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Bayerisches Volksbegehren für G 9Super-Horst und das Turbo-Abi

Bayerns SPD und Grüne sind gegen ein Volksbegehren für ein langsameres Abitur. Das Turbo-Abi G 8 könnte aber trotzdem kippen.

Los, schreib schneller: G8 bedeutet zu viel Stoff in zu kurzer Zeit, keine Freizeit, zu junge Absolventen, sagen Kritiker. Bild: dpa

BERLIN taz | Michael Piazolo hat ein Gespür für die Gemütslagen der Bayern. Der Generalsekretär der Freien Wähler initiierte ein erfolgreiches Volksbegehren gegen Studiengebühren. Aktuell sägt er am G 8, dem Abitur nach acht Jahren Gymnasium. Opposition und Lehrer sind gegen das G 8.

Ihre Kritik: zu viel Stoff in zu kurzer Zeit, keine Freizeit, zu junge Absolventen.Weil es kaum laute Befürworter gibt und sich Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) ein Hintertürchen offen gelassen hat, könnte das G 8 tatsächlich kippen. Sollte das größte Bundesland zum G 9 umschwenken, hätte es eine Vorbildwirkung für ganz Deutschland.

Wie bei den Studiengebühren streben die Freien Wähler ein Volksbegehren an. Die erste Hürde dazu, 25.000 Unterschriften, haben sie schon genommen. In den nächsten Wochen prüft das Innenministerium den Entwurf: Die bayerischen Gesetze schreiben nämlich vor, dass das Ergebnis eines Volksbegehrens nichts kosten darf.

Ein Jahr länger zum Abi zum Nulltarif? Das ist der größte Stolperstein im Vorschlag der Freien Wähler – und spaltet die G-8-Gegner. „Wir wollen keine Billiglösung“, sagt Martin Güll, Bildungsexperte der SPD. Das G 8 kostenlos zu einem G 9 zu machen hält er für „Quatsch“.

Stimmung in der Bevölkerung

Ähnlich sehen das die Grünen „Wir wollen kein schlechtes G 8 durch ein schlechtes G 9 ersetzen“, sagt der Parlamentarische Geschäftsführer, Thomas Gehring.

Weil ihr Volksbegehren nichts kosten darf, ist der Entwurf der Freien Wähler als Sparversion ausgefallen: Schulen sollen selbst wählen können, ob sie einen G-8- oder einen G-9-Zweig anbieten. Das neue G 9 würde so aussehen wie das G 8, nur ein Jahr länger dauern. Wirklich glücklich sind damit nicht mal die Freien Wähler.

Der Bayerische Philologenverband kritisierte das G 8 schon früh – das Konzept der Freien Wähler gefällt ihnen aber auch nicht. „Zum Nulltarif zum G 9, das wird nicht gehen“, heißt es beim Verband. Er will bald einen eigenen G-9-Entwurf vorlegen.

Was den Vorschlag der Lehrer angeht, zeigte sich selbst Ministerpräsident Horst Seehofer offen. Und noch eine Chance hat das G 9: die Stimmung in der Bevölkerung. Schon bei den Studiengebühren hatte Seehofer das Volksbegehren abgeräumt, indem er die Unibeiträge einfach selbst abschaffte.

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7 Kommentare

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  • M
    Mier

    Oh Tomas. Deine Rechtschreibung sagt aber auch Einiges über das 12-jährige Abitur aus.

    • @Mier:

      ich habe gar kein Abitur..., nur 10 Klassen POS, ich dummer Ossi...,

       

      sehr geehrte MIER

      es geht in dem Artikel nicht um mich und meine schlechten Rechtschreibkenntnisse...,

  • 12 Jahre Abi haben Generationen von DDR Jugendliche geschafft, wenn Bayern meint daß ihre Jugendliche dies nicht schaffen sagt daß auch eine Menge aus,

    Sind bayrische Jugendliche dümmer wie Ossi's...??

  • G
    gast

    Ich wünschte, zu meiner Zeit hätte es bereits G 8 gegeben. Ich wäre ein Jahr weniger dem schädlichen Einfluss der Schule und der Lehrer ausgesetzt gewesen.

  • Komisch das Sachsen seit der Wende 8 Jahre Abitur hat und soweit ich weiß, steht es damit recht gut da im Bildunsgvergleich. Ich habe auch 8 Jahre Abi gemacht und hatte trotzdem genug Freizeit.

  • B
    Bavaroid

    "Schon bei den Studiengebühren hatte Seehofer das Volksbegehren abgeräumt, indem er die Unibeiträge einfach selbst abschaffte."

     

    Und damit letztlich verhindert, dass zu dem Thema mal wirklich Argumente ausgetauscht werden konnten, inklusive z.B. dem Missverhältnis von Kosten für Kitas und den vergleichweise kleinen Studiengebühren. So blieb dann alles beim alten: Zukünftige Akademiker mit guten Chancen auf überdurchschnittliche Einkommen, die meisten schon aus Akademikerhaushalten mit überdurchschnittlichen Einkommen stammend bekommen ihr Leckerli, und da, wo es wirklich hakt (Bildungschancen unabhängig von der Herkunft, Kosten der Kinderbetreuung) macht man weiter wie bisher. Ohne Diskussion.

  • UF
    Ulrich Frank

    Wie wäre es, die Verursacher des verkrachten G8 - darunter Frau Schavan - für die Neuumstellung zur Kasse zu beten? Hinter dem G8 stand nie eine breite Bewegung. Wieso müssen stets die Bürger den Schaden ausbaden bzw. die Zeche zahlen?