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Naja jetzt kann keiner hier mehr behaupten es ginge um Ent-Nazifizierung.
Ein sehr wichtiges Ereignis, das im Mediengetöse um die Mobilmachung fast untergegangen ist.
Da hat Putin im Februar zum "Kampf gegen den Nazismus" geblasen, Tausende eigene Soldaten verheizt und Mariupol dem Erdboden gleichgemacht, und plötzlich lässt er u.a. die Kommandeure und über 100 Soldaten des Azov-Regiments frei, sowie die in der DNR mit großem Getöse zum Tode verurteilten Ausländer, um seinen korrupten Oligarchenfreund auszulösen. Er ist halt ein kompletter Zyniker.
"Eine dritte Möglichkeit ist, dass die eine Hand nicht weiß, was die andere tut. Womöglich werden nicht mehr alle Entscheidungen von Putins Umfeld getroffen."
Das halte ich, gerade weil Medwetschuk im Spiel ist, für extrem unwahrscheinlich.
Interessant ist, was nun mit Medwedtschuk passieren wird. Er hat ja Milliarden kassiert, um den ukrainischen Staat zu zersetzen, und hat die Sache vergeigt. Dafür wird Putin sich sicher an ihm rächen.
Ein Grund für das Zustandekommen des Austausches, an dem u.a. Saudi-Arabien und die Türkei beteiligt waren, dürfte auch sein, dass Putin hinter den Kulissen sehr viel mehr diplomatischen Druck bekommt, als man öffentlich mitbekommt.
@Barbara Falk Ich bin mit fast allem einverstanden. Allein beim Medwetschuk denke ich das der Zar ihn freudig begrüßen wird und schaut das es ihm gut geht.
Das Problem der Mafia ist es, das sie auf Loyalitäten aufgebaut ist und von gegenseitiger Loyalität lebt. Man kann die Sache vergeigen, aber solange man zum Boss hält passt es.
Putin wäre nicht eine Woche länger an der Macht, wenn sich die russischen Eliten nicht sicher wären das er Ihre Loyalität entsprechend honoriert.
@FermentierterFisch Die Loyalität wird Medwetschuk aber beweisen müssen. Putin wird im zum "Generalgouverneur des Taurischen Gouvernements" mit Sitz in Mariupol ernennen, oder dergleichen. Das meine ich mit "Rache nehmen".
Soll der Ukraine erlaubt werden, Ziele tief in Russland mit westlichen Raketen und Marschflugkörpern anzugreifen? Ein Pro und Contra.
Austausch von Kriegsgefangenen: Punktsieg für die Ukraine
Russland hat ukrainische Kriegsgefangene ausgetauscht, die in Mariopol gekämpft und als Helden gefeiert werden. Das ist eine bemerkenswerte Wende.
Lächelnde ukrainische Soldaten, die freigelassen wurden Foto: Uncredited/Ukrainian Security service Press Office via AP/dpa
Die Berichte über Misshandlungen durch die russische Armee reißen nicht ab. Von Folter und Hunger sprechen die ukrainischen Kriegsgefangenen, die am 21. und 22. September im Rahmen eines großen Gefangenenaustausches freigekommen sind. Ihre Erzählungen reihen sich ein in die Entdeckung eines weiteren Folterkellers der russischen Armee in Lypzi.
Der Gefangenenaustausch ist weitgehend untergegangen, da er, kurz nachdem Wladimir Putin die Mobilmachung verkündet hatte, stattgefunden hat. Und er ist ein Punktsieg für die Ukraine. Es wurden ausländische und ukrainische Kämpfer, darunter auch Kommandeure, freigelassen, die als Verteidiger der Fabrik Asowstal in Mariupol Heldenstatus haben. Ursprünglich wollte man alle in Russland in einem Tribunal verurteilen.
Auch wichtig für die Ukraine ist der Umstand, dass neben russischen Kriegsgefangenen auch der oppositionelle ukrainische Politiker Wiktor Medwetschuk an Russland überstellt wurde. Damit ist endgültig bewiesen, dass Medwetschuk wirklich Moskaus Mann in Kiew war.
Die jüngsten Freilassungen schmecken nicht allen in Russland. Öffentlich wurden sie von Scharfmacher Ramsan Kadyrow, dem Republikchef von Tschetschenien, kritisiert. So stellt sich die Frage, warum an dem Tag, an dem Putin mit der Mobilmachung weiter eskalieren ließ, der bisher größte Gefangenenaustausch seit Februar zustande gekommen ist.
Ein Grund könnte sein, dass der Kreml gehofft hatte, die Nachricht vom Gefangenenaustausch würde angesichts der Mobilmachung in den Hintergrund gedrängt. Es kann aber auch sein, dass man gehofft hatte, die eigenen Hardliner würden angesichts der bevorstehenden Mobilisierung den Gefangenenaustausch nicht kritisieren.
Eine dritte Möglichkeit ist, dass die eine Hand nicht weiß, was die andere tut. Womöglich werden nicht mehr alle Entscheidungen von Putins Umfeld getroffen. Gezeigt hat der Austausch zudem, dass es durchaus Kanäle gibt, über Russen und Ukrainer im Gespräch sind.
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Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Kommentar von
Bernhard Clasen
Journalist
Jahrgang 1957 Ukraine-Korrespondent von taz und nd. 1980-1986 Russisch-Studium an der Universität Heidelberg. Gute Ukrainisch-Kenntnisse. Schreibt seit 1993 für die taz.
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