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Bedrohtes Kulturzentrum „Zukunft“No Future in Friedrichshain

Die Verdrängung des alternativen Kulturzentrums „Zukunft am Ostkreuz“ hat Symbolcharakter für ganz Friedrichshain. Der Kiez wandelt sich radikal.

Von sowas kommt sowas: Hinten Mediaspree, vorne Obdachlosigkeit Foto: Dirk Sattler/imago

“Keine Zukunft ohne Zukunft“ steht auf den Protestplakaten, die gerade an diversen Friedrichshainer Szeneorten zu finden sind. Sie beziehen sich auf das alternative Kulturzentrum Zukunft am Ostkreuz im Rudolfkiez, dem der Mietvertrag seitens des Eigentümers nicht verlängert wurde und dem Ende März nächsten Jahres das Aus droht.

Es macht Sinn, das wahrscheinliche Schicksal des Ortes “Zukunft“ nun mit der Frage nach der Zukunft des ganzen Bezirks zu verknüpfen. Und sich mal näher anzusehen, was denn so kommt nach dem Aus des “Zukunft“. Nicht nur direkt auf dessen Areal, denn darüber lässt sich nur spekulieren, schließlich lässt sich der Eigentümer bislang nicht in seine Karten blicken, sondern in der ganzen direkten Umgebung.

Denn die voraussichtliche Verdrängung des “Zukunft“ hat großen Symbolcharakter für den radikalen Wandel eines ganzen Kiezes. Die Gegend zwischen Ostkreuz und Warschauer Straße wird sich nämlich in den nächsten Jahren – also schon in unmittelbarer Zukunft – so dermaßen ändern, dass man sie kaum wiedererkennen wird.

Noch ist man im Pandemiemodus und hat ein wenig das Gefühl, die Zeit sei eingefroren und das einzige, was sich wirklich bewegt, sind die Viren im Raum. Aber in Wahrheit werden hier gewaltige Bebauungspläne vorangetrieben. Links und rechts neben dem “Zukunft“ wird das “A Laska“-Projekt entstehen, hochwertige Co-Working-Spaces. Löblich geplant mit nutzbarer Solarenergie vom Dach und viel Grün auf den Terrassen.

Eine Zukunft nur mit sehr viel Kapital

Aber wer sich die Animationen des Projektentwicklers dazu ansieht, weiß sofort: leisten können wird sich diese Büroflächen nur jemand mit wirklich sehr viel Kapital in der Tasche. Das gleiche gilt für den Ostkreuz Campus ums Eck, wo 10.000 Quadratmeter Bürofläche im Luxussegment entstehen werden.

Bewegt man sich dann weiter in Richtung Warschauer Straße, kommt man am RAW-Gelände vorbei, das so schön ranzig und kiezmäßig wirkt mit dem Graffiti überall und dem netten Kulturangebot. Doch auch hier gilt: Aufwachen, liebe Friedrichshainer!

Schon im Februar nächsten Jahres soll der Öffentlichkeit das Konzept für die Umgestaltung des Geländes präsentiert werden. Der Großteil der bestehenden Gebäude soll abgerissen werden, satte 150.000 Quadratmeter Geschossfläche neu entstehen und nebenbei noch ein 100 Meter hoher Büroturm. Der freilich wird dann im Schatten des Gebäudes nebenan stehen. Der Amazon-Tower an der Warschauer Brücke, der bereits gebaut wird, darf sich sogar 140 Meter in die Höhe strecken. Der Versandriese wird seinen Berliner Hauptsitz hierhin verlegen.

Friedrichshain, der Kiez der Hausbesetzer und Studenten, wird dann ein ganz anderer sein. Die Zukunft von heute ist dann Gegenwart und man wird sich wahrscheinlich fragen, ob man sich diese wirklich so gewünscht hat.

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5 Kommentare

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  • Another Future in FHain

    Anwohner werden aus subjektiven Gründen den Abriss des RAW-Geländes sicherlich großteils befürworten.

    Der Abriss verschafft den Anwohnern womöglich ein Mehr an Lebensqualität, nämlich urbaner Ruhe.

    Das wollen Kiezler doch, zentral wohnen und dennoch Sauberkeit und Ruhe genießen.

    Auf Partypublikum, das nicht aus FHain kommt, verzichtet man gerne.

  • Friedrichshain, der Kiez der Hausbesetzer und Studenten, wird dann ein ganz anderer sein.

    Friedrichshain vor der Wende war auch ein ganz anderer: Einer der arbeitenden Bevölkerung. Wir Hausbesetzer waren schon ab 91 größtenteils Ex-Besetzer (Vertrag oder Räumung) und immer eine Minderheit im "Kiez". Friedrichshain ist kein Kiez ,sondern ein Stadtteil,der verschiedenen Kiezen besteht.Die autochthonen F-Hainer wurden im Laufe des Jahrzehntes verdrängt,es fand ein gewaltiger Bevölkerungsaustausch statt - das Durchschnittsalter im Bezirk betrug zwischenzeitlich 30 Jahre! F-hain wurde der neue In- und Ausgehbezirk.



    Gentrifizierung ist also nichts neues. Meine Beschreibung ist natürlich subjektiv und verkürzt,aber auf jeden Fall immer noch näher an der Wahrheit als der geschichtsverklitternde und verklärende letzte Absatz.

  • Wer hat sich das denn gewünscht? Eigentlich niemand oder?

    Wenn dann haben sich das ein paar Spekulanten gewünscht. Und die haben genau das bekommen was sie wollten. Geld.

  • Die Mietverträge für solche Orte waren nach der Wende bewusst als Zwischennutzung konzipiert und waren in aller Regel zeitlich befristet. Die Vergänglichkeit solcher Orte war doch immer Teil des Konzeptes. Insoweit kann ich mich auch nicht mit dem Wort "Verdrängung" anfreunden. Es erfüllt sich lediglich das Schicksal der Zukunft.

    • @DiMa:

      Das "Kulturzentrum" ist erst 2011 entstanden. Es gab allerdings Vorgänger .



      Ich kann mich aber nicht des Eindruckes erwehren das hier einfach ein typischer Fall vorliegt: Eine von vielen Locations mit denen man gut verdienen kann-was jedem gegönnt sei-aber halt mit den üblichen Kündigungsfristen eines üblichen Mietvertrages. Und natürlich benutzt man nun die üblichen Argumente wie ""bereits vorbestimmte Einebnung aller alternativen kulturellen und Kulturwirtschaftlichen Konzepte in der Hauptstadt". (www.backstagepro.d...-08-06-3Y2SX2zRrG)



      Man kann es aber auch etwas anders sehen : Große Kapitalisten fressen kleine Kapitalisten!