Auslegung des Gute-Kita-Gesetzes: Das Personal ist der Schlüssel
Es ist nicht falsch, mit Bundesgeld Eltern von Kita-Kindern zu entlasten. Aber die Länder sollten kapieren, dass sie in Personal investieren müssen.
B öse Zungen bezeichnen das Gute-Kita-Gesetz von SPD-Familienministerin Franziska Giffey als „Billige-Kita-Gesetz“. Auf den ersten Blick sieht es tatsächlich ein bisschen danach aus. Denn 10 der 16 Bundesländer haben sich dafür entschieden, ihren Anteil an den zusätzlichen 5,5 Milliarden Euro aus Berlin zumindest teilweise in die Kostenfreiheit von Krippen- oder Kindergartenplätzen zu stecken. Natürlich ist die Aufregung groß: Wahlgeschenke machen statt in mehr Erzieher:innen oder bessere Ausstattung zu investieren, das geht schließlich nicht.
Dabei stellt Giffey den Ländern aus gutem Grund frei, mit den Bundesgeldern auch Eltern zu entlasten. Wer möchte, dass emanzipierte Partnerschaften und eine frühe Förderung von Kindern für alle sozialen Schichten möglich sind, der darf auch keine Kita-Gebühren verlangen. Schließlich nehmen staatliche Schulen oder Universitäten auch kein Geld. Nein, die Defizite des Gute-Kita-Gesetzes liegen ganz woanders.
Zum einen hat der föderale Dünkel verhindert, dass die Bundesregierung die Länder endlich mal auf einheitliche Standards verpflichtet hat. Nun wird es wohl weiter dabei bleiben, dass Erzieher:innen in den ostdeutschen Bundesländern im Schnitt doppelt so viele Kinder betreuen müssen wie die in Westdeutschland. Oder dass die Kitas unterschiedliche Qualifikationen von ihrem Personal verlangen, je nachdem ob sie in Köln, Hamburg oder Stuttgart angesiedelt sind. So betrachtet kann man kaum Verständnis dafür aufbringen, dass etwa Mecklenburg-Vorpommern mit seinem miserablen Kita-Personalschlüssel keinen Cent der neuen Bundesmittel in diesen Bereich investiert.
Zumindest scheinen einige Bundesländer verstanden zu haben, dass sie für einen besseren Personalschlüssel erst mal in Personal investieren müssen. In manchen Ländern werden Azubis künftig nun schon während der Ausbildung bezahlt. Ein Anfang, um den Beruf attraktiver zu machen. Ein weiterer Schritt muss aber dringend folgen, damit der Fachkräftemangel in ein paar Jahren nicht noch größer wird: Das Gehalt der Erzieher:innen muss dem von Lehrkräften gleichgestellt werden. Egal ob es die Länder bezahlen oder der Bund.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen