Besitzerlose Leihfahrräder Obike: Urbane Fahrradleichen
Ein Leihfahrrad-Anbieter steht vor dem Aus. Aber in Städten wie Berlin und München stehen die Räder noch haufenweise rum. Was passiert jetzt mit ihnen?
Die Stadt München beschwerte sich, die Firma überflute die Stadt mit ihren Rädern. Dort stehen nach der Insolvenz von Obike noch fast 3.000 Räder, die nach dem Willen der Stadt von den Straßen verschwinden sollen.
Auch in Kiel stehen in einer Fabrikhalle 10.000 Räder, die Obike in Deutschland aufstellen wollte. Harald Ploß hat die Lagerhalle vermietet. Er beklagt in einem Interview mit dem Stern: „Der Mietvertrag endete am 30. Juni. Ich habe schon seit Langem darauf hingewiesen, dass die Lagerfläche dann geräumt werden muss. Doch ich wurde immer wieder vertröstet. Seit Anfang Juni hat sich Obike gar nicht mehr gemeldet.“
Mittlerweile gehören die Obike-Räder der Schweizer Logistikfirma Umzug 24. Sie hat für die Firma die Räder auf den Straßen verteilt. Die Firma bleibt Eigentümerin der Räder, solang Obike nicht alle ihre Zahlungsforderungen erfüllt. Doch genau damit hat Obike Probleme. Umzug 24 verkauft die Räder deshalb mittlerweile online für 100 Euro.
Aktivist*innen fordern, Leihräder „zu befreien“
Berlin hat laut einem Sprecher der Senatsverwaltung für Verkehr noch keine Ahnung, wie die Leihfahrräder geräumt werden sollen, und auch keinen Kontakt zu Obike.
Urbane Aktivist*innen schlagen dagegen auf der Webseite librebike.info vor, die Obike-Räder „zu befreien“, indem man die Sicherungsmechanismen abbaut. Die anonyme Initiative will die Räder damit als öffentliches Gut verfügbar machen: Es sei „wichtig, sich neue Wege auszudenken, auf die diese Fahrräder genutzt werden können“.
Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) Berlin sieht das Scheitern von Obike im Kontext städtischer Konzepte für Mobilität: Mehr Leihfahrräder seien „erst mal eine gute Nachricht“, so Sprecher Nikolas Linck. Aber Unternehmen sollten sich ihrer Verantwortung für den öffentlichen Raum bewusst sein. Zurzeit würden viele Leihfahrradfirmen Berlin nutzen, um mit ihren Angeboten „zu testen, was geht und was nicht geht. Er fordert von Stadt und Anbietern, sich zusammenzusetzen und gemeinsam zu entscheiden, wie man den Betrieb von Leihrädern stadtverträglich machen könne.
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