Artensterben durch Erderhitzung: Für Korallen ist es schon zu spät
Die Nesseltiere sterben bei einer geringeren Erderhitzung als angenommen komplett aus. Bereits bei einer Zunahme von 1,5 Grad ist Schluss.
Ein Team um Adele Dixon von der University of Leeds nutzte für ihre Arbeit die neuesten Klimamodelle des IPCC. Diese kombinierten die Wissenschaftler mit hochauflösenden Satellitenmessungen, bei denen weltweit mit einer Genauigkeit von einem Kilometer die Oberflächentemperatur der Meere bestimmt wird. Hauptaugenmerk legten sie dabei auf sogenannte „thermische Refugien“: Meeresgebiete, die trotz global steigender Temperaturen immer noch gute Bedingungen für Korallen bieten, beispielsweise weil Meeresströmungen kälteres Wasser aus der Tiefe heranschaffen.
Die Häufigkeit von Tagen mit unnormal hoher Wassertemperatur hat in den vergangenen hundert Jahren global um 34 Prozent zugenommen. Hitze ist Gift für Korallen. Sind die Wassertemperaturen lange zu hoch, stoßen die koloniebildenden Nesseltiere jene Algen ab, von denen sie sich ernähren. Als „Korallenbleiche“ wird dieser Schutzmechanismus bezeichnet, weil es die Algen sind, die den Korallen ihre Farbenpracht verleihen. Anhaltende „Bleiche“ bedeutet nichts anderes als Tod: Ohne die Symbiose mit den photosynthetisch aktiven Algen sterben die Steinkorallenstöcke ab.
Im Durchschnitt dauert es nach einer maritimen Hitzewelle mindestens zehn Jahre, bis sich die Korallengemeinschaft wieder erholt. In den „thermischen Refugien“ geht das, aktuell liegen 84 Prozent aller Korallenriffe in solch thermischen Refugien. Steigt global die Temperatur jedoch um durchschnittlich 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit, liegen nur noch 0,2 Prozent der Korallenriffe in solchen Refugien.
Überraschend ist das nicht. Laut IPCC haben die Ozeane 93 Prozent jener Wärmeenergie absorbiert, die durch den menschengemachten Treibhauseffekt bislang zusätzlich auf der Erde verblieben sind. Bis 2019, ermittelte ein chinesisches Forscherteam um den Atmosphärenphysiker Lijing Cheng, haben die Ozeane die unvorstellbare Menge von 228 Zettajoule aufgenommen. Um diese Energiemenge anschaulich zu machen, rechnete das Team diese in die Energie der Hiroshima-Bombe um. Demnach gelangte in den vergangenen 25 Jahren die Energie von 3,6 Milliarden Hiroshima-Atombomben in die Ozeane. Das entspricht etwa vier Hiroshima-Bomben pro Sekunde. Ein Viertel Jahrhundert lang.
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