Ausbau des europäischen Bahnnetzes: Die Renaissance der Nachtzüge
Die Bundesbahnen der Schweiz und Österreichs lassen alte Verbindungen wieder aufleben. Das Netz stößt schon jetzt auf Kapazitätsgrenzen.
Bereits ab Fahrplanwechsel am 13. Dezember dieses Jahres soll ein „Nightjet“ der ÖBB Wien und Innsbruck mit Amsterdam verbinden. Im Dezember 2021 soll die Verbindung Zürich–Basel–Frankfurt–Amsterdam entlang der Rheinstrecke aufgenommen werden mit Zwischenhalten in Mainz, Koblenz, Bonn, Köln, Düsseldorf und Duisburg. Auf dieser Strecke verkehrte ab 1995 ein von der DB zunächst gemeinsam mit SBB und ÖBB betriebener Nachtzug unter der Marke „CityNightLine“ (CNL). Nach dem Ausstieg von ÖBB und SBB stellte die DB die Verbindung ab 2016 ebenso ein wie die beiden CNL-Verbindungen von Zürich nach Berlin beziehungsweise Dresden sowie nach Hamburg mit Fortsetzung bis Kopenhagen.
Inzwischen betreibt die ÖBB mit großem Erfolg die „Nightjet“-Verbindungen Zürich–Berlin und Zürich–Hamburg, die bis Hildesheim zusammen fahren. Die beiden Strecken gehören zu den beliebtesten im ganzen „Nightjet“-Netz und stoßen schon jetzt an ihre Kapazitätsgrenzen.
Damit in Zukunft mehr Plätze angeboten werden können, sollen die beiden Züge ab Dezember 2022 getrennt fahren. Dem Zug nach Berlin sollen ab 2022 zudem bis Leipzig zusätzliche Wagen für die Strecke nach Prag über Dresden mitgegeben werden. Damit wird die 2016 von der DB ebenfalls eingestellte CityNightLine-Verbindung „Canopus“ wiederhergestellt.
Neue Züge und Millionen-Investitionen
Insgesamt planen die beiden Bahnunternehmen, die Zahl ihrer gemeinsamen Linien von sechs auf zehn erhöhen. Dafür will die ÖBB kräftig investieren: 13 neue „Nightjets“ für 220 Millionen Euro sind bei Siemens bestellt. Sie sollen 2022 ausgeliefert werden. Um die neuen Verbindungen wirklich bedienen zu können, wären jedoch weitere 20 „Nightjets“ nötig. Dazu fehlen nach Angaben eines ÖBB-Sprechers noch die Beschlüsse des Aufsichtsrats.
Für die neue Strecke Zürich–Frankfurt–Amsterdam sollen deshalb zunächst Züge gemietet werden. Die SBB will ihren Anteil an den Kosten im Wesentlichen aus einem Klimafonds finanzieren, den das Schweizer Parlament kürzlich verabschiedet hat.
Bis 2024 wollen SBB und ÖBB auch wieder Nachtzugverbindungen auf den beiden Strecken von Zürich über Mailand nach Rom sowie über Genf nach Barcelona anbieten. Die Einstellung der beiden Verbindungen in den Jahren 2009 beziehungsweise 2012 war auf große Kritik gestoßen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken