Bahnfahrer*innen im Rollstuhl: 1. Klasse nicht vorgesehen
In der 1. Klasse der Deutschen Bahn gibt es keine Plätze für Rollstuhlfahrer*innen. Constantin Grosch kritisiert das – und stößt auf Unverständnis.
Er wolle mit dem Tweet aber lediglich zum Ausdruck bringen, dass es in der Klasseneinteilung in Zügen auch zu Diskriminierung unabhängig vom sozialen Status komme, sagt Grosch. Der 30-jährige Abgeordnete bezeichnet sich selbst als „großen Fan von Öffis“. Nicht nur, weil Menschen mit Behinderungen auf ihn angewiesen seien, sondern auch, weil der ÖPNV die Möglichkeit biete, die Gesellschaft ökologischer zu machen.
Neben seiner Tätigkeit im Aufsichtsrat der Verkehrsgesellschaft Hameln-Pyrmont ist Grosch in der Behindertenbewegung aktiv. Weil die Suche nach einer barrierefreien Uni und Wohnung so schwierig war, begann er sich zu engagieren, zunächst im eigenen Interesse.
Mit dem selbst gegründeten Verein „Ability Watch“ legte Grosch 2020 Verfassungsbeschwerde gegen ein Gesetz zur Regelung in Triage-Situationen ein. Über den daraufhin überarbeiteten Gesetzentwurf wurde am Donnerstagabend im Bundestag abgestimmt. Aber auch bei „plakativen Aktionen“, wie Grosch sie nennt, sei er dabei gewesen: „Wir haben uns an den Bundestag gekettet, um Aufmerksamkeit auf unsere Forderungen zum Bundesteilhabegesetz zu lenken.“
Barrierefreiheit für alle
Barrieren begegnen Grosch in seinem Alltag nicht nur beim Bahnfahren: „Es ist gut und wichtig, dass im öffentlichen Sektor mittlerweile barrierefrei gebaut werden muss, aber mein Leben findet nicht im Rathaus statt, sondern im Supermarkt, im Kino oder im Restaurant.“ Im Verkehr und bei privaten Bauten fehle es nach wie vor an Vorschriften.
Die 1. Klasse in Zügen ganz abzuschaffen, hält Grosch nur im Nahverkehr für sinnvoll, da gerade hier der Nutzen fraglich sei. Im Regional- und Fernverkehr findet er: „Wenn die Unternehmen das aus wirtschaftlichen Gründen beibehalten wollen, sollen sie das tun, nur muss das Angebot für alle zugänglich sein!“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja