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Bedrohter Studiengang in Hamburg„Wir sind besonders“

Der Studiengang Holzwirtschaft soll nach 65 Jahren abgeschafft werden. Keine gute Idee, sagt Fachschaftsrätin Victoria Mader, denn die Ausbildung sei einmalig

Wollen ihr Fach behalten: Studierende der Holzwirtschaft gingen am 3. Mai auf die Straße. Foto: privat

taz: Frau Mader, Ihr Fachschaftsrat kämpft seit Wochen für den Erhalt des Zentrums für Holzwirtschaft. Warum ist der Studiengang unverzichtbar?

Victoria Mader: Es gibt unseren Studiengang seit 65 Jahren, und er ist besonders. Das Wort „Wirtschaft“ im Namen legt zwar nahe, dass es ein Wirtschaftsstudium ist. Es ist aber viel breiter angelegt. Da ist Forstwesen, Physik, Biologie und Chemie mit enthalten. Wir fordern den Erhalt der Studiengänge und die weitere Zusammenarbeit mit dem Thünen-Institut des Bundes, mit dem wir uns in Lohbrügge einen Campus teilen. Es gibt dort auch einen wunderbaren Garten mit Bäumen aus der ganzen Welt. Die Zusammenarbeit geht Hand in Hand.

Das Zentrum bildet für die Holzbranche aus. Das gehört doch an die Fachhochschule.

Nach dieser Logik müsste man auch zum Beispiel die Pharmazie auslagern. Aber das Argument trifft nicht zu. Menschen, die hier studieren, arbeiten später bei Umweltorganisationen oder beim Zoll, sie arbeiten im Holzhandel oder entwickeln neue Spanplatten für Möbel. Das ist nicht nur eine Branche. Der universitäre Ansatz kommt hier voll zum Tragen.

Der Spar-Streit

Das Zentrum für Holzwirtschaft gehört zur Fakultät Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften (MIN) und die muss sparen.

Ende Januar wurden Pläne der Biologie bekannt, das Zentrum für Holzwirtschaft mit rund 250 Stduierenden und 60 Mitarbeitern bis 2020 schließen zu wollen. Andere Bereiche des Fachs sollen geschont werden.

Uni-Präsident Dieter Lenzen bot im Februar Schlichtung an und der Wissenschaftsausschuss diskutierte am 19. April über die Schließung. Alle Parteien forderten den Erhalt der Fakultät.

47, Betriebswirtin, studiert Holzwirtschaft im 6. Semester und ist Sprecherin des Fachschaftsrates.

Wofür ist diese Breite wichtig?

Wenn beim Zoll Hölzer auftauchen und ich wissen will, ob das geschützer Palisander ist, erkenne ich das mit Hilfe der Biologie. Wenn ich wissen will, wie ein Sägewerk funktioniert, brauche ich Physik. Will ich wissen, ob ein Balken eine Belastung aushält, brauche ich Physik und Biologie. Und will ich Papier herstellen, benötige ich Chemie. Der Umgang mit Holz ist auch wichtig für das Klima. Alles Kohlenstoffdioxid, das frei wird, wird zum großen Teil von Bäumen wieder gebunden. Wenn wir Holz schlagen und es verarbeiten, ist es wichtig zu schauen, was wir in der Produktion machen und ob das Kohlenstoffdioxid wieder frei wird.

Es hieß im Wissenschaftsausschuss, dass es stattdessen einen neuen Studiengang Umweltwissenschaften geben soll.

Der Studiengang wäre sehr verwässert. Wir hatten sieben Professuren. Weil die Uni Geld sparen muss, sollen bis 2020 nur noch zwei davon erhalten werden. Das wäre nur ein kleiner Rest, mit der die Breite der jetzigen Ausbildung nicht erhalten werden könnte. Außerdem gibt es Umweltwissenschaften längst an anderen Hochschulen.

Die grüne Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank sagte, es gebe interne Gespräche für eine Lösung an der Uni.

Dort beredet man zurzeit die eben genannte Sparlösung. Ich hoffe aber, dass hinter geschlossenen Türen auch zwischen Senat und Uni-Präsidium gesprochen wird. Was bei uns passiert, ist Ausdruck der Finanzpolitik. Weil die Uni bis 2020 nur 0,88 Prozent Steigerung bekommt, wird überall Geld knapp. Jetzt knallt es bei uns, demnächst sind andere Fächer dran.

Wäre es gut, das Zentrum an die Technische Universität (TU) Harburg zu verlagern?

Wir hätten nichts dagegen. Die Frage ist aber, ob die TU das Geld hat, das der Uni jetzt fehlt.

Sie haben demonstriert, waren im Wissenschaftsausschuss und es gibt sogar eine Petition mit 35.000 Unterstützern. Fällt Ihnen noch was ein?

Die Planungen laufen.

Man hört, der Allgemeine Studierendenausschuss plane eine Anti-Exellenz-Initiative. Machen Sie da mit?

Ich persönlich sehe die Exellenz-Initiative kritisch. Es gibt bei uns Stimmen, die sagen, wenn die Grundfinanzierung gewährleistet ist, kann man Exzellenzförderung machen. Problematisch finden wir alle, diese zu nutzen, um Löcher in der Grundfinanzierung zu stopfen.

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2 Kommentare

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  • Ziemlich unreflektierter, teils fehlerhafter Text.

     

    "bis 2020 0,88%" ist falsch. Das ist die jährliche Steigerung, die man durchaus kritisieren kann, aber der Jahreshinweis sollte nicht fehlen.

     

    "Es gibt unseren Studiengang seit 65 Jahren, und er ist besonders." Das ist kein Argument. Für besonders kann man jeden Studiengang halten und die Alchemie musste auch irgendwann gehen... nun, es ist ggf ungerecht, einfach monokausal auf andere Fachrichtungen zu verweisen, klar, schon richtig, aber: "Nach dieser Logik müsste man auch zum Beispiel die Pharmazie auslagern."

     

    Nein, müsste man nach der Logik nicht, da es hier um Medizin gibt, die an Universitäten angesiedelt ist. Möbeldesign ist da noch einmal ein anderer Schnack.

     

    "Außerdem gibt es Umweltwissenschaften längst an anderen Hochschulen.": Ja, und? Warum denn? Weil es eine Wissenschaft ist, die das besagte breite Spektrum anbietet und einem ermöglicht, sich auch im Möbelbau zu spezialisieren. Daher ist der Hinweis auf die Anzahl an Professuren etwas sinnfrei, da dies die Holzwirtschaft genau so betrifft. Die angehenden Umweltwissenschaftler haben aber Vorlesungen an dutzenden Instituten und zahlreichen Fakultäten offen. So kann man einerseits Doppelstruktur vermeiden und vorhandenen Mittel besser nutzen, zum anderen sich auf seine Spezialisierung (z.B. per Masterstudium?) konzentrieren -- so wie es an Universitäten eben üblich ist.

     

    Aber ach, was soll's... "wir sind besonders, mögen keine Veränderungen, nachdenken ist doof und daher fallen uns Uni-Studenten auch keine stichhaltigen Argumente ein". Na Prost Mahlzeit.

    • Bruno , Moderator
      @Verkehrsfritze:

      Lieber Leser,

      Ja, stimmt, der Hinweis, dass es bei 0,88 Prozent um die jährliche Steigerung geht, fehlt in diesem Text, guter Hinweis. Es handelt sich hier um ein Interview, dass auf begrenztem Platz in unserer Lokal-Printausgabe erschien. Es steht dem Leser frei, die Antworten auf Fragen falsch oder richtig zu finden.

      Freundliche Grüße Kaija Kutter