Aus für „BerlKönig“: Nett, aber verzichtbar

Der BerlKönig ist tot, es lebe der Rufbus: Ein Service für Berlins Außenbezirke und Mobilitäts-Eingeschränkte macht viel mehr Sinn.

BerlKönig-Van fährt nach links aus dem Bild

Tschüs BerlKönig – durch Nacht und Wind reiten jetzt wieder andere Foto: imago images

1,85 Millionen, ist das viel? Kommt drauf an. Zum Beispiel hat der in dieser Woche eingestellte Ridepooling-Service „BerlKönig“ in den gesamten vier Jahren seiner Existenz 1,85 Millionen Fahrgäste befördert. Klingt eigentlich ganz gut. Den Blick jetzt auf BVG und S-Bahn zu lenken, die dasselbe Pensum an einem halben Tag erledigten, ist natürlich auch nur halb seriös. Aber es rückt einmal die Dimensionen grade.

Waren die – physisch von FahrerInnen und digital von einem Algorithmus gesteuerten – Kleinbusse ein Erfolg? Viele fanden das schon früher öfters totgesagte Zusatzangebot, das die BVG zusammen mit dem privaten Dienstleister ViaVan auf die Straße gebracht hatte, ganz nett. Viele andere haben es nie genutzt und konnten das großenteils auch gar nicht, weil es auf die östliche Innenstadt beschränkt war, abgesehen von Sondereinsätzen im Corona-Lockdown.

Ein offenes Geheimnis ist, dass sich das Ganze nie auch nur ansatzweise gerechnet hat, obwohl die Fahrten gar nicht mal so billig waren (billiger als ein Taxi aber meistens schon). Wie viel der Co-Betreiber ViaVan genau zugeschossen haben, veröffentlicht dieser nicht, aber die Rede war von 43 Millionen Euro, die das Land hätte jährlich zuschießen müssen, wäre der BerlKönig fortgeführt und auf ganz Berlin ausgeweitet worden. Angesichts der ohnehin teuren Mobilitätswende sahen die meisten VerkehrspolitikerInnen darin keinen Sinn.

Für ViaVan hat sich das kostspielige Experiment aber offenbar gelohnt: Das Startup hat die Ausschreibung des Rufbusses gewonnen, der ab Herbst anfänglich in Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick Fahrgäste einsammelt und zum nächsten Bahnhof oder – was deutlich mehr kostet – an ein Wunschziel bringt. Auch die „Alternative Barrierefreie Beförderung (ABB) betreut ViaVan. Dabei handelt es sich um ein Angebot für Menschen mit eingeschränkter Mobilität, das etwa zum Einsatz kommen soll, wenn an einer U-Bahn-Station der Fahrstuhl ausgefallen ist.

Das füllt echte Lücken

13 Millionen Euro hat die Koalition für Rufbus und ABB in diesem und dem kommendem Jahr in den Haushalt eingestellt. Gut angelegtes Geld, möchte man sagen: Denn im Gegensatz zu einem On-Top-Service wie dem BerlKönig, der in der ohnehin gut vernetzten Innenstadt auch noch mit Diensten wie Uber konkurrierte, füllen die beiden Neuen durchaus schmerzliche Lücken.

Denn wer im dünn besiedelten Außenbezirk erst einen weiten Weg zur Haltestelle oder zum Bahnhof zurücklegen muss, wo dann der Fahrplan auch nicht gerade üppig bestückt ist, den gewinnt man nicht so leicht als ÖPNV-Stammkunden. Und wer auf Barrierefreiheit angewiesen ist, der guckt derzeit oft genug in die Röhre oder fährt gleich Auto. Hier kann Ridepooling zeigen was es kann – und der Verkehrswende auf die Räder helfen.

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Jahrgang 1969, lebt seit 1991 in Berlin. Seit 2001 arbeitet er mit Unterbrechungen bei der taz Berlin, mittlerweile als Redakteur für die Themen Umwelt, Mobilität, Natur- und Klimaschutz.

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