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BBC-Interview mit AfD-PolitikerinEmily Maitlis entlarvt von Storch

Die Journalistin Emily Maitlis konfrontiert in ihrer Sendung „BBC Newsnight“ die AfD-Politikerin Beatrix von Storch mit Fakten.

Die britische Journalistin Emily Maitlis Foto: dpa

Stellen Sie sich vor, es gibt Fakten – und trotzdem wird einfach etwas anderes behauptet. Kommt Ihnen bekannt vor? Klar, mit Aufkommen des Begriffs „Fake News“ wird viel darüber geredet. JournalistInnen sind unter anderem dafür da, Behauptung von Fakt zu unterschieden und Aussagen auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen. Genau das hat die „BBC“-Journalistin und Moderatorin Emily Maitlis gemacht.

In ihrer Sendung „BBC Newsnight“ von Mittwochnacht interviewte sie die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der AfD im Bundestag, Beatrix von Storch. Neben Nachfragen zur Flüchtlingspolitik der Partei wollte sie von von Storch auch wissen, warum sie Falsch-Aussagen über das Ausmaß von Straftaten in Deutschland verbreite. Anfang der Woche hatte Trump über seinen Twitter-Account mitgeteilt, dass in Deutschland die Kriminalitätsrate stark angestiegen sei. Von Storch teilte den Tweet, obwohl die Aussage nicht simmt. Maitlis konfrontierte die Politikerin also mit der jüngsten Kriminalstatistik. Die Zahlen geben ein anderes Bild wieder. Die Politikerin beharrte dennoch auf ihren Behauptungen. „Sie nutzen Kriminalstatistiken, um Menschen zu verängstigen“, antwortet darauf Maitlis energisch. Der „Newsnight“-Tweet mit einem Interview-Auszug ging über Nacht in den sozialen Medien viral.

Das Intermezzo mit von Storch war für die 47-Jährige Journalistin vermutlich kein allzu schwerer Brocken. Die gebürtige Kanadierin arbeitet seit 2001 für die BBC. Maitlis begleitete Wahlen und Referenden. Der Sender bezeichnet sie als eine der besten im britischen Journalismus. Im vergangenen Jahr wurde sie vom London Press Club als Journalistin des Jahres ausgezeichnet. Sie weiß, die richtigen Fragen zu stellen.

Schließt sich die Frage im Umgang mit Rechten wie die der AfD an und ob es sinnvoll ist, unbedingt von Storch eine weitere Möglichkeit zu bieten, falsche Behauptungen zu wiederholen? Oder ist die Konfrontation nicht genau der richtige Weg, Falsch-Aussagen zu entkräften? Bekanntlich gibt es dazu unterschiedliche Positionen. Die Arbeit, die Emily Maitlis gemacht hat, entspricht der zweiten. Sie hat gezeigt, wie das funktionieren kann.

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19 Kommentare

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  • Da brat mir einer einen Storch!

  • Andere Länder haben noch Journalismus im Fernsehen; Deutschland hat stattdessen Talkshows (Talk = Phrasendreschen).

     

    Noch nicht einmal Thatcher konnte oder wollte den BBC abschaffen! In Deutschland wurden unter Kohl und Postminister Christian Schwarz-Schilling die Privaten als bewußte und gewollte Grundlage der CDU-Herrschaft eingeführt. Die "geistig-moralische Wende" gegen Willy Brandt gelang der CDU im öffentlichen Rundfunk dauerhaft. Seit der Demontage des Chefredakteurs des ZDF, Nikolaus Brender, durch die CDU gibt es keinen profilierten unabhängigen Journalisten mehr im deutschen Fernsehen.

     

    1945 galt der öffentlich-rechtliche BBC als Vorbild für eine unabhängige, nicht verhetzte und auf solider Information beruhende öffentliche Meinung.

     

    Heute beherrschen die Wortführer die öffentlichen Meinung durch Phrasendreschen und Herumpöbeln - ein rechtslastiges Fernsehen weitgehend ohne Journalismus.

  • Wofür ist es wichtig dass die Journalistin 47 Jahre alt ist?

    • @Florence Green:

      Bekanntlich sind die schwierigen zehn Jahre der Frau -die zwischen 40 & 42!;)(

       

      So aber 47 ist doch - auch wenn Männer bekanntlich besser sehen als denken können wie Frauen auch - jeder frauman klar - daß Emily Maitlis über eine gehörige Portion Lebenserfahrung verfügt & Das ist wahrscheinlich nicht nur für mich von Interesse!

       

      unterm——> britischer/BBC-Journalismus - ist für mich gut gezeigt!

      So. Als Labour-Führer Neil Kinnock einst im Interview derart an den Eiern gepackt war! Daß er das hängende Mikro dem Gegenüber ins Gesicht schleuderte! Einem Parteifreund!

       

      Gegen z.B. den Obama-Interview-Flop

      Des ZDF-Anchormann Kleber Claus!

      Klar - Nichtjournalist.

      https://www.youtube.com/watch?v=1DV70miSeRI

       

      //http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/claus-kleber-twittert-crazy-wozu-obama-besser-13001083.html

       

      Melodie - Arschkriecherballade!

      &

      Aus solchem Quark werden gern Regierungssprecher gerührt - wie exFähnleinführer Mr. Fassonschnitt

      Seiberts Steffen!

       

      Na - Si‘cher dat. Da mähtste nix so fix!

      Normal.

  • Die Debatte ist sehr schwierig, weil die Jahre nicht wirklich vergleichbar sind.

     

    Siehe PKS2017 Hinweise zu den Daten: https://www.bka.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/PolizeilicheKriminalstatistik/2017/Zeitreihen/hinweiseZuDenDaten_pdf.pdf?__blob=publicationFile&v=2

     

    Darin steht: "Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung

    Mit dem „Fünfzigsten Gesetz zur Änderung des Strafgesetzbuches - Verbesserung des Schutzes der sexuel-

    len Selbstbestimmung“ vom 04.11.2016 wurden im Sexualstrafrecht bisherige Straftatbestände geändert

    und neue Straftatbestände geschaffen. Im PKS-Straftatenkatalog sind bereits 2017 erste Umsetzungen er-

    folgt. Weitere Anpassungen erfolgen ab der PKS 2018.

    Dies hat zur Folge, dass der Vergleich der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung mit den Vorjah-

    ren nicht bzw. nur eingeschränkt möglich ist."

     

    Ich würde mir wünschen, zu lesen, wie die Zahlen zu verwenden sind, BEVOR man die Zahlen verwendet.

    Sonst kommt man in der Debatte nicht weiter.

  • Blöd nur, wenn im Interview-Ausschnitt die Storch nichts Falsches sagt:

    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2229/umfrage/mordopfer-in-deutschland-entwicklung-seit-1987/

    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1587/umfrage/vergewaltigung-und-sexuelle-noetigung/

     

    Was nicht heißt, dass ich Storchs Erklärungen für die Zahlen teile.

     

    Aber die Taz-Redakteurin blamiert sich auch, wenn sie recherchefrei Häme über der Storch ausschüttet. Mord- und Vergewaltigungsfälle sind tatsächlich seit 2015 signifikant gestiegen.

     

    Aber auf sowas braucht man ja in Zeiten des Gesinnnungsjournalismus nicht achten, weder Tazlerin noch BBClerin. Gute Nacht.

    • @stiller123:

      Nur beißt Frau Storch sich an der Behauptung fest, die Kriminalstatistik sähe nur so gut aus, weil Fahrraddiebstähle nicht mehr angezeigt werden. (Obwohl auch die Autodiebstähle zurückgegangen sind. Werden die nun auch nicht mehr angezeigt?) Dabei sind aber tatsächlich auch die Gewaltdelikte zurückgegangen, wenn Sie sich die Statistik anschauen. Und was die Vergewaltigungen betrifft, da kann auch das Storch-Argument umgedreht werden: Nämlich, das solche Delikte eher angezeigt werden. (Was nicht heißen soll, dass dies mehr als eine Vermutung ist.) Und in der Mord- Statistik 2016/17 sind z.B. 87 Fälle enthalten, wo ein Krankenpfleger Patienten vergiftet hat. Solche Feinheiten interessieren natürlich eine Frau v. Storch auch nicht.

      • @Artur Möff:

        Ich teile Ihre Einschätzung, dass seit der Silvesternacht 15/16 häufiger angezeigt wird. Vielen Dank für den Hinweis auf die Autodiebstähle und den Krankenpfleger. So entsteht doch schon differenzierteres Bild - schön!

  • von Storch: Mord und Vergewaltigung sind stark gestiegen.

    Maitlis : Das ist alles falsch

    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2229/umfrage/mordopfer-in-deutschland-entwicklung-seit-1987/

    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1587/umfrage/vergewaltigung-und-sexuelle-noetigung/

     

    taz: Schließt sich die Frage im Umgang mit Rechten wie die der AfD an und ob es sinnvoll ist, unbedingt von Storch eine weitere Möglichkeit zu bieten, falsche Behauptungen zu wiederholen? Oder ist die Konfrontation nicht genau der richtige Weg, Falsch-Aussagen zu entkräften? Bekanntlich gibt es dazu unterschiedliche Positionen. Die Arbeit, die Emily Maitlis gemacht hat, entspricht der zweiten. Sie hat gezeigt, wie das funktionieren kann.

  • 8G
    80336 (Profil gelöscht)

    Chapeau!

    Damit konnte Frau Plapperstorch aber auch nicht rechnen, dass ein Journalist vorher seine Hausaufgaben gemacht hat, noch dazu ein "Ausländer".

  • 9G
    98589 (Profil gelöscht)

    Wo sind die bissigen Journalisten hierzulande?

    Sie stecken zu tief im Politsumpf und wollen sich ihre Karriere nicht ruinieren.

  • Da muß erst jemand vom BBC vormachen, wie man ein Interview mit dieser Hetzerin führt und sich nicht dabei alles diktieren lässt vom besorgten Bürger.

  • Sehenswertes Video. Bei von Storch fehlte nur noch der Schaum vor dem Mund.

     

    Aber man sollte sich da nicht vertun, die Fakten mögen falsch sein, aber die Wut ist echt. Diese Leute sind gefährlich, rationalen Argumenten nicht mehr zugänglich und stehen kurz davor, die letzte Kontrolle über sich zu verlieren. Man könnte das fast als einen politischen Amoklauf interpretieren: Die Folgen ihrer Handlungen sind vielen dieser Leute völlig egal, es geht nur noch um ein ausagieren von unkontrollierbarer Wut. Wer sich schon immer gefragt hat, wie es zu Dingen wie Lynchjustiz, Pogromen und Völkermorden kommt, kann sich diese Entwicklung gerade ganz aus der Nähe anschauen.

    • @Mustardman:

      Da haben sie bei einigen Leuten sicherlich recht, dieses Phänomen ist jedoch nicht den rechtsextremen Kreisen vorbehalten, sondern auch den Linksextremen. Das "Feindbild" muss bekämpft werden, mit allen Mitteln. Dies konnte man ebenfalls wunderbar in den letzten Jahren beobachten. Man sollte sich einfach mal fragen, warum die AfD überhaupt so groß werden konnte. Das ist nämlich die Kernfrage und mit dieser müssen sich alle Parteien einmal ganz objektiv auseinander setzen.

      • @Tom Tombadil:

        Diese Gwbetsmühlw ist ebenso Fake News. "Mit allen Mitteln" schließt körperliche Gewalt ein. Wie die gerade korrigierte amtliche Mordstatistik, die unabhängigwn Recherchen zum Thema, sowie die tausenden nichttödlichen Körperverletzungen, Brandstiftungen, anonymen Morddrohungen und Einschüchterungsversuche deutlich aufzeigen kommt die Gewalt aus der rechten Szene, und wird von Figuren, die an der Grenze auf Kinder schießen wollen befördert und insgeheim beklatscht. Der rechte Daueropferquatsch ist vor allem eins: heiße Luft, um die eigene Brutalität als angebliche "Notwehr" dem gerechten Urteil der öffentlichen Meinung zu entziehen. Die Gerichte lassen sich davon aber nicht täuschen.

        • @Volker Maerz:

          "Der rechte Daueropferquatsch ist vor allem eins: heiße Luft, um die eigene Brutalität als angebliche "Notwehr" dem gerechten Urteil der öffentlichen Meinung zu entziehen. Die Gerichte lassen sich davon aber nicht täuschen."

           

          Ich spreche von den Extremen (Links-, Rechts-) und finde beide absolut inakzeptabel. Finde aber den Hang, siehe oben, auch völlig daneben. Weil, wenn es eben extrem wird, machen extreme Linke eben auch keine Gefangenen und das will ich einfach benannt wissen. Dort tifft Dein Zitat ebenso auf die andere Seite zu. Da wird mit Molotowcocktails und Steinen auf Menschen geworfen, mit Zwillen und Stahlkugeln auf Menschen geschossen, Gegenstände in Brand gesetzt, Menschen aufgelauert, eingeschüchtert und verfolgt, Adressen von unliebsamen Personen im Netz verteilt. Und weil rechtsextreme Gewalt häufiger vorkommt, legitimiert das nicht die gleiche linksextreme Gewalt. Wenn jemand zwei Menschen tötet ist er wohl kaum "menschlicher" als jemand der fünf Menschen tötet oder? Zumindest sollte er nicht in Schutz genommen werden. Ein gleicher Maßstab für alle wäre einmal eine erfreuliche Abwechslung.

      • @Tom Tombadil:

        Schon wieder dieses Stereotyp: nein, es gibt keine Symmetrie zwischen Rechts und Links. Schon gar nicht in diesem land, schon gar nicht mit dieser Geschichte.

         

        Und noch dieses "man sollte sich einfach fragen..." -- seien Sie doch mutig! Beziehen Sie Stellung!

         

        Jaja, Sokrates hat das auch gemacht, das mit den Fragen. Aber Sokrates war weise, das sind die wenigsten von uns. An den meisten von uns sieht das einfach nicht schick aus.

        • @tomás zerolo:

          Zum Thema Links, Rechts und Geschichte in diesem Land:

          Als die NSDAP an die Macht kam, hätte es auch die KPD (linkes Spektrum) werden können und laut Historikern wäre das auch eine Diktatur geworden. Da hätte es ebenfalls eine menge Opfer gegeben, allerdings hätte es wahrscheinlich keinen Holocaust gegeben.

          Ansonsten verweise ich auf Hitler, Stalin und Mao sowie KZ, Gulag und die DDR. Sicherlich wollte kein Opfer von irgendwem umgebracht werden, egal welches politische Spektrum gerade bedient wurde. NSU und RAF waren auch nicht gerade "Pfadfindergruppen".

          Wir leben aber im hier und jetzt und nicht in der Vergangenheit. Jetzt läuft ein Genozid in Nordsyrien an Kurden, durchgeführt von der Türkei mit Hilfe deutscher Panzerlieferungen durch unsere Regierung. Offensichtlich haben "die Deutschen" nichts aus dem Holocaust gelernt, aber hauptsache "wir" rufen uns immer den Holocaust und die Vergangenheit in Erinnerung. Bei "uns" empört man sich lieber über Worte und wie jemand anscheinend etwas meint. Für mich etwas schizophren.

           

          Viele Menschen sind unzufrieden mit der derzeitigen Politik, betrifft nicht nur Deutschland, sondern Teile von Europa und deshalb machen sie ihr Kreuz woanders. Die etablierten Parteien zeigen aber immer auf die anderen, anstatt einmal zu resümieren, warum sich Wähler von ihnen abgewand haben. Das hat die SPD sogar in Auftrag gegeben und heraus gekommen ist, das sie ihren Kanzlerkandidaten zu spät der öffentlichkeit vorgestellt haben, O-Ton A.Nahles. Da kann man sich eigentlich nur noch wundern.

           

          "Aber Sokrates war weise, das sind die wenigsten von uns. An den meisten von uns sieht das einfach nicht schick aus."

          Da haben Sie sicherlich recht und hinterher ist man oftmals schlauer.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Mustardman:

      Das stimmt schon, denen geht es nicht um die Wahrheit.

       

      Dennoch können sich Plasberg, Maischberger und die ganzen Flitzpiepen eine Scheibe von journalistischen Arbeit dieser Journalistin abschneiden.

       

      Bicycle theft is down, ja klar.