piwik no script img

Astronaut Gerst zurück von ISSPlätzchen im All, Äpfel auf der Erde

Alexander Gerst ist nach gut einem halben Jahr und einer reibungslosen Landung zurück auf der Erde. Diese wirkte brutal – war aber „nach Plan“.

Wartet auf seinen Apfel: Alexander Gerst ist gut gelandet Foto: reuters

Berlin taz | Alexander Gerst ist gut gelandet. Am frühen Donnerstagmorgen sind der deutsche Astronaut und seine Crew nach knapp einem halben Jahr mit der Sojus-Kapsel in der kasachischen Steppe auf die Erde zurückgekehrt. Was als technisch reibungslose Landung bezeichnet wird, ist für Erdlinge ein eher martialischer Akt: Ein Video von der ISS zeigt ein rasenden Leuchtball, der durch das All schießt.

Abgesehen von der sichtbaren Geschwindigkeit hört sich das Landeverfahren auch ohne Bilder brutal an. Der „Deorbit Burn“, der Wiedereintritt in die Erdatmosphäre, ist eine der kritischsten Phasen der Rückkehr von Sonden und bemannten Flugkörpern. Diese werden von ihrer hohen Geschwindigkeit von der Atmosphäre abgebremst und die entstandene kinetische Energie wandelt sich in kürzester Zeit in thermische Energie, also Wärme, um. Ohne funktionierenden Hitzeschild würde hier jedes Objekt zerstört. Eine reduzierte Geschwindigkeit für weniger Wärmeentwicklung würde zu viel Treibstoff verbrauchen.

Im Falle der Sojus mit Alexander Gerst an Bord hat dieses Verfahren 4:36 Minuten gedauert. Nach dem Wiedereintritt, circa 140 Kilometer über der Erde, werden dann überflüssige Module der Raumkapsel abgesprengt. 1.600 Grad musste diese zwischenzeitlich aushalten – auf der Erde, in Kasachstan, warten eisige -16 Grad und die für die Astronauten erst einmal wieder anstrengende Gravitation.

Kurz vor dem Erreichen der Erdoberfläche werden wiederholt Bremsraketen entgegen der Flugrichtung gezündet, der Aufprall hat es dennoch in sich. Es bleiben Bilder, die nach einer unglaublichen Abfolge von Unfällen aussehen, explosionsartig erfolgt die Landung. Für die NASA „alles nach Plan“.

Weihnachten zu Hause – aber Sport muss sein

Nun darf sich Twitterkönig Gerst – er hat während seiner Zeit im All 1,25 Millionen Follower gesammelt und sich den Spitznamen Astro-Alex eingehandelt – auf Weihnachten mit der Familie freuen. Nachdem Anfang Dezember bereits Plätzchen zur Raumstation gesandt wurden, bestätigte ein Sprecher des Europäischen Astronautenzentrums in Köln gegenüber der dpa, dass Gerst die Feiertage zu Hause verbringen dürfe: „Lediglich Sport und Training zum Zwecke der Regenerierung und Rehabilitation müssen durchgeführt werden.“

Nach der Landung gab es statt Plätzchen übrigens den rituellen Apfel überreicht, das hat bei Gerst schon Tradition. Ein wenig Aberglaube schadet bei solcher Mission sicher nicht. Und über einen Rekord darf sich Astro-Alex auch noch freuen: Kein Deutscher war länger im All als Gersts 351 Tage. Auf seinen ersten Tweet von der Erde warten wir zur Stunde noch.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!