen zum Mitnehmen? In Deutschland wird Fisch traditionell ungern zu Hause zubereitet und vor allem außer Haus gegessen. Marktbeobachter orakeln noch, wie die geschlossenen Restaurants den Fischkonsum hierzulande beeinflussen, doch sie gehen von einer gesteigerten Nachfrage im Einzelhandel aus.

Kein Wunder: Während das Thema „Fleisch­essen“ inzwischen einem größeren Publikum als Problem bekannt ist, bleibt die Debatte über Fisch häufig in der Nische der ökologisch besonders Interessierten. Und so ist der Konsum von Frikadellen und Co inzwischen auf 59 Kilo pro Kopf gesunken, der Verzehr von Fisch aber steigt und liegt bei 14 Kilo pro Bundesbürger:in. Die Tendenz ist entscheidend: Vielen gilt Fisch als gesunde Alternative zu Fleisch. Vielleicht helfen Schlagzeilen wie die des britischen Guardian, das Problembewusstsein anzukurbeln.

Ergebnis der 44 Studien mit insgesamt 9.000 Proben von Fischen und Fischgerichten in 30 Ländern, die die Zeitung durchforstet hat: Weltweit sind 36 Prozent der auf Märkten, im Handel oder in Restaurants angebotenen Fische falsch deklariert. In Europa haben Restaurantbesucher demnach eine „50 Prozent“-Chance, dass sie in Wahrheit nicht den Zander, die Seezunge oder den Blauflossen-Thunfisch bekommen, den sie bestellt haben.

Auch Verbraucher:innen, die sich nicht für Umwelt- oder Ressourcenschutz interessieren, lassen sich nicht gerne für dumm verkaufen – und schauen künftig vielleicht genauer auf die „Wertschöpfungskette“ Fisch. Das wäre wichtig, denn weltweit warnen Wissenschaftler und Aktivsten, die sich mit dem Zustand der Ozeane befassen, vor zusammenbrechenden Fischbeständen und vernichteten Ökosystemen.

Nur ein verändertes Bewusstsein hilft

Eine brutale Mischung aus schädlichen, legalen Fangmethoden und illegaler Fischerei in immensem Ausmaß bedroht die Ressource Fisch. Wie den Nutztieren an Land kann auch den Fischen in den Ozeanen nur ein verändertes Verbraucherbewusstsein helfen, das bessere Gesetze und internationale Abkommen politisch notwendig und durchsetzbar macht. Denn die Meere sind bisher überwiegend ein quasi rechtsfreier Raum. Falscher Fisch auf dem Teller ist die logische Folge.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • Oppe'n Meer hieeßt det ook "Steuerboord-freier Raum"...

  • Warum sollten die Gastronomen moralisch besser sein, als die Poiltik die ihnen vorlebt dass die Welt beschissen werden will ?

    Und grad' beim Fisch ist der Betrug sehr einfach, denn erstmal filetiert kann selbst ein Kenner einen Kabeljau nicht von einem Alaska-Seelachs unterscheiden.

    Und schon garnicht einen Kabeljau von einem Dorsch ...

    Aber Spaß beiseite:



    Bei Fisch sind die Rohpreise so exorbitant unterschiedlich dass es sich da schonmal lohnt ein X für ein U auf dem Teller anzurichten ...

  • wiso die Überfischung der Meere in einem logischen Zusammenhang zur falschen Deklaration von Fisch im Handel führt erklärt der Artikel nicht....

    • @LuckyLulu :

      Weil es den Zander, Seezunge oder Blauflossenthun in der Menge, die da verkauft werden, gar nicht mehr geben kann - wegen Überfischung!?!



      Bitte ein klein wenig über den eigenen Tellerrand drüber wegsehen und überlegen.

  • Und dazu kommt dann noch diese leider vollkommen legale Wahrheitsverdrehung, dass zwar eine Wurst ohne Fleisch nicht Wurst heißen darf - wohl aber ein Fisch, der überhaupt gar kein Lachs ist, Seelachs heißen darf, ein Fisch der kein Aal ist (sondern ein Dornhai) Seeaal, und so weiter, und so fort.



    Vom Kliestier, das nicht mal ein Tier ist, ganz zu schweigen.