Auftragsmord in Moskau: Tödliche Schüsse in Kopf und Brust
Der ukrainische Politiker Ilja Kiwa ist in Moskau ermordet worden. Kurz vor Beginn des Angriffskrieges war er zu den Russen übergelaufen.
Das Gelände des Hotels, so berichtet die russische Zeitung Iswestija, sei ein sehr gut bewachtes Gebiet, in das man ohne Erlaubnis nur sehr schwer eindringen könne.
Am Mittwochabend bestätigte Andrij Jussow, Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes, den Tod des ehemaligen Abgeordneten.
Gleichzeitig appellierte er „an andere Kollaborateure, Verräter und Kriegsverbrecher“: „Der sicherste Weg für Sie ist, sich in die Hände der ukrainischen Justiz zu begeben, vor allem, wenn es bereits ein Urteil gibt. Das wird Ihnen die Einhaltung Ihrer Rechte, Sicherheit und regelmäßige Mahlzeiten garantieren, im Gegensatz zu einem gefährlichen Aufenthalt auf dem Territorium des Aggressorstaates“, sagte er.
Sonderoperation des ukrainischen Geheimdienstes
Der russische Dienst der BBC berichtet unter Berufung auf eine eigene Quelle, die Ermordung Kiwas sei eine Sonderoperation des SBU gewesen. Genauso wie der Berater des Chefs der Präsidialadministration, Michail Podoljak betonte auch Jussow, dass eine gerechte Bestrafung „jeden Verbrecher, Verräter und Kollaborateur einholen wird“, schreibt die gazeta.ua.
Kiwa hatte sich 2014 der Partei Rechter Sektor angeschlossen und im Donbass gegen die Separatisten gekämpft. 2015 und 2016 wurde er Beamter im Innenministerium und Berater des damaligen Innenministers Arsen Awakow. In dieser Zeit machte er immer wieder mit radikalen Forderungen von sich reden. So wollte er die LGBTQ+-Bewegung als Terrororganisation verbieten lassen und die Todesstrafe wieder einführen.
Nachdem er kurzzeitig Chef der Sozialistischen Partei war, trat er 2019 der Partei Oppositionsplattform Für das Leben bei und wurde Parlamentsabgeordneter.
Einen Monat vor der russischen Intervention im Februar 2022 verließ er die Ukraine, ging nach Russland und unterstützte von dort aus die russische Intervention in der Ukraine bei Auftritten im russischen Fernsehen.
Während im ukrainischen Internet die Reaktionen auf den Mord an Kiwa überwiegend zustimmend sind, gibt es auch kritische Stimmen an einem möglicherweise von der Ukraine in Auftrag gegebenen Mord.
Gegen Lynchgerichte und Selbstjustiz
„Gibt es in der Ukraine die Todesstrafe? Nein, die gibt es nicht“, schreibt eine Oksana Hluhen’ka auf Facebook. „Es gibt Gerichte. Und es gibt terroristische Szenarien eines ‚Aufräumens‘. Lynchgerichte. Sie könnten der Nächste sein. Es gibt eine Gesellschaft, die über die Ermordung eines Menschen lacht. (Ich rechtfertige damit keineswegs Kiwa, aber …).“
Gleichzeitig warnt sie vor Reaktionen wie im russischen Netz. Dort sei der Tod eines ukrainischen Mädchens in Tschernihiw am 19. August mit Smileys kommentiert worden. Selbst die deutschen Verbrecher des Zweiten Weltkriegs seien bei den Nürnberger Prozessen verurteilt worden.
Nein, hält ihr ein Artur Movchan entgegen. Verurteilen könne man Kriegsverbrecher erst, wenn man den Krieg gewonnen und die Russen alle Verräter ausgeliefert hätten. Jeder potenzielle Verräter, der von Russen Geld für das Weitergeben von Informationen annehme, müsse wissen, dass man in der Ukraine sein ganzes Leben auf ihn warten werde. Und auf die Russen warte kein sicherer Hafen, sondern die Kugel.
Weitere politische Morde
Unterdessen wurde ein weiterer tödlicher Anschlag bekannt. Ebenfalls am Mittwoch kam Oleg Popow, Abgeordneter in der „Volksrepublik“ Luhansk, bei einem Anschlag ums Leben.
In den annektierten Gebieten der Ukraine werden immer wieder Attentate auf von Russland ernannte Funktionäre verübt. Am 8. November wurde Michail Filiponenko, Mitglied des russischen Regionalparlaments in Luhansk und Ex-Chef der separatistischen Streitkräfte, bei einer Explosion getötet.
In der Nacht zum 27. Oktober wurde Oleg Zarjow, Ex-Mitglied der Werchowna Rada, der den russischen Angriff auf die Ukraine medial unterstützt hatte, bei einem Attentat auf der Krim verwundet. Im September wurde der Leiter des Zolldienstes der Region Luhansk, Jurij Afanassjewskyj, bei einer Explosion in seinem Haus schwer verletzt.
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