Ausstellungsempfehlungen für Berlin: Körperformeln jenseits der Logik
Beate Scheder empfiehlt Malerei von Stephen G. Rhodes, politische Mathemaik-Metaphern von Kameelah Janan Rasheed und Kunst zu Körpern bei KTZ.
Über drei Jahre ist es her, dass Stephen G. Rhodes Eden Eden, Isabella Bortolozzis Zweitraum, in eine kaum auszuhaltende, faszinierend-verstörende Installation verwandelte, in der einem von allen Ecken und Enden der Irrsinn unserer Zeit visuell entgegenbrüllte. Vergleichsweise harmlos mutet seine neue Ausstellung in der Galerie an.
Unter dem Titel „Spätkauff“ konzentriert sich Rhodes auf Malerei, die – wenn man dem Text zur Schau Glauben schenkt – unter dem Einfluss größerer Mengen Späti-Wein entstanden ist. Alkoholmissbrauch soll hier natürlich keineswegs verklärt werden, aber wenn so großartige Bilder dabei herauskommen, von deren Leinwänden die Farben fast dreidimensional herauszutreten scheinen – wohl bekomms.
Are we there yet?
Ganz andere Themen treiben Kameelah Janan Rasheed um. Mithilfe von Xerox-Tintenstrahldrucken, in denen sie Textschnipsel und mathematische Formeln verarbeitet, dividiert sie bei NOME Rassismen in den USA, Erfolge und Misserfolge der Black-Power-Bewegung auseinander. Die Mathematik dient ihr dabei als Metapher für eine Idee von Logik, die ihrer Ansicht nach bei der Betrachtung gesellschaftlicher Entwicklungen kaum Sinn ergibt. Denn, was wenn aus A plus B nicht C folgt? Wenn Maßnahmen nicht zum gewünschten Ergebnis führen?
Isabella Bortolozzi, Di.–Sa. 12–18 Uhr, bis 28. 10., Schöneberger Ufer 61
NOME, Di.–Sa. 14–18 Uhr, bis 1. 2., Glogauer Str. 17
Kraupa-Tuskany Zeidler, Di.–Sa. 11–18 Uhr, bis 18. 1., Kohlfurter Str. 41/43
Rasheed plädiert für komplexere Lösungsansätze anstelle simpler Arithmetik. „Are we there yet?“ hat sie in die Galeriewand gekratzt. Die Antwort liefert Nina Simone, die in einer Videocollage wieder und wieder den Song „Mississippi Goddam“ performt: „You don’t have to live next to me. Just give me my equality“, heißt es darin.
Körperkonstruktionen
Von körperlichen Ausdrucksformen, Wahrnehmungsweisen und Verletzlichkeiten erzählen die Arbeiten der sechs Künstlerinnen, die bei Kraupa-Tuskany Zeidler zusammenfinden. Hanna-Maria Hammari überzieht dafür Keramik mit an Haut erinnerndem Latex, Kyung-MeKyung-Me reflektiert zeichnerisch über toxische Beziehungen, Agata Ingarden und Tau Lewis untersuchen mit skulpturalen Mitteln Erinnerungsvermögen und Identitätskonstruktionen.
Dieser Text erscheint im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und Brandenburg immer donnerstags in der Printausgabe der taz.
Beeindruckend sind aber vor allem die beiden historischen Positionen, Maina-Miriam Munsky, in deren Gemälden von chirurgischen Eingriffen an weiblichen Körpern man aktuelle Debatten zu Gewalt im Kreißsaal und Traumatisi erungen von Müttern gespiegelt sehen könnte. Und Cathy Josefowitz, in deren Pastellzeichnungen ihre tänzerische und choreografische Praxis nachhallt
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