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Automatische Google-SuchvorschlägeTechnisch generierte Beleidigung

Weil sein Name mit „Scientology“ und „Betrug“ in Verbindung gesetzt wird, klagt ein Unternehmer in Köln gegen Google. Die Entscheidung steht noch aus.

Die automatischen Suchvorschläge und ihre Tücken. Bild: dpa

KÖLN dpa | Die Tücken einer Komfort-Funktion im Suchfeld von Google beschäftigen erneut die Justiz. Das Oberlandesgericht Köln (OLG) befasste sich am Donnerstag mit der Klage eines Unternehmers: Bei der Suche nach seinem Namen ergänzt Google die Suche um die Begriffe „Scientology“ und „Betrug“.

Der Firmengründer aus der Nähe von Speyer sieht die Ergänzungsvorschläge als geschäftsschädigend an und glaubt, dass seine Persönlichkeitsrechte verletzt werden. Der 50-Jährige, dessen Firma Nahrungsergänzungsmittel und Kosmetika vertreibt, klagt auf Unterlassung und fordert eine Geldentschädigung.

In einem früheren Verfahren war der Fall bereits von dem Kölner Gericht abgewiesen worden. Der Kläger ging jedoch in Revision – mit Erfolg. Der Bundesgerichtshof (BGH) entschied im Mai 2013 in einem Grundsatzurteil, dass rein technisch erzeugte Suchvorschläge auch Persönlichkeitsrechte verletzten können.

Nun prüft das OLG in Köln erneut, ob Google in diesem Fall die Suchwortkombination künftig unterlassen muss. Als unstrittig sah das Gericht an, dass der Unternehmer tatsächlich in einer Verbindung mit Scientology stehe. Er und seine Kinder seien evangelisch getauft, erklärte hingegen der Kläger. Am Donnerstag befassten sich die Richter damit, wann Google Kenntnis über die Beschwerde des Unternehmers erlangte und ob der Konzern seiner Prüfungspflicht nachgekommen ist. Die Verhandlung soll Mitte März fortgesetzt werden.

Auch der Fall Bettina Wulff wird bald verhandelt

Der Unternehmer sieht Google klar in der Pflicht, eine generelle Lösung für die Ergänzung der Suchworte mit negativ besetzten Begriffen zu finden: „Wenn Missbrauch und Unwahrheiten entstehen, ist das nicht in Ordnung“, sagte er am Ende der Verhandlung.

Google-Anwalt Jörg Wimmers erklärte in der Verhandlung, dass die Diskussion um diese Rechtsfrage noch lange nicht abgeschlossen sei. Unter Umständen müsse der Europäischen Gerichtshof dazu eine Entscheidung fällen.

Auch Bettina Wulff war gegen Google vor das Landgericht Hamburg gezogen. Bei der Suche nach ihrem Namen waren automatisch die Begriffe „Rotlicht“ und „Escort“ ergänzt worden, die bei Nutzung auch auf eine Reihe von Suchtreffern führten. Der Fall wird am 31. Januar in Hamburg verhandelt.

Google hat seit 2009 die Funktion der automatischen Vervollständigung (Autocomplete) in seine Suchmaschine integriert, auch Microsofts Suchmaschine Bing bietet diese Funktion. Sie soll den Nutzern unnötige Tipparbeit ersparen.

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3 Kommentare

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  • E
    ElChupacabra

    Und schon kommen sie wieder aus ihren Löchern gekrochen, die Kultanhänger, und versuchen sich in Gegendarstellung. Billigste Propaganda. QWERT ... pfff

     

    Jaja, ... kommt zur dunklen Seite der Macht, hier gibt es ... Kekse.

     

    Jaaaa, selbst irgendwelche Terrororganisationen werden von irgendwem gelobt, oftmals auch von Regierungsmitgliedern *wow*. Jubelperser gibts überall. Oder Verblendete. "Sie ist eine Hexe, verbrennt sie!" whatever

     

    Religionsfreiheit, klar ... die Freiheit zu rauchen hat auch jeder, doch wird trotzdem davor gewarnt.

  • Q
    Qwert

    Das Thema ist zwar schon ganz schön alt, dennoch kann man da nur den Kopf drüber schütteln ...

    Allein die Tatsache, dass der Begriff "Scientology" als negativ oder schädlich angesehen wird, zeigt, dass wir hier in Deutschland noch weit von tatsächlich freier Meinungsbildung und Religionsfreiheit entfernt sind ...

    Scientology ist in vielen Ländern der Welt als Religion anerkannt und in keinem Land der Welt verboten. Zeitgleich wird die Scientology Kirche regelmäßig für ihr globales soziales Engagement gelobt und ausgezeichnet. Und das sagt eigentlich alles!

    Informiert Euch selbstständig und objektiv.

    • @Qwert:

      Scientology negativ besetzt? Kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Ich mein, puh, nur weil gezielt Gehirnwäsche betrieben wird, wie man explizit aus geleakten Schulungshandbüchern für Scientologen lesen kann? Nur weil dort die manchen Menschen eigene Angst or dem Ungewissen zum Geldmelken benutzt wird (so wie seinerzeit in der Christentumsekte im Mittelalter, nur mit mehr Zwängen)? Das ist doch alles kein Grund, pff. Nur weil Menschen auch nach ihrem Austritt Opfer von sozialer Gewalt werden und man versucht sie durch möglichst viel peer-pressure zunächst vom Austritt abzuhalten und ansonsten eben versucht ihnend as Leben zur Hölle zu machen? Quark, alles rundum positive Aspekte!

       

      Mist, meine T-Energiewerte spinnen glaub ich, warte.. war da nicht gerad einer dieser fiesen Außerirdischen? Uh-oh!

       

      http://tinyurl.com/22sw4ru

       

      Das sagt wirklich alles.