Automobilclub kritisiert Infrastruktur: Radwege für Autofahrer:innen
Je angenehmer das Radfahren wird, desto mehr Menschen werden vom Auto aufs Rad umsteigen. Das macht dann auch das Autofahren netter.
M enschen, die regelmäßig auf Fahrrädern durch deutsche Städte fahren, ahnten es schon immer, nun hat auch der ADAC mal nachgemessen. Und dabei festgestellt: Ja, die meisten Radwege und Radspuren sind zu schmal. Ein Drittel schaffte nicht einmal die Mindestbreite. Bei einer Spur sind das 1,60 Meter. Und dabei reden wir über den Grundzustand an Platz.
Und noch nicht darüber, was passiert, wenn ein:e Radfahrer:in eine:n andere:n überholen will, wenn Lieferwagen die Radspur als Parkspur nutzen oder Polizist:innen der Ansicht sind, sie dürften ihren Dienst-Pkw dort abstellen, wenn sie sich im Imbiss etwas zu essen bestellen (ja, alles erlebt). Dass der ADAC also nachgemessen hat, ist gut.
Jetzt fehlt noch, dass auch die Autolobby (also der Verband selbst plus die meisten Bundesverkehrsminister, unter ihnen der amtierende) die richtige Schlussfolgerung daraus ziehen. Und die kann nur sein: Es braucht mehr Platz für Radfahrende, denn das ist gut für alle. Ja, auch für Autofahrer:innen. Denn erstens: Bei einer guten Radfahr-Infrastruktur müssen Rad- und Autofahrer:innen nicht dicht an dicht fahren, damit wird auch das Autofahren deutlich angenehmer.
Zweitens: Eine gute Radfahr-Infrastruktur lockt sogar Menschen vom Auto aufs Rad. Und wo weniger Autos unterwegs sind, kommen die verbliebenen schneller voran, selbst wenn sie etwas weniger Platz haben. Schließlich brauchen Fahrräder weniger Raum als die äquivalente Menge Autos. Und vorankommen, das wollen Autofahrer:innen doch. Nur die wenigsten haben Spaß daran, neben einer anderen Blechkiste im Schritttempo vorwärtszukriechen.
Und drittens: Eine gute Radfahr-Infrastruktur vermeidet, dass Radfahrende – seien es Menschen mit Lastenrad, mit Kind oder einfach so – sich genötigt fühlen, auf den Gehweg auszuweichen. Und dort wiederum von Fußgänger:innen als Gefahr wahrgenommen werden. Der Kampf um die Platzverteilung auf der Straße wird nur dann einigermaßen schmerzlos werden, wenn das auch bei Autofahrenden ankommt.
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