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Ausgleich für höhere EnergiekostenAmpel uneins über Pendlerpauschale

FDP und Teile der SPD sind für eine Erhöhung der Pendlerpauschale, die Grünen dagegen. Nun tagt die Koalition.

Eine Erhöhung der Pendlerpauschale gegen steigende Benzinpreise ist der Streitpunkt Foto: Rolf Poss/imago

Berlin taz | Noch im November forderte er zusammen mit dem grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann eine allgemeine Impfpflicht. Am Montag plädierte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gemeinsam mit seinem NRW-Amtskollegen Hendrik Wüst (CDU), wieder in der FAZ, für einen „Energieplan für Deutschland“.

Darin enthalten: mehr fossile Gaskraftwerke, möglichst kein Ausbau von Windenergie auf zwei Prozent der Landesfläche – und eine Erhöhung der Pendlerpauschale. Fast zeitgleich sagte Finanzminister Christian Lindner (FDP) in der ARD, auch er sei offen für die Erhöhung der Pendlerpauschale.

Noch in dieser Woche will die Koalition ihr Maßnahmenpaket gegen die Preissteigerungen bei den Energiekosten vorlegen. SPD-Chef Lars Klingbeil kündigte für Mittwochnachmittag eine Sitzung des Koalitionsausschusses mit den Spitzen von Grünen und FDP an. Es gehe um eine „umfassende Entlastung“, sagte Klingbeil.

Um die Pendlerpauschale dürfte dabei gestritten werden. „Ich finde, dass eine Anhebung der Pendlerpauschale ein schnell wirksames Instrument sein könnte“, sagte die saarländische SPD-Spitzenkandidatin Anke Rehlinger. Die Grünen und ihr Vizekanzler Robert Habeck sind allerdings dagegen. Laut ExpertInnen begünstigt die Pendlerpauschale die Zersiedlung, außerdem profitieren vor allem Besserverdienende von ihr.

EEG-Umlage soll abgeschafft werden

Klingbeil wollte sich nicht dazu äußern, nannte aber dafür als Maßnahme die frühere Abschaffung der EEG-Umlage. Diese soll wie bereits bekannt vom Jahresende auf Juni vorgezogen werden. Zudem erwähnte er den bereits beschlossenen Heizkostenzuschuss für Empfängerinnen und Empfänger von Wohngeld.

Der sei viel zu gering, kritisierten die Verbraucherzentralen. Der Zuschuss für Wohngeld-Empfänger, Studierende mit Bafög und Auszubildende mit Ausbildungsgeld dürfe nicht nur bei ab 115 Euro pro Person liegen, es müssten im Schnitt mindestens 500 Euro pro Haushalt sein, sagte Thomas Engelke vom Verbraucherzentrale Bundesverband.

Seine Kritik ging weiter: Das bislang von der Ampel geplante Klimageld – eine Kompensation für den CO₂-Preis – müsse pro Kopf gezahlt werden. Zu möglichen weiteren Maßnahmen zählen ein Kindersofortzuschlag und eine Klimaprämie.

Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, warnte indes vor den Folgen der gestiegenen Energiepreise für die Produktion in Deutschland. „Selbst standorttreue mittelständische Unternehmen“, dächten inzwischen, „über eine Verlagerung ins Ausland nach“, sagte Russwurm.

84 Prozent der Firmen sind laut einer BDI-Umfrage der Ansicht, die Bundesregierung solle die Erhöhung der CO₂-Preise überdenken. Laut Statistischem Bundesamt lagen die Energiepreise im Januar im Schnitt 20,5 Prozent höher als im Vorjahresmonat.

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17 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Ich hätte da nen Vorschlag:



    Die Pendlerpauschale wird künftig nicht mehr vom Staat, sondern verpflichtend vom Arbeitgeber bezahlt. Dann darf man sie auch gern erhöhen. Man würde sich wundern, wo dann plötzlich überall Homeoffice möglich wäre. Zudem könnten Arbeitnehmer bei Arbeitgebern Pluspunkte sammeln, wenn sie bereit sind näher an die Arbeitsstelle zu ziehen oder mit dem Fahrrad fahren. Und das würde die Umwelt nachhaltig schützen.

    • 4G
      47202 (Profil gelöscht)
      @okolus:

      Wie wäre es mit dem alten Modell der Betriebswohnungen?

    • @okolus:

      Solange die Pendlepausche frei von Lohnsteuer (=Einkommensteuer) und Sozialversicherung bleibt, halte ich das für einen guten Vorschlag.

      Ich würde dann das Gehalt auf den Mindestlohn absenken und den Rest als Pendlerpauschale beziehen.

    • 4G
      47202 (Profil gelöscht)
      @okolus:

      Ich habe die Pendlerpauschale bezogen. Eigentlich Unsinn, denn theoretisch hätte ich ja auch in die Nähe meines Arbeitsplatzes ziehen können.



      Wer findet den Fehler?

  • Pendlerpauschale hin oder her - im Zweifel werden eben die realen Fahrtkosten abgesetzt.

  • Versteh jetzt den Widerstand nicht- man bekommt die ja auch, wenn mit dem Fahrrad fährt. leider eben weniger- HIER könnte man anstzen, den anzustezenden betrag für Fussgänger, ÖPNV Nutzer und Autofahrer auf die gleiche Ebene zu bringen!

    • @Henne de las Gracias:

      Die sind auf der gleichen Ebene. Sie können immer 30 ct. Absetzen. Selbst wenn Sie zu Fuß gehen.

    • @Henne de las Gracias:

      nicht jeder Mensch wohnt in flachen Großstädten...

  • 4G
    47202 (Profil gelöscht)

    Wäre es nicht viel einfacher wenn der Deutsche Staat über eine verminderte Mineralölsteuer einen Ausgleich schaffen würde?

    Was soll das mit der Pendlerpauschale und dem Finanzamt, die alles nur noch irrsinnig komplizierter machen - wie gewohnt.

    Kerosinsteuer hingegen einführen.

  • Wie wäre es damit, die Pendlerpauschale zu einer Pendlerinnenpauschale umzubauen, die nur noch Esoterikerinnen erhalten? Dreht das Siderische Pendel rechtherum, müssen Steuern nachgezahlt werden, pendelt es linksherum, gibt es eine Erstattung.

  • Und da wundert sich noch wer, dass junge Menschen Bagger blockieren?

  • Höchste Zeit, dass sich jemand auf der Autobahn festklebt.

    • @Frank Stippel:

      Die Autofahrer(innen) kleben eigentlich schon fast jeden Tag an der Autobahn.

  • Der CO²-Preis soll eine Lenkungsfunktion haben, gleichzeitig wird keiner mehr belastet! Wer erkennt den Fehler?

    • 4G
      47202 (Profil gelöscht)
      @Der werktätige Rentner:

      Der Fehler liegt darin, dass Papier geduldig ist!



      Schon längst hätten 1 Mio t CO2 im Untergrund sicher und für lange Zeit gespeichert sein können.

      Aber man hat es zugelassen, dass Wirrköpfe von Greenpeace ganz Europa im Schwitzkasten hält.

  • Die Pendlerpauschale ist per se in sich falsch!

    Das sieht man daran, das es für Viele - mich eingeschlossen - lohnender ist ins Büro zu fahren und Sprit zu verbrennen als im Homeoffice zu arbeiten. Nur die abermals verlängerte Homeofficepauschale hebt den Effekt für ca. ein halbes Jahr auf.



    Und dabei pendle ich weniger Strecke als der Durchschnittsarbeitnehmer! Aber für den Durchschnittsarbeitnehmer ohne Geldanlagen, ohne vermieteten Immobilien,..., für den ist die Pendlerpauschale eine der wenigen Möglichkeiten "Werbungskosten" zu generieren und Steuern zu sparen (die niedriger sein könnten, würde der Staat nicht linke Tasche / rechte Tasche über die Pendlerpauschale spielen).

    Die Pendlerpauschale ist also ohne Frage extrem umweltschädlich!

    • @danny schneider:

      Irgendwie haben Sie nicht so ganz verstanden, dass die Pendlerpauschale



      1) nur einen gewissen Betrag für eine Richtung abdeckt.



      2) dieser Betrag im Grunde nur Ihr steuerliches Einkommen reduziert, als nur mit dem Grenzsteuersatz eingeht



      3) der Ertrag absolut nicht kostendeckend ist, wenn Sie mit dem Auto fahren.

      Homeoffice ist immer lukrativer.