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Armut und WachstumÖkonomen streiten über Vermögen

Wirtschaftswissenschaftler streiten sich, ob Ungleichheit das Wachstum bremst. Dahinter steckt ein ideologischer Disput.

Die dazugehörige Metapher Foto: dpa

BERLIN taz | Behindert die Einkommensungleichheit in Deutschland das Wirtschaftswachstum? Ja, behaupten OECD und IWF in einer Studie – und treten damit eine Debatte unter Ökonomen los. Für Deutschland berechnete die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung beispielsweise, dass die wachsende Ungleichheit zwischen 1990 und 2010 sechs Prozent Wirtschaftswachstum gekostet habe.

Schwachsinn, erklärten am Montag unisono gleich mehrere Großökonomen. „Wir haben es hier mit einer eher willkürlichen Messmethode des OECD zu tun“, sagte Michael Hüther, Chef des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Keine eindeutige Korrelation zwischen Ungleichheit und Wachstum stellt das IW per Studie fest. „Für einen ausgereiften Wohlfahrtsstaat wie unserem mit einem unterdurchschnittlichen Ungleichheitsniveau ist – wenn überhaupt – von einem positiven Effekt der Einkommensungleichheit auf das Wachstum auszugehen“, sagte Hüther. Eine „Dramatisierung der Verteilungssituation“ sei „wenig zielführend“.

Über „alarmistische Appelle und abenteuerliche Thesen“ ärgerten sich quasi zeitgleich Christoph Schmidt, Chef der Wirtschaftsweisen und Präsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung, und Amtskollege Clemens Fuest vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in einem Namensbeitrag für das Handelsblatt. Tenor: Die Ökonomie könne keinen „robusten Zusammenhang“ zwischen Ungleichheit und Wachstum nachweisen.

Natürlich steckt dahinter ein ideologischer Streit: Marcel Fratzscher, Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, betont in einem eben erschienenen Buch, dass wegen stagnierender Reallöhne zwischen 1992 und 2014 rund die Hälfte der Arbeitnehmer Kaufkraft verloren haben. Vielerorts fehle Geld, um in den eigenen und in den Aufstieg der Kinder zu investieren – schlecht für das Wachstum. Fratzscher: „In kaum einem Industrieland der Welt sind vor allem Chancen, aber auch zunehmend Vermögen und Einkommen ungleicher verteilt als in Deutschland.“

Die Bundesbank unterlegte diese These am Montag sogar mit ihrem Vermögensbericht. Geld sei in Deutschland sehr ungleich verteilt. So besaß 2014 die untere Hälfte der Haushalte lediglich 2,5 Prozent des gesamten Nettovermögens. Den obersten zehn Prozent der Haushalte gehörten hingegen 59,8 Prozent des Vermögens. Im Jahr 2010 waren es noch 59,2 Prozent.

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27 Kommentare

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  • Och Gott - ... die Super-Ökonomen ! Bis kurz vor dem Crash von 2008 hatten die noch von einem durch die "Finanzindustrie" generierten "selbsttragenden Wachstum" , auch bei der Realwirtschaft , geschwärmt . Dann stellte man ungläubig fest , dass der Kasinokapitalismus Türme von fiktivem Geld produziert hatte . Heute versucht die EZB händeringend , mit Leitzins 0 und Flutung "der Märkte" mit Geld Investitionen in der Realwirtschaft anzustoßen - ... mit sehr übersichtlichem Erfolg . Die Kasinogeschäfte mit den Null-Summen-Spielen (Finanztitelinvestitionen) hatten schon bald wieder zu blühen angefangen . Was bleibt den Haufen brachliegenden Geldes auch sonst übrig . Und der weltweite Schuldenberg wächst konstant weiter . Bis zu den Sternen wird er nicht kommen ...

  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    Hier werden Äpfel und Birnen in einen Korb geworfen. Die Ungleichheit des Einkommens und die Ungleichheit des Vermögens sind zwei paar Schuhe.

     

    Die Einkommensungleichheit ist in Deutschland extrem gering. Im Weltweiten vergleich landet Deutschland auf einem der fordersten Plätze, zusammen mit Ländern wie Schweden, Norwegen und Finnland. Siehe hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Gini-Koeffizient

     

    Die Vermögensverteilung ist eine ganz andere Angelegenheit. Vermögen baut sich über eine längere Zeit auf, oft über Generationen und die Entwicklung hängt maßgäblich damit zusammen wie gut die Anlagestrategie ist.

     

    Als kleines Rechenbeispiel mal folgendes: Person A und B legen jährlich 6000€ an. Person A bekommt (utopische) 2% aufs Sparbuch, Person B 8% aufs Aktiendepot. Nach 20 Jahren hat Person A 148.700€ (28.700€ Zinsanteil) und Person B hat 296.537€ (176.537€ Zinsanteil). Dieser Effekt nennt sich Zinseszins-Effekt und er ist mit einer der Hauptgründe dafür das sich die Vermögen immer weiter auseinander bewegen.

     

    Die Reichen wissen wie sie ihr Geld vermehren. Die Armen und der Großteil der Mittelschicht bringen ihre Kinder durch ihr Unwissen in eine sehr ungünstige Position.

    Der Durchschnittsdeutsche hat Angst vor Geldanlage, weil ihm sein Umfeld permanent erzählt das Aktien, ETF, Immobilien,... gefährliches Teufelszeug sind und das man daran am Ende mehr verliert als man verdient. Das ist faktisch falsch aber dennoch hält sich die Mär hartnäckig. Wer lieber auf sein Sparbuch einzahlt statt zu investieren darf sich am Ende des Tages nicht über das mieserable Endergebnis aufregen.

    • 1G
      10236 (Profil gelöscht)
      @33523 (Profil gelöscht):

      "Die Reichen wissen wie sie ihr Geld vermehren. Die Armen und der Großteil der Mittelschicht bringen ihre Kinder durch ihr Unwissen in eine sehr ungünstige Position."

       

      Bestimmte Renditen genauso wie bestimmte Anlageformen sind erst ab gewissen Anlagebeträgen möglich. Dazu kommt noch die Fähigkeit, evtl. Verluste schultern, ausgleichen, diversifizieren, absichern zu können.

      Ihre Behauptung erinnert an die unsäglichen Bücher a la "Millionärsformel", "Der Weg zur ersten Million" o.ä.

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @10236 (Profil gelöscht):

        Nur weil es reißerische Bücher zu diesem Thema gibt heißt das nicht das alles was mit Geldanlage zu tun hat unsinnig ist.

         

        Klar kann ein Angestellter mit 1.600€ Netto nicht jedes Jahr 5 Wohnungen kaufen und vermieten aber er kann ETF kaufen, er kann online Geld verleihen, er kann Edelmetalle und Rohstoffe kaufen, wenn der Scheinezyklus es zulässt. Dazu ist nicht viel Geld erforderlich.

         

        Es war zu keiner Zeit einfacher sein Geld anzulegen. Das Problem ist hier wie bereits erwähnt nicht die Anlageform sondern die von der Gesellschaft überspitzte Angst vor Verlusten.

        • 1G
          10236 (Profil gelöscht)
          @33523 (Profil gelöscht):

          Sämtliche Anlageformen, die sie aufgezählt haben sind mit enormen Unsicherheitsrisiko behaftet. Wer dem keinen Angestellten empfiehlt in Rohstoffen (inkl. Edelmetalle) zu traden, kann es nicht ganz ernst meinen.

          Geld mit Anlagen verdienen ist nicht einfach und v.a. für die meisten nicht machbar (ich rede vom "verdienen" nicht "investieren"). Bis auf wenige glückliche Individuen verdient die breite Masse dabei nicht mehr als der langfristige Marktdurchschnitt - Kosten (jemand muss auch die Verluste tragen).

          • 3G
            33523 (Profil gelöscht)
            @10236 (Profil gelöscht):

            Jede Anlageform ist mit einem Risiko behaftet, selbst das Sparbuch. Wer höhere Renditen haben will muss auch ein höheres Risiko in Kauf nehmen. Das sollte jedem klar sein und ich würde auch niemandem empfehlen seine Anlagestrategie nach einem Kommentar unter einem Zeitungsartikel auszurichten. Damit man vernünftig investieren kann muss man wissen was man tut. Man sollte ein paar seriöse Bücher zu den Themen gelesen haben und verstehen was man dort tut. Verstehen kann das jeder mit einem durchschnittlichen IQ. Das sie so tun als sei der "kleine Angestellte" nicht in der Lage diese Themen zu durchdringen kann ich nicht nachvollziehen.

             

            Von Trading habe ich nie gesprochen, dass haben Sie mir unterstellt. Ich Habe bei Wertpapieren und Rohstoffen einen Anlagehorizont von 5-10 Jahren. Grade bei Gold muss man vorsichtig sein, weil da viel Desinformation betrieben wird aber wie gesagt man sollte wissen was man tut bevor man es tut...

             

            Mit Glück hat das Ganze nichts zu tun. Die ganze Idee hinter ETF-Ansparplänen ist es ja nicht zu zocken und sich mit dem durchschnittlichen, globalen Wirtschaftswachstum zufrieden zu geben. Das waren in den vergangenen 20 jahren immer noch zwischen 7% und 11% p.a. abhängig davon wie viel Absicherung betrieben wurde, alle Finanzkrisen dieses Zeitraumes eingeschlossen.

             

            In der Tat ist das was viele Fonds und Privatpersonen mit Einzelaktien betreiben das reineste Glücksspiel. Das wird einem auch jeder Wirtschaftswissenschafler bestätigen.

    • @33523 (Profil gelöscht):

      "Die Armen und der Großteil der Mittelschicht bringen ihre Kinder durch ihr Unwissen in eine sehr ungünstige Position."

       

      Bester Spruch seit Guido's "spätrömischer Dekadenz". Übrigens - "fordersten" wird immer noch mit Vogel-Vau geschrieben. (Und das weiß ich, obwohl meine Eltern bitter arm waren!)

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @mwanamke:

        Wissen sie es ist nicht wichtig ob Ihnen dieser Spruch und die Implikation die dahinter steht gefällt. Es ist wichtig ob er der Realität entspricht oder nicht.

         

        Sie haben recht das war ein dummer Fehler. Sowas passiert im Eifer des Gefechts.

         

        Das Arme Menschen gleich immer Dumm sein müssen würde ich nie sagen. Bitte ersparen Sie uns weitere Strohmann-Argumente.

        • @33523 (Profil gelöscht):

          Ehrlich gesagt, finde ich aus meiner Perspektive Ihre Argumente einfach nur ignorant und widerlich. Besser kann ich es leider nicht sagen, weil mir die rhetorische Bildung fehlt.

          • 3G
            33523 (Profil gelöscht)
            @mwanamke:

            Ich nehme an es wird von Ihrer Seite aus keine sachliche Auseinandersetzung geben?!

             

            Hätte ich mir denken können als sie angefangen haben auf der Rechtschreibung herumzuhacken anstatt auf den Inhalt einzugehen,...

            • @33523 (Profil gelöscht):

              Sehr wohl bin ich auf den Inhalt eingegangen. Ich kann ja noch mal zusammenfassen, was ich verstanden habe: Sie haben kein Brot? Warum essen sie dann keinen Kuchen?

               

              Natürlich aus meiner Sicht der eher Armen.

               

              Ansonsten möchte ich mich Dhimitry und Jaroslaw anschließen.

               

              Und das mit dem "Eigenheim auf Pump" ist übrigens nochmal eine besondere Unverschämtheit. Offensichtlich haben Sie es ja nicht nötig, zur Miete zu wohnen, sonst wüssten Sie vielleicht, welche Summen das verschlingt. Und es gibt übrigens Leute (und auch große Unternehmen) die betrachten Immobilien als Wertanlage.

              • 3G
                33523 (Profil gelöscht)
                @mwanamke:

                Sie haben ja offensichtlich die Antwort von Dhimitry gelesen, meine und die von Bernd Nicht vermutlich auch. Ich bestreite nicht das es Menschen gibt die zu wenig verdienen um etwas zurückzulegen aber die machen eben nicht die Mehrheit der Bevölkerung aus.

                 

                Die Mehrheit der Bevölkerung ist in der Lage etwas zu sparen, tut das aber ohne Sinn und Verstand, siehe die Antwort von Bernd Nicht. Auf diese Mehrheit der Bevölkerung beziehe ich mich, nicht auf diejenigen die wirklich nichts haben.

                 

                Das mit dem Eigenheim auf Pump ist keine Unverschämtheit sondern einfach nur ein verdammt guter Ratschlag!

                 

                Genau diese Dinge meine ich mit Unwissenheit. Alle sagen Sie das Eigenheim sei eine Gute Sache. Die Eltern, die Oma, der Bank-"Berater", die Freunde,... aber ich gebe Ihnen mein Wort drauf: Wenn Sie fragen wer schon einmal durchgerechnet hat ob sich das wirklich Lohnt sagen alle "Nein, dass ist doch bekannt!". Abgesehen vom Bank"Berater", der wird vermutlich Ja sagen und Sie anschließend dreist anlügen, damit Sie ihm einen Kredit abkaufen für den er dann eine üppige Provision kassiert.

                 

                Das hier jetzt durchzurechnen ist leider nicht möglich, das würde den Rahmen sprengen. Ich rate Ihnen aber dingend dazu sich mal folgendes Video anzusehen: https://www.youtube.com/watch?v=RPwXgoX3X6Q

                 

                Ab Minute 9 wird das mit dem Eigenheim einmal durchgerechnet. Man kann den Typen mögen oder nicht aber das was er sagt hat Hand und Fuß. Am besten gucken Sie sich gleich das ganze Video an.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @33523 (Profil gelöscht):

      Der Gini-Koeffizient ist für Deutschland nicht "extrem" gering, sondern verhältnismäßig gering.

       

      In der von Ihnen verlinkten Quelle ist darüber hinaus nicht ersichtlich, ob der angezeigte Koeffizient die Vermögens- oder die Einkommensverteilung abbildet. Das ist sicher eine Schwäche des Artikels.

       

      Das "die Armen" oder "die Mittelschicht" ihre Kinder durch Unwissenheit in ungünstige Positonen bringen, wüde ich ebenfalls anzweifeln. Es handelt sich ganz einfach um eine unterschiedliche Prioritätensetzung bzw. um fehlende Mittel zur Vermögensbildung.

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @74450 (Profil gelöscht):

        Der Gini-Koeffizient ist im weltweiten vergleich auf der niedrigsten gemessenen Stufe und dieser Stufe gehören grade einmal 15 der 193 Staaten an, also die Top 7,7%. Das extrem zu nennen halte ich für nicht übertrieben.

         

        Unter der Grafik steht "

        Gini-Koeffizient (in %) der Einkommensverteilung (Weltbank, 2014)", es geht also ums Einkommen. In der Grafik steht dies übringens auch nochmal.

         

        Fehlende Mittel zur Vermögensbildung kann man bei den untersten 30% sicher als Grund durchgehen lassen. Da stimme ich ihnen zu. Nicht aber bei der breiten Masse die glaubt das ein Eigenheim auf Pump und Neuwagen eine Anlagestrategie wären.

        • @33523 (Profil gelöscht):

          Das Blöde ist nur, dass Sie Ihre "guten Tips" für Besserverdienende als Rezept gegen die wachsende Ungleichheit bei Vermögen und Einkommen verkaufen, was es definitiv nicht ist. Der wachsenden Zahl von Beschäftigten im prekären Bereich, hilft das alles einen feuchten Dreck.

          • 3G
            33523 (Profil gelöscht)
            @Ute Krakowski:

            Die Zahl der Beschäftigten im präkeren Sektor sinkt seit 2012. Das können Sie beim statistischen Bundesamt gerne gegenprüfen: https://goo.gl/bqfd1y

            Präkere Beschäftigung wird im Beamtendeutsch euphimistisch "Atypische Beschäftigung" genannt. So finden sich die relevanten Stellen schneller.

             

            Ich will hier keine Tips geben. Das waren nur Beispiele um meinen Standpunkt zu verdeutlichen: Wenn jeder seines eigenen Glückes Schmied ist dann solle man mal darüber nachdenken schmieden zu lernen.

             

            Viele der genannten Anlageformen lassen sich ohne Probleme mit 50€ im Monat betreiben. Jemanden der 50€ im Monat übrig hat ist nun wirklich kein "Besserverdiener".

  • Ein untauglicher Streit der Geister von BWL gegen VWL. Das sind die Introvertierten der Betriebe gegen die Gesamt Volkswirtschaftlich denkenden. Volkswirtschaftlich kann es dauerhaft keinen "Export Weltmeister Deutschland" mit festem Wechselkurs (EURO) geben. Der Kurs müsste automatisch steigen!

    Innerhalb der Eurozone geschieht dies nicht, was dazu führt, daß wir den Käufern unsere Produkte finanzieren müssen. Das kann langfristig nicht gut gehen. Unsere Kunden sind pleite, wir können unsere Forderungen abschreiben, d.h. unsere Banken müssen vom Steuerzahler wieder gerettet werden. (deshalb der Brief an Alle zur "Einlagensicherung")

    Ich empfehle das folgende Video zu geniessen:

    Heiner Flassbeck: Kapitalismus am Ende? Konsequenzen der neoliberalen Weltordnung.

    "Jeder einzelne Mensch muss am Erfolg des Systems beteiligt werden!" https://www.youtube.com/watch?v=hVj2lc8Blsc

    Veröffentlicht am 22.02.2016

    Dazu kommt noch die Industrie IV.0 d.h. jetzt tritt ein, was der britische Ökonom John Maynard Keynes bereits vor fast 100 Jahren prognostizierte: Es droht eine technologisch bedingte Arbeitslosigkeit, weil wir viel schneller Arbeit einsparen als wir neue schaffen!

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    Die leicht moralisierende Argumentation von Marcel Fratzscher ficht die übrigen Ökonomen nicht an. Für die haben Begriffe wie "Chancen", "Aufstieg", "Gleichheit" in der nüchternen ökonomischen Betrachtung nichts verloren und dienen eher als ein Beweis für ideologische Gesinnung statt sachliche Analyse.

     

    Es ist sicherlich nicht einfach den Zusammenhang zw. (schwankendem und konjunturabhängigem) Wachstum und langfristigem Ungleichheitstrend festzustellen.

    Am einfachsten wäre dies sicherlich bei dem Binnenkonsum, der sowohl für

     

    Einzelhandelsumsätze: http://www.querschuesse.de/wp-content/uploads/2014/07/1a215.jpg

     

    und PKW-Verkäufe (man beachte den Abstieg der privaten Neuzul. bei einem sowieso stagnierenden Markt): http://www.querschuesse.de/wp-content/uploads/2014/01/1a20.jpg https://d28wbuch0jlv7v.cloudfront.net/images/infografik/normal/infografik_3031_Entwicklung_der_Pkw_Neuzulassungen_in_Deutschland_n.jpg

     

    seit Jahrzehnten stagniert oder sogar sinkt.

    • 3G
      33523 (Profil gelöscht)
      @10236 (Profil gelöscht):

      Der Grund für die Stagnation des Einzelhandels ist in Ihrer Grafik bereits enthalten. Unten steht "... bis Ende 1990 nur alte Bundesländer" und ab 1991 stagnieren die Zahlen dann. Ein weiterer Grund ist der Online-Handel der dem Einzelhandel Konkurenz macht.

       

      Der Rückgang der Neuzulassungen, grade im Privatbereich hängt damit zusammen das immer weniger Menschen ein Interesse am eigenen Wagen haben. Das liegt an der Urabnisierung, dem Aufkommen von Car-Sharing,...

      • 1G
        10236 (Profil gelöscht)
        @33523 (Profil gelöscht):

        Nein, ist er nicht. Die Wiedervereinigung erklärt den Sprung in der Grafik (Ost-Nachholbedarf), dann setzt sich aber der Wachstum der Dekaden vor 1990 gar nicht fort.

         

        Die Einzelhandelsumsätze werden inkl. Versand- und Onlinehandel erfasst (http://www.querschuesse.de/deutschland-reale-saisonbereinigte-einzelhandelsumsatze-auch-im-februar-abwarts/)

         

        Dass "immer weniger Menschen ein Interesse am eigenen Wagen haben" stimmt nicht (http://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/384/bilder/3_tab_ausstattung-hh-fahrzeuge_2015-10-06.png).

        Dass immer weniger Menschen sich einen Neuwagen leisten können dagegen schon.

        • 3G
          33523 (Profil gelöscht)
          @10236 (Profil gelöscht):

          Natürlich setzt sich die Entwicklung nicht fort. Gut 40 Jahre Sozialismus auszugleichen ist keine leichte Aufgabe. Gucken Sie sich die Arbeitslosenquoten, Einkommensverteilungen,... nach Bundesländern an. Der Osten hängt auch 25 Jahre nach dem Mauerfall noch deutlich hinterher.

           

          Das Interesse anhand der Haushalte mit Wagen zu bemessen halte ich für abwegig. Das sagt etwas übre den aktuellen Stand aus, nicht über die Absichten.

          Tatsächlich gab es zwischendrin nochmal einen Anstieg der Haushalte mit PKW. Dies darf allerdings nicht mit Interesse verwechselt werden. Der Grund dafür war die Unselige Abwrackprämie die bis ins dritte Quartal 2009 verfügbar war.

           

          Das Neuwagen im Schnitt immer teurer werden will ich garnicht bestreiten. Das hängt u.A. mit der ganzen Elektronik zusammen die dort nun verbaut wird. Es gibt aber auch Neuwagen die bezahlbar sind, die will nur niemand fahren.

           

          Generell sei mal dazu gesagt das die Anschaffung eines Neuwagens aus finanzieller sich für eine Privatperson das dümmste ist was man tun kann.

           

          Den Anschein den Sie erwecken möchten ist wohl das die Kaufkraft seit Jahren sinkt. Das lässt sich an diesen beiden Beispielen nicht festmachen. Es gibt aber Statistiken über die Kaufkraft und die ist seit über 20 Jahren im Westen ziemlich gleichbleibend. Warum sie nicht direkt auf diese Statistiken verweisen kann sich jeder selbst denken,...

          • 1G
            10236 (Profil gelöscht)
            @33523 (Profil gelöscht):

            Osten als Konsumbremse? Normalerweise wirkt ein Aufbau/Umbau jeglicher Art stimulierend. Zufälligerweise war zum gleichen Zeitpunkt der reale Sozialismus tot und die deutsche Wirtschaft/Politik hatte eine härtere Gangart eingelegt (Tarifbindung, Soziales, Lohnabschlüsse, Steuerreformen).

             

            Die privaten Neuwagenkäufe sind seit 20 Jahren im Sinkflug. Das hat mit Absichten nicht zu tun. Wenn die Ausstattung mit PKWs privat konstant bleibt, bedeutet das, dass mehr Gebrauchte nachgefragt werden und die Fahrzeuge länger gehalten werden, ergo ihr Alter steigt (http://www.dbresearch.de/PROD/DBR_INTERNET_DE-PROD/PROD0000000000357526.GIF).

            • 3G
              33523 (Profil gelöscht)
              @10236 (Profil gelöscht):

              Normalerweise erfolgt Umbau und Aufbau weil es finanziell sinnvoll ist. Das ist in hier nicht der Fall. Der ganze Ostblock war schlicht pleite. Ein Unternehmen das Pleite ist kauft man nicht, es sei den es ist im Verhältnis zu dem was man bekommt günstig. Das war hier auch nicht der Fall aber der Staat ist nunmal kein Wirtschaftsunternehmen und deshalb wurde es richtigerweise trotzdem gemacht. Echte Alternativen gab es auch nicht,...

               

              Wenn Sie glauben das Gewerkschaften und besonders starke Arbeitnehmerrechte gut für eine Kaufkraft sind gucken sie sich mal an wie es den Ländern geht die in diesen Fragen nicht eingelenkt haben: Frankreich, Italien und Griechenland sind nur ein paar Beispiele für die großen "Erfolge" dieser Politik.

               

              Das seit 20 Jahren immer weniger Neuwagen gekauft werden bestreite ich nicht aber was wollen Sie durch das gebetsmühlenartige Wiederholen dieses Faktes bitte erreichen? Wenn Sie über die Kaufkraft reden wollen reden Sie über die Kaufkraft.

    • 1G
      10236 (Profil gelöscht)
      @10236 (Profil gelöscht):

      In der gleichen Zeit wurde eine starke exportorientierte Wirtschaftspolitik gefahren (Sozialreformen, Lohnzurückhaltung, Arbeitsmarktderegulierung), die auf der einen Seite einen Exportboom (bis 50% BIP) und Arbeitslosigkeitsrückgang begünstigt hate, auf der anderen Seite die o.g. unschönen Konsequenzen hatte. Schlimmer ist jedoch ein unbändiger Kapitalexport der generierten Exportüberschüsse (http://www.welt.de/finanzen/geldanlage/article123455116/Weltweit-finanzieren-unsere-Ersparnisse-Konsum.html), die nicht im hiesigen (weil konsumtoten) Markt (re)investiert, sondern in jede besch... Anlage auf der Welt gesteckt werden. Das Geld muss da schon ziemlich locker sitzen, wenn angeblich 400-600 Mrd in den letzten 10 Jahren vernichtet worden sind. Ist sogar noch mehr als die monierten 6% ungleichheitsbedingten Wachstumsverluste seit 1990.

       

      Marcel Fratzscher hat da voll in Wespennest gestochen und die aufgeschreckte "unabhängige Expertentruppe" bläst zum Gegenangriff um die Pfründe ihrer Auftragsgeber zu verteidigen. Volkswirtschaft ist keine Wissenschaft - es ist eine bezahlte PR.

  • So weit mir bekannt ist, gibt es in Deutschland gar keine belastbaren Zahlen zum Vermögen der "oberen Zehntausend". Man kann es nur schätzen, weil die Vermögenden nicht möchten, dass irgend jemand weiß, wie vermögend sie tatsächlich sind. Nicht mal die Steuerbehörden kennen die konkreten Betäge. Vermutlich ist die Ungleichheit noch sehr viel größer als vermutet. Fest steht jedoch, dass ein wachsender Teil der Bevölkerung sein (geringes) Einkommen vollständig verkonsumieren muss und nichts davon investieren kann. Wenn das dem Wirtschaftswachstum nicht schadet, frage ich mich ernsthaft, wieso es dem Wirtschaftswachstum nutzen sollte, wenn reiche Leute investieren können.

    • @mowgli:

      "Fest steht jedoch, dass ein wachsender Teil der Bevölkerung sein (geringes) Einkommen vollständig verkonsumieren muss und nichts davon investieren kann."

       

      Woraus direkt folgt: Ein wachsender Teil der Einkommen wird investiert (und zwar zunehmend spekulativ), und nicht mehr konsumiert. Womit der Schaden für die Wirtschaft auch schon offensichtlich ist, die Einnahmen aus dem Konsum der Gesellschaft brechen ein, und die Ausgaben für Rohstoffe, Immobilien & Co. steigen durch die Investitions-Blasen an.

    • 1G
      10236 (Profil gelöscht)
      @mowgli:

      In der (auf freiwilliger Befragung basierenden) Studie, steht in der Fußnote geschrieben: "Haushalte mit extrem hohem Vermögen waren in der Ziehung nicht enthalten: Solche Vermögen sind zu selten, um in einer Zufallsstichprobe begrenzter Größe valide repräsentiert werden zu können."