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Beschleunigung von VerkehrsausbauSPD-Fraktion nähert sich FDP

Die Sozialdemokraten wollen laut einem Positionspapier den Verkehrsausbau beschleunigen. Auch beim Bau von Autobahnen soll es schneller vorangehen.

Neue Autobahnen mit der SPD? Foto: imago

Berlin taz | Bei der SPD-Fraktion klopft sich fest, was sich schon vor einigen Tagen abzeichnete. Die Sozialdemokraten rücken in der Verkehrspolitik an die Position der FDP heran, insbesondere mit Blick auf Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren. Das geht aus einem internen Positionspapier der SPD-Bundestagsfraktion hervor, dass der taz vorliegt.

Die Eckpunkte aus dem Papier sollen am Freitag auf der Klausurtagung der SPD-Bundestagsfraktion beschlossen werden. Am Donnerstag diskutierten die Sozialdemokraten neben dem Thema der Industrie in Europa vor allem auch über die Planungs- und Beschleunigungsverfahren. Die Fraktion knüpft damit an die Tagung ihrer Partei vor einigen Tagen an, wo bereits von einem „Turbo“ bei Infrastrukturvorhaben die Rede war.

Was die Sozialdemokraten in dieser Hinsicht auf den Weg bringen wollen, gilt deshalb als brisant, weil darüber große Uneinigkeit in der Ampel und zwischen den federführenden Ministern herrscht. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) und Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) stritten sich im Dezember auf offener Bühne darüber.

Knackpunkt in dem Streit ist bislang die Frage, ob es bei der Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren im Verkehr künftig auch um den schnelleren Bau von Autobahnen gehen solle. Die FDP ist dafür, die Grünen strikt dagegen. Letztere vertreten die Haltung, dass mit ihnen nur die Sanierung maroder Brücken auf Autobahnen zu machen sei, aber kein weiterer Bau von Bundesfernstraßen.

Die Grünen dürften erbost sein

In dem Positionsentwurf der Sozialdemokraten geht die Fraktion nun deutlich über die Haltung der Grünen hinaus, denen sie nach anfänglichem Zögern eigentlich im Ampelstreit zunächst noch den Rücken gestärkt hatte.

In dem Papier heißt es jetzt, dass alle Verkehrswege – Straße, Schiene und Wasserstraße – schneller geplant werden sollen. Weiter ist darin nicht nur die Rede vom Erhalt der Brückeninfrastruktur, sondern auch von Bauvorhaben weiterer „Ingenieurbauwerke[…] wie Tunnel, Schleusen und Wehre“. In den genannten Fällen sei im Rahmen des EU-Rechts dann auf erneute „Planfeststellungsverfahren mit Umweltverträglichkeitsprüfung zu verzichten“.

Die Umweltprüfungen wurden erstmals bei der Verabschiedung des Bundesverkehrswegeplans 2016 für die Bewertung von Straßenbauprojekten herangezogen. Umweltverbänden gelten diese Prüfverfahren in ihrer derzeitigen Fassung aber als zu lasch, da diese noch vor dem geltenden Klimaschutzgesetz verabschiedet wurden und somit deutlich hinter den Anforderungen zurückblieben, die wegen der Klimakrise nötig seien. Verabschiedet die SPD-Fraktion die Punkte des Papiers ohne Änderungen, dürfte das den Grünen nicht schmecken.

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11 Kommentare

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  • 600.000 Humvees hab ich bestellt. Kommen zu Montag in unsere Hafenstadt. Jeder kriegt eines.



    Der Vorteil: Humvees können nicht umkippen und man kann sie sogar stapeln!

  • Wie sagte einst Hr Lindner:"lieber nicht regieren, als schlecht regieren". Wer hätte gedacht, daß dieses Mantra nun für die Grünen derart aktuell werden könnte.

    Dank Lützerath brodelt es in der Grünen Partei. Ich glaube allerdings, daß man ihr dies noch irgendwie verzeihen wird (vor dem Hintergrund des UA Krieges).



    Sollten die Grünem aber beim Ausbau der Autobahnen nachgeben, wäre das der endgültige Offenbarungseid.

    Was FDP und offenbar nun auch die SPD da planen, ist das unmißverständliche Eingeständnis, daß ihnen weder das Pariser 1,5° Ziel, noch die Einhaltung der Verfassung, noch die Maßgabe des Klimaschutz Gesetzes sehr viel bedeuten (freundlich ausgedrückt).

    Und bei all dem ist es dann auch noch der Bruch des Koaltionsvertrags..

    Ich kann den Grünen daher nur raten, bei dem riesigen CO2 Einsparpotenzial im Verkehrssektor keinen Millimeter nachzugeben.

    Dies zu tun, wäre es nach m.E. für die Grünen politischer Selbstmord.. Und sollte es zum Äußersten kommen und die Grünen aus der Koaltion aussteigen, würde ihnen dies vermutlich sogar sehr große Sympathien einbringen (als moderne Robin Hoods)..

    (und btw: der Zeitpunkt könnte sich als günstig erweisen, denn ich glaube nicht, daß die CDU mit einem Krawall Populisten a la Merz große Aussichten auf das Kanzleramt hätte)...

  • Nach meinem Ökologie- Studium war ich noch der Ansicht, es werde bald einen neuen Forschungsschwerpunkt geben, der sich mit dem Rückbau und der Renaturierung von Verkehrsflächen befasst - es müssten nur mal die Grünen an die Regierung kommen; dann würde dem Irrsinn ein Ende gesetzt werden. Dann habe ich irgendwann, nach einigen Jahren Berufserfahrung als Ökologe gelernt, dass man sich mit "kleinen Dingen" zufrieden geben muss: Prima wäre ein kompletter Verzicht auf neue Autobahnen. Nun, nach einem weiteren Jahrzehnt habe ich verstanden, dass der Irrsinn erst dann endet, wenn wir jeden Meter unserer Landschaft komplett zerstört haben. Mein Trost: Die Natur wird Asphalt und Beton von ganz alleine renaturieren - man muss nur lange genug warten.

  • "Die Sozialdemokraten wollen (...) beim Bau von Autobahnen (...) schneller vorangehen."

    Und die Autorin heißt: N(ikol)a Endlich.

    Passt irgendwie. Na endlich! wird wieder was für uns Autofahrer getan.

  • 0G
    05867 (Profil gelöscht)

    Wen interessiert das noch…



    Wir wissen, wohin die Reise mit der Ampel führt: In die Klimakastrophe, in den Krieg, in die Armut, in die Obdachlosigkeit, in die Umweltzerstörung.



    In den sicheren Tod.



    Es wird nicht leicht, das Ruder noch umzulegen. Ein Scheitern erscheint nich5 unwahrscheinlich.

  • Die Grünen werden auch diese Kröte wieder schlucken. Machterhalt geht schließlich über alles. Definitiv nicht mehr wählbar.

  • Na da war der Mobilitätsgipfel für die Autolobby wie zu erwarten mal wieder sehr erfolgreich. Kein Wunder bei dem hohen Steueraufkommen das erst in den nächsten Jahrzehnten zurückgehen wird, wenn wir dann monatlich Milliarden Steuergelder für Hilfsmaßnahmen brauchen werden um die Klimakatastrophen nicht nur in unserem Land zu bewältigen. So wird die Natur selbst unsere Wirtschaft umbauen, ob die Vorstände wollen oder nicht. Nur wir Bürger in der Gesamtheit werden draufzahlen, vor allem die letzte Generation.

  • Verkehrsausbau, gute Idee!



    Ich wüsste noch einige Orte, wo Radwege und ÖPNV dringend fehlen, oder meinten sie schon wieder das Auto?

  • Schon interessant, wie eine 6% Partei die wirklich von der Mehrheit gewählten Anderen vor sich hertreibt. Warum klappte das bei 6% linkere parteien beispielsweise nie?

    • @Ungehorsam Bleiben:

      Bei den Koalitionsverhandlungen haben alle einen Teil ihrer Forderungen durchgesetzt. FDP und Grüne waren im Vorteil, da die SPD sie für eine Mehrheit brauchte.



      Offensichtlich hat man damals geschlafen und wundert sich heute was da eigentlich drin steht.



      Es steht zum Beispiel ganz klar drin, dass es kein Tempolimit geben wird.

      Über was beschweren sich dann die Grünen eigentlich, hätten sie damals richtig verhandelt.

    • @Ungehorsam Bleiben:

      Vielleicht haben bei der SPD, die ja Volkspartei ist, auch schon genug Leute angeklopft, denen die Anti-Auto-Politik gegen den Strich geht. Merke: wer SPD wählt, zählt oft zur arbeitenden Bevölkerung mit gewissem Mobilitätsbedarf.