Auftakt der Deutschen Islamkonferenz: Mehr Imam*innen aus Deutschland
Bundesinnenministerin Faeser fordert zum Kampf gegen antimuslimischen Rassismus auf – und will mehr islamische Geistliche hierzulande ausbilden lassen.
Es ist eine klare Abgrenzung von ihrem Amtsvorgänger Horst Seehofer (CSU), der kurz nach seinem Amtsantritt 2018 erklärt hatte, der Islam gehöre eben nicht dazu. Faeser also will andere Akzente setzen. Immerhin ist es das erste mal seit der Gründung der Deutschen Islamkonferenz (DIK), dass das Bundesinnenministerium von einer Sozialdemokratin und nicht von einem Unionspolitiker geführt wird.
Ins Leben gerufen hatte die Konferenz im Jahr 2006 der damalige Innenminister Wolfgang Schäuble. Nach dem Regierungswechsel 2021 war zunächst unklar, ob Feaser die DIK überhaupt weiterführen will. Anfang des Jahres dann erklärte sie, das Format nicht nur weiterführen, sondern auch weiterentwickeln zu wollen.
„Miteinander zu reden statt übereinander ist eine der wichtigsten Errungenschaften der Deutschen Islamkonferenz“, betont Faeser am Mittwoch. „Die DIK ist das zentrale Forum für den Dialog und die Kooperation zwischen dem Staat und den Musliminnen und Muslimen in Deutschland.“ Das muslimische Leben in Deutschland sei in den vergangenen Jahren vielfältiger geworden. Dies wolle die DIK abbilden.
Faeser will Teilhabe der Muslim*innen verbessern
Ein „sehr persönliches Anliegen“ sei ihr das Thema antimuslimischer Rassismus, sagt Faeser. Viele Menschen in Deutschland seien jeden Tag von Rassismus betroffen, auf Muslim*innen treffe dies häufig doppelt zu – sie erlebten Diskriminierung wegen ihrer Religion und wegen ihrer Migrationsgeschichte. Im Sommer 2023 werde der 2019 eingesetzte unabhängige Expert*innenkreis zu antimuslimischem Rassismus seine Erkenntnisse und Empfehlungen vorstellen.
Ein weiteres Ziel für die Islamkonferenz sei es nun, die gesellschaftliche Teilhabe von Muslim*innen und muslimischen Gemeinden zu verbessern. Dazu gehöre es auch, die Zahl der in Deutschland sozialisierten und ausgebildeten Imam*innen zu erhöhen.
Hier zeigt sich: Trotz des anderen Framings knüpft Faeser in zentralen Punkten an die frühere Arbeit der Islamkonferenz an. Die Ausbildung von Imamen war schon einer der Schwerpunkte Seehofers. Viele Imame kommen aus dem Ausland in deutsche Moscheengemeinden. Im Fall des Verbands Ditib werden sie sogar direkt von der türkischen Religionsbehörde Diyanet entsandt und auch bezahlt. Das hatte immer wieder zu Kontroversen geführt.
Faeser begrüßt, dass die größeren Dachverbände inzwischen ihr religiöses Personal vermehrt in Deutschland ausbilden. Es sei etwas „in Bewegung gekommen“. Ziel sei es, die staatliche Entsendung von Imamen „schrittweise zu reduzieren mit dem Ziel, sie zu beenden“. Ihre Staatssekretärin Juliane Seifert sei gerade in Ankara mit den Verantwortlichen dazu im Austausch gewesen.
Führende Unionspolitiker hatten zuletzt kritisiert, dass die DIK Islamismus nicht thematisiere. Die Bekämpfung religiösen Extremismus habe eine „hohe Priorität“, betont Faeser. „Klar ist aber auch: Die Deutsche Islamkonferenz ist keine Sicherheitskonferenz.“ Das Thema sei 2011 bewusst aus diesem Forum ausgelagert worden.
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