Ausstellung im Schifffahrtsmuseum: Gefährliche Wracks
In Bremerhaven lässt sich virtuell nachvollziehen, wie Forscher untersuchen, welche Gefahr von Kriegsmunition und gesunkenen Schiffen ausgeht.
Der gute Erhaltungszustand hat die „Mainz“ zunächst zum Gegenstand einer Forschungsfahrt gemacht und jetzt einer Wanderausstellung, die vom 11. bis 15. August vor dem Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven gezeigt wird. Dabei werden erste Ergebnisse des internationalen Forschungsprojekts North Sea Wrecks dargestellt.
Dieses befasst sich mit den Gefahren, die von den Kriegsschiffen ausgehen, die in den beiden Weltkriegen auf der Nordsee versenkt wurden. Rund 120 davon verrotten auf dem Meeresgrund und mit ihnen die Treibstofftanks sowie die Granaten, Torpedos und Seeminen, die sie an Bord hatten.
Besucher der Ausstellung sollen nach Angaben der Macher spielerisch nachvollziehen können, wie die Besatzung des Forschungsschiffes „Heincke“ gearbeitet hat, das im Frühjahr und Sommer diesen Jahres zu dem Wrack hinausgefahren ist. Sie versprechen einen „360 Grad-Einblick in das Projekt“.
Virtueller Tauchgang zum Wrack
Die Gäste können virtuell selbst zum Wrack tauchen, die Überreste erkunden und die Welt unter Wasser erleben, indem sie dies mit Handbewegungen steuern. Wie die Forscher können sie Sediment-, Wasser- und Kratzproben nehmen. An Informationsstelen und über QR-Codes lassen sich Hintergrundinformationen zum Thema Munition und Wracks und den damit verbundenen Gefahren abrufen.
Die Sedimentproben sollen Aufschluss darüber geben, ob die im Wrack liegende Munition krebserregende Stoffe wie den allgemein gebräuchlichen Sprengstoff TNT und dessen Abbauprodukte absondert und ob diese von Organismen aufgenommen werden. Zudem hatten die Forscher Miesmuscheln bei dem Wrack ausgesetzt, die beim Fressen das Wasser filtern und in ihrem Fleisch austretende Schadstoffe anreichern.
Die Wracks sind dabei nur Teil eines riesigen Altlastenproblems, um das sich die Politik zögernd kümmert. Allein im deutschen Teil der Nordsee sind es Schätzungen zufolge rund 1,3 Millionen Tonnen Munition. Neben Blindgängern handelt es sich dabei um übrig gebliebene Kampfmittel, die im Meer auf billige Weise „entsorgt“ wurden.
Die Korrosion der Hülsen lässt die Schadstoffe austreten – neben TNT auch chemische Kampfstoffe oder der Phosphor aus Brandbomben. Weil die Korrosion auch die Bergung erschwert und eine Sprengung unter Wasser mit dem Naturschutz kollidiert, wird an Bergungssystemen mit Robotern gearbeitet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Krieg in der Ukraine
Russland droht mit „schärfsten Reaktionen“
Israel demoliert beduinisches Dorf
Das Ende von Umm al-Hiran
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“
Israelis wandern nach Italien aus
Das Tal, wo Frieden wohnt