Great Barrier Riff in Gefahr: Totenbleiche vor Australien
Hitzewelle unter Wasser: Am Great Barrier Riff droht erneut ein großflächiges Korallensterben.
Nach einer Überprüfung aus der Luft über zwei Wochen zeige das weltweit einmalige Gebiet von 344.000 Quadratkilometern – fast der Fläche Deutschlands – die größten Schäden dort, wo das Meerwasser am wärmsten war. Damit zeichnet sich dort nach 2016 und 2017 zum dritten Mal in fünf Jahren eine ökologische Krise ab.
Die Korallenbleiche setzt ein, wenn das Meerwasser zu warm und zu sauer wird. Korallen sind lebende Organismen, die in Symbiose mit Einzellern auf einer Kalkschicht leben. Wenn sie etwa durch Hitze in Stress geraten, löst sich diese Symbiose auf. Die Korallen verlieren ihre Farbe und können absterben. Korallen dienen als Brutstätte für viele Lebewesen und sind daher wichtig für die Artenvielfalt.
Das Korallensterben gilt als wichtiger „Kipppunkt“ bei der Erderwärmung, die auch die Ozeane aufheizt. Der Weltklimarat IPCC hat gewarnt, schon eine globale Erwärmung um 1,5 Grad könne zum Verlust von 70 bis 90 Prozent der Warmwasserkorallen führen könne, wie sie vor Australien leben. Bei einer Erwärmung von 2 Grad sieht die Wissenschaft praktisch alle Korallen verschwinden. Derzeit hat die globale Erwärmung bereits etwa 1,1 Grad erreicht.
Von praktisch unberührt bis schwer geschädigt
Die aktuelle Überprüfung durch Wissenschaftler und die „Great Barrier Reef Marine Park Authority“ (GBRMPA) habe ergeben, dass verschiedene Regionen des Riffs unterschiedlich betroffen seien, von praktisch unberührt zu schwer geschädigt, schreibt die Behörde auf ihrer Webseite.
Einige Regionen im Süden und im Norden seien von mittlerer bis schwerer Bleiche betroffen. Einige Gebiete, die von der Bleiche 2016 und 2017 verschont blieben, sind jetzt teilweise schwer betroffen. Aufatmen können allerdings die Tourismus-Manager: Der Überblick zeige, dass „wichtige Tourismusriffe im nördlichen und mittleren Teil des Riffs nur von mittlerer Bleiche betroffen sind, von denen sich die Korallen erholen sollten.“
Die Behörde erinnerte daran, dass ausgebleichte Korallen nicht sterben müssten, sondern sich erholen könnten. Allerdings werde es bei „schwer ausgebleichten Riffen eine höhere Sterblichkeit der Korallen geben.“
Für den Ozeanexperten Stefan Rahmstorf vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung ist die aktuelle Bleiche vor Australien ein Zeichen dafür, „dass ein kritisches Temperaturniveau im Wasser überschritten wird.“ Das geschehe derzeit in immer kürzeren Abständen. „Leider tritt derzeit ein, was die Wissenschaft erwartet und befürchtet hat“, sagte Rahmstorf.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe
Fall Mouhamed Dramé
Psychische Krisen lassen sich nicht mit der Waffe lösen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Ex-Mitglied über Strukturen des BSW
„Man hat zu gehorchen“