Aus für RBB-Sendung „Chez Krömer“: Die Katze ist tot
„Chez Krömer“ von Kurt Krömer wird abgesetzt. Die TV-Sendung lebte von der Konfrontation mit unliebsamen Gästen wie Frauke Petry oder Diether Dehm.
Er sei ja nicht tot, sagt Comedian Kurt Krömer in die Kamera eines Videos, das er am Dienstag auf seinem Instagramkanal veröffentlichte. Er lebe ja noch. Der TV-Sender RBB hatte einen Tag zuvor bestätigt, dass die Sendung „Chez Krömer“ nach sieben Staffeln und 41 Folgen abgesetzt wird.
Den Schlusspunkt markiert somit die eskalierende letzte Folge der siebten Staffel mit seinem Gast, dem Influencer und Comedian Faisal Kawusi. Krömer hatte diese Folge frühzeitig mit dem Satz „Heute ist der Tag, wo ich glaube […], dass ich nach Hause gehe und mal gucke, ob ich das Konzept vielleicht noch mal überdenke“ beendet, nachdem sich die Gesprächssituation zugespitzt hatte („Wir haben nur Arschlöcher jetzt hier, wir haben inklusive dir nur Arschgeigen bis jetzt gehabt.“).
Was der tatsächliche Grund für das Aus ist, das lässt der RBB auf Nachfrage der taz offen und beruft sich auf die Begründung von Kurt Krömer. Der ließ verkünden: „Es ist für mich an der Zeit für neue künstlerische Abenteuer. Mir war klar, dass ‚Chez Krömer‘ kein Format ist, das ewig laufen wird. Dass es am Ende dann doch 41 Folgen geworden sind, hat mich selbst überrascht. Mein Bedarf an Arschlöchern ist damit gedeckt.“
Die zahlreichen Texte und Analysen, die seit dem Eklat geschrieben worden sind, muten an, als sei da tatsächlich etwas gestorben. Ein Tod, der sich lange angekündigt hat, so scheint es. Und obwohl Krömer betont, dass er ja noch lebe, schreibt er gleichzeitig auch selber unter sein Video „Klappe zu, Katze tot“. Am Tag zuvor heißt es unter einem anderen Post: „Ich habe die Katze erschossen.“ Eine Anspielung auf den Einstiegssatz seiner Sendung „Chez Krömer“: „Na dann wer’n wa mal sehen, was uns die Katze vor die Tür gelegt hat.“
Wie beim Verhör
Was ist dran an der These, dass Format der Sendung habe lange nicht mehr funktioniert? Gehen wir einmal zurück zum Anfang, ins Jahr 2019, als alles anfing. Gemeinsam mit Produzent und taz-Kolumnist Friedrich Küppersbusch und dessen Firma probono.tv hatte Kurt Krömer nach längerer Fernsehabstinenz das Konzept der Sendung „Chez Krömer“ entwickelt. Die Kulisse war einem Verhörraum nachempfunden, in dem Krömer seine Gäste interviewte.
Aus einer Akte las er trocken eine Frage nach der anderen vor, auf einem alten Farbfernseher wurde „belastendes Material“ eingespielt. Es ging darum, die Gäste zu konfrontieren; sie sollten Krömer ausgeliefert sein, so die Idee. Schon vor Beginn sagte Krömer: „Die Gäste finde ich jetzt schon fürchterlich, aber genau darin liegt ja der Reiz.“
So ganz blieb es dann aber nicht dabei. Bei „Chez Krömer“ waren neben der ehemaligen AfD-Parteisprecherin Frauke Petry, der ehemaligen CDU-Politikerin Erika Steinbach oder dem zum damaligen Zeitpunkt Linkenpolitiker Diether Dehm, also Personen, die Krömer offenkundig unsympathisch waren, auch Gäste zum Verhör geladen, die Krömer sympathisch waren oder deren Fan er war. Rapper Sido zum Beispiel, Comedian Teddy Teclebrhan oder Schwulenaktivist und Regisseur Rosa von Praunheim.
Herauszuheben ist die meistgesehene Folge mit Comedian Torsten Sträter. Sie bildet in der Rückschau sicherlich einen Höhepunkt der Sendung. Auch weil sie sich vom ursprünglichen Format loslöste. In der „Verhörsituation“ entstand zwischen Sträter und Krömer damals ein ehrliches Gespräch über Depressionen. Es ist ein berührender Moment, in dem Krömer erstmals öffentlich über seine eigene Depression sprach. Später schrieb Krömer sogar ein Buch über seine Krankheit.
Schon in seinen früheren Sendungen hatte Krömer keinen Respekt vor seinen Gästen. Er heuchelte auch kein Interesse. Was die Gesprächssituationen von damals interessant machte, war ein Gefühl, das er bei den Zuschauer:innen herstellte: Ungewissheit.
Es blieb unklar, wohin er mit dem Gespräch wollte, ob er überhaupt irgendwohin wollte. Es waren manchmal sinnlose Gespräche, Quatsch-Situationen, die er entstehen ließ, in denen er sich über seine Gäste lustig machte und es ihm mit diesem Humor letztlich gelang, seine Gäste auch aus der Reserve zu locken.
Manchmal fehlte die Komik
Bei „Chez Krömer“ war das anders, da ja bereits das Setting klarmachte, was hier passieren sollte: Ein Gespräch im Verhörraum, also eine Konfrontation. Früher lag der Witz von Kurt Krömer noch darin, dass er sympathisch aus der Welt gefallen wirkte, als schrulliger Nachbar aus Berlin-Neukölln, mit dessen Missgeschicken man sich zum Teil identifizieren konnte.
Jüngst wirkte es besonders in Staffel sieben von „Chez Krömer“ bald so, als habe der Moderator die Kunstfigur Kurt Krömer im Vorraum zum Verhör sitzen gelassen. Seinen unliebsamen Gästen, darunter Ex-Bild-Chefredakteur Julian Reichelt oder den ehemaligen FPÖ-Politiker H. C. Strache trat er nun als Privatperson mit seiner privaten Meinung gegenüber. Zu Recht wurde vor allem die Episode mit Julian Reichelt kritisiert.
Darin kam er am Ende fast wie ein Opfer von Krömers Sendung daher, das kaum die Möglichkeit bekam, auf Krömers Angriffe zu antworten und wenn doch, dies ziemlich souverän tat. Zum Ende hin fehlte der komische Moment, der vielleicht sogar mit einem Julian Reichelt oder H. C. Strache hätte entstehen können. Krömer ließ solch einen Moment nicht zu. Seine private Haltung und Ablehnung dieser Personen verhinderte das. Es beherrschte das Gespräch, machte Krömer unflexibel.
Nicht das Format „Chez Krömer“ hat sich nach sieben Staffeln abgenutzt und selbst überholt, es war der Moderator und Künstler Kurt Krömer selbst, der sich von seiner Figur und der Sendung entfernt hat.
Krömer erklärt das Ende auf Instagram so: In der Depressions-Folge mit Torsten Sträter habe er gemerkt, dass hier etwas Neues entstehe. In seine neue Welt, die ohne Depression, habe die Sendung nicht mehr reingepasst. „Mein Körper hat die Sendung abgestoßen.“ Genau das haben die Zuschauer:innen gespürt.
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