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Atomtransporte in HamburgGefährliche Drehscheibe

Über Hamburgs Straßen rollen alle zwei Tage Transporte mit radioaktiven Gütern. Bei Kontrollen sind viele sicherheitsrelevante Mängel gefunden worden.

Als er in Brand geriet, wäre es durch die brisante Ladung fast zur Katastrophe gekommen: der Frachter "Atlantic Cartier". Bild: dpa

Hamburg ist weiterhin Drehscheibe des globalen Handels mit atomaren und radioaktiven Stoffen. Im Schnitt werden jeden zweiten Tag hochtoxische und radioaktive Güter meist in Verbindung mit dem Hafen durch das Stadtgebiet und direkt an Wohnhäusern vorbeitransportiert.

„Jeder dieser Transporte gefährdet die Arbeiter im Hafen und die Bevölkerung der Stadt nicht nur potenziell, sondern real“, erklärt Dora Heyenn, umweltpolitische Sprecherin der Linksfraktion in der Bürgerschaft.

Allein von Februar bis Mai dieses Jahres seien 17 sicherheitsrelevante Mängel bei Atomtransporten durch die Stadt festgestellt worden. Das ergab eine Anfrage der Linkspartei an den SPD-Senat. Insgesamt waren in dem Zeitraum 61 Atomtransporte über die Straßen gerollt, wovon 32 Fahrzeuge von den Behörden kontrolliert wurden.

Bei 17 Fahrzeugen sind Mängel festgestellt worden. Bei sechs Transporten war die Ladung unzureichend gesichert. In einem Fall konnte der Mangel behoben werden, in fünf Fällen wurden bei atomaren Containern „Beförderungsverbote“ ausgesprochen.

Drehscheibe Hafen

Der atomare Handel ist globalisiert, wobei der Hamburger Hafen als Drehscheibe eine zentrale Rolle spielt.

Zu den Lieferanten oder Empfängern für die radioaktiv strahlenden Transporte, die hierüber abgewickelt werden, gehören Atomanlagen in der Schweiz, Belgien, Frankreich, Namibia, Brasilien, Malaysia, Schweden, Chile, Kanada sowie den Niederlanden.

Zu einer Katastrophe wäre es fast am 1. Mai 2013 gekommen, als der Containerfrachter "Atlantic Cartier" in Brand geriet. Er hatte neben Munition und anderen gefährlichen Gütern neun Tonnen Uranhexafluorid geladen. Mehr als 200 Feuerwehrleute waren 16 Stunden im Einsatz, um den Großbrand zu löschen und das radioaktive Material rechtzeitig von Bord zu schaffen.

„Die festgestellten Sicherheitsmängel bei den Atomtransporten durch Hamburg sind alarmierend“, sagt Energiereferent Dirk Seifert von der Umweltschutzorganisation Robin Wood. „Von vielen Atomtransporten geht bei Unfällen eine erhebliche Gefahr für Menschen und Umwelt aus.“

Transportiert wurde eine Vielzahl atomarer Stoffe. Seit Februar 2014 gab es Plutonium-Transporte für das AKW Brokdorf, bestrahlte Brennstabstücke aus dem AKW Krümmel, Uranerz-Konzentrat, Uranhexafluorid und Brennelemente aus Russland für die AKWs Neckarwestheim und Brokdorf. Dazu Uranprodukte aus und in die USA in Verbindung mit den Uranfabriken in Gronau und Lingen.

Auffällig ist die hohe Zahl an Transporten von Thorium 232, das mit der Atom-Technologie der thermischen Brüter in Verbindung gebracht wird. Die Verwendung von Thorium als MOX-Brennelement in herkömmlichen Atomkraftwerken wird seit April 2013 im norwegischen Forschungsreaktor Halden getestet. Auch ein Transport mit Mischoxid aus Belgien für das AKW Brokdorf rollte über die Hamburger Straßen.

Wäre der politische Wille vorhanden, könnten diese gefährlichen Transporte durch die Stadt verhindert werden, sagt Doro Heyenn: „Wir hatten beantragt, wie in Bremen auch den Hamburger Hafen für Atomtransporte zu sperren.“ Das hätten die anderen Bürgerschaftsfraktionen Anfang Mai mit Ausnahme der Grünen abgelehnt, so Heyenn. „Hamburg und sein Hafen bleiben also eine gefährliche Drehscheibe der Atomindustrie.“

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