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Aufstand bei der Deutschen BankSturm im Zwillingsturm

In Frankfurt gibt es Flugblätter zum Mittagessen. Der Betriebsrat des Skandalhauses Deutsche Bank will einen Neuanfang ohne Vorstandschef Jain.

Flugblätter zum Mittagessen? Das schmeckt nicht allen bei der Deutschen Bank in Frankfurt Foto: dpa

Berlin taz | Nach den Aktionären proben nun auch die Arbeitnehmervertreter bei der Deutschen Bank den Aufstand. In der Kantine der Frankfurter Zentrale haben Betriebsräte Flugblätter mit einer indirekten Rücktrittsforderung an den Kovorstandsvorsitzenden Anshu Jain verteilt. „Wind of Change? Wind of Jain?“ ist die Mitteilung überschrieben, die der Betriebsrat des „Corporate Center“ herausgegeben hat. Er repräsentiert die 2.500 Beschäftigten, die in den Zwillingstürmen in Frankfurt arbeiten.

Die Aktion ist sehr ungewöhnlich. In der Finanzbranche sind Mitarbeiter und ihre Vertreter gegenüber dem Arbeitgeber extrem loyal. Die Frankfurter Banker begehren auf, weil sie sich durch Jains Geschäftspolitik bedroht fühlen. Er steht für den Ausbau des Investment- und den Abbau des Privatkundengeschäfts. Die Betriebsräte fürchten, dass Jain nach Auslaufen des Vertrags von Kochef Jürgen Fitschen 2017 alleiniger Vorstandsvorsitzender wird.

Dabei wird Jain für eine Reihe von Skandalen verantwortlich gemacht, für deren rechtliche Bereinigung das Geldhaus viele Milliarden zahlen musste. Bei der vergangenen Hauptversammlung haben die Aktionäre die Führung der Bank abgestraft, nur 61 Prozent stimmten für die Entlastung des Vorstands. Üblich sind mehr als 90 Prozent.

Mit den Flugblättern in der Frankfurter Kantine ist zum ersten Mal der Unmut Beschäftigten sichtbar geworden. Die Betriebsräte kritisieren, dass die bekannt gewordenen Rechtsverstöße keine personellen Konsequenzen hatten. Politiker seien schon für weniger zurückgetreten, heißt es in dem Flugblatt. Ein „radikaler Neuanfang“ gäbe „Glaubwürdigkeit zurück und könnte eine echte Aufbruchstimmung erzeugen“, schreiben die Arbeitnehmervertreter.

„Das ist keine Einzelmeinung“, betont Oliver Popp vom Deutschen Bankangestellten-Verband (DBV), der nach eigenen Angaben bei der Deutschen Bank genauso viele Mitglieder hat wie die konkurrierende Gewerkschaft Verdi. Der Betriebsratsvorsitzende und Erstunterzeichner des Flugblatts, Wolfgang Heibach, ist Mitglied des DBV. „Das Flugblatt spiegelt die Stimmung unter den Mitarbeitern wider“, sagt Popp.

Bank sieht alles ganz anders

Diesen Eindruck versucht die Deutsche Bank zu zerstreuen. „Der Aufsichtsrat, in dem 50 Prozent Arbeitnehmervertreter sitzen, hat mehrfach darauf hingewiesen, dass er den Vorstand unterstützt“, sagt ein Sprecher.

Der Gesamtbetriebsrat und die Gewerkschaft Verdi leisten der Bank Schützenhilfe. Bei der „Mitarbeiterinformation“ handele es sich um die Initiative eines von mehr als 40 Betriebsratsgremien der Deutschen Bank, so der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Alfred Herling, der auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender ist. Sie sei nicht mit dem Gesamtbetriebsrat abgestimmt worden. „Demnach spiegelt sie auch nicht die Meinung aller Betriebsräte unserer Bank wider“, lautet der Kommentar des Verdi-Manns, den die Pressestelle der Bank verbreitet.

Auch Verdi geht auf Distanz. An der Aktion seien keine Mitglieder beteiligt, sagt ein Sprecher der Gewerkschaft. „Wir haben nichts von Rücktrittsforderungen an Jain gehört.“

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1 Kommentar

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  • Ist schon komisch. ver.di ist ansonsten pro-aktiv ist und zieht sämtliche Register, um ihre politischen Themen und ihre gewerkschaftlichen Forderungen durch zu setzen.

    Nun hätte sie eine gute Möglichkeit, den Bankmanager Jain zu kritisieren und anzugreifen.

    "Verdient" hätte er es zweifellos. Nicht nur, dass Jain wegen seiner strafbaren Handlungen, die ihm zur Last gelegt werden, für ein seriöses Bankhaus untragbar geworden ist. Ausserdem müsste er doch mit seiner bisherige Arbeit als Investmentbanker wegen der damit verbundenen Zockerei und als Repräsentant des finanzgetriebenen Kapitalismus "angeklagt" werden. Und letztlich werden seine Umbau- und Änderungsabsichten wieder viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter negativ tangieren, sei es, dass sie bankintern versetzt werden und deshalb Einbussen hinnehmen werden müssen, sei es, dass sie ihren Arbeitsplatz verlieren werden.

     

    Aber ver.di schweigt.

     

    Ist das nun nur die Ruhe vor dem Sturm? Oder sind die "verdianer" gerade dabei, im bayerischen Ellmau die Welt zu retten?

     

    Oder ist das nur die Ruhe vor dem Sturm?