Benedict XVI. in Australien: Warten auf "Sorry" des Papstes
In Australien geißelt Papst Benedict XVI. "unersättlichen Konsum" - und enttäuscht bisher Missbrauchsopfer von Priestern.
SYDNEY taz Papst Benedict XVI. hat beim katholischen Weltjugendtag in Sydney vor der Zerstörung der Erde durch die Verschwendung natürlicher Ressourcen, Entwaldung und Erosion gewarnt. Sie seien Folgen eines "unersättlichen Konsums". Australiens Regierung lobte er vor 150.000 Pilgern dafür, bis 2050 den Ausstoß von Treibhausgasen um 60 Prozent gegenüber dem Stand von 2000 senken zu wollen. Er erinnerte, dass einige Teilnehmer des Treffens aus Inselstaaten kämen, deren Existenz durch den steigenden Meeresspiegel bedroht seien.
Der Papst ist seit Sonntag in Australien. Donnerstag war der erste Tag, an dem er offiziell auftrat. Er ließ sich bei einer Schifffahrt durch Sydneys Hafen bejubeln. Bei einer Messe vor der Kulisse der Stadt begrüßte er die 200.000 nach Australien gereisten Pilger in mehreren Sprachen.
Der Papst geißelte die Verlockungen der modernen Unterhaltungsgesellschaft: "Alkohol- und Drogenmissbrauch, die häufig in Fernsehen und Internet als Unterhaltung präsentierte Verherrlichung von Gewalt und sexuelle Erniedrigung" zerstörten den gesellschaftlichen Zusammenhalt, mahnte er. Die Welt sei "der Gier, der Ausbeutung und der Spaltungen, der Langeweile falscher Idole und falscher Versprechungen überdrüssig",
Benedikt lobte die Entschuldigung der australischen Regierung an die Ureinwohner und wertete das im Februar von Premierminister Kevin Rudd ausgesprochene historische "Sorry" als richtungweisend. Es sei ein Beispiel der Versöhnung und gebe anderen Urvölkern Hoffnung. Rudds Entschuldigung hatte sich an die Mitglieder der sogenannten Gestohlenen Generationen gerichtet - meist Mischlingskinder, die oft gewaltsam von ihren Eltern entfernt worden waren, um sie in die weiße Gesellschaft zu integrieren.
Zu einer offiziellen Entschuldigung des Kirchenführers gegenüber den Opfern sexuellen Missbrauchs durch katholische Priester kam es am Donnerstag nicht. Mehrere Gruppen hatten Benedikt aufgefordert, sich wie im April in den USA auch in Australien bei den Opfern zu entschuldigen. Sie mussten vielmehr am Mittwoch einen Rückschlag hinnehmen. Der Organisator des Weltjugendtages, Bischof Anthony Fisher, hatte ihnen vorgeworfen, sie würden "griesgrämig auf alten Wunden herumreiten".
Kritikern beweist dies eine arrogante Haltung, mit der die Kirche in Australien die Frage der Versöhnung bisher angegangen sei. Anwälte werfen Rom vor, sich gegen jede Form von Wiedergutmachung zu wehren. Viele Betroffene dürften sich deshalb mit einer Entschuldigung allein kaum zufrieden geben. "Wir wollen nicht einfach nur Worte hören, wir wollen Taten sehen", so eine Sprecherin.
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