: Mehr Förderung für E-Autos
MOBILITÄT Weil kaum jemand Elektro-Pkw kauft, will die Bundesregierung den Absatz ankurbeln: durch Steuerabschreibungen für Firmenflotten und öffentliche Beschaffung
GERD LOTTSIEPEN, VCD
VON RICHARD ROTHER
BERLIN taz | Zu teuer, zu geringe Reichweite, zu wenig Stauraum, zu wenige Ladestationen – die Akzeptanzprobleme der Elektroautos sind bekannt, und die Zahl der Neuzulassungen ist wenig berauschend. Dennoch hält die Bundesregierung an ihrem ambitionierten Ziel fest, bis zum Jahr 2020 eine Million elektrisch betriebene Pkws auf die Straßen in Deutschland zu bringen. Derzeit sind es nach Angaben der Autoindustrie gerade mal 25.300.
Um den schleppenden Absatz anzukurbeln, will die Bundesregierung nun offenbar auch Geld in die Hand nehmen. Ein direkter Zuschuss für Autokäufer – ähnlich der Abwrackprämie – ist zwar nicht geplant, aber steuerliche Abschreibungen oder Investitionen in öffentliche Flotten. „Wir brauchen geeignete Marktanreize, um mehr Elektroautos auf die Straße zu bringen“, sagte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) am Montag in Berlin. Die von der Industrie geforderte Sonderabschreibung für Firmenfahrzeuge sei ein Modell – ein Beschaffungsprogramm für Elektroautos als Dienstfahrzeuge im öffentlichen Dienst von Bund, Ländern und Gemeinden ein anderes. „Vielleicht braucht man beide.“
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stellte finanzielle Kaufanreize noch 2015 in Aussicht. Deutschland werde „um eine weitergehende Förderung nicht herumkommen, obwohl wir schon einiges gemacht haben.“ Das zeige der Vergleich mit anderen Ländern. „Man erwartet von uns noch in diesem Jahr eine Antwort, und wir werden uns Mühe geben.“
Der Autofahrerclub ADAC ist gegen eine staatliche Kaufförderung. „Eine Kaufprämie lehnen wir ab, weil sie einseitig nur wenigen privilegierten Autokäufern zugutekommt“, sagte Clubchef August Markl. „Wenn die Elektromobilität den Verbrauchern konkrete Vorteile bietet, wird sie sich wie andere alternative Antriebe auch durchsetzen können.“ Eine Förderung von gewerblichen und öffentlichen Flotten hält der ADAC jedoch für sinnvoll. „Dies hätte neben der Vorbildfunktion auch Effekte für den Gebrauchtwagenmarkt.“
Der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) mahnt, ein milliardenschweres Förderprogramm für E-Autos müsse auf Klimaschutz ausgerichtet sein – nicht allein auf das Eine-Million-Ziel. „Eine hohe Sonderabschreibung für E-Autos wäre nichts weiter als eine versteckte Kaufprämie, die wenig Lenkungswirkung hat“, sagte VCD-Autoexperte Gerd Lottsiepen. Wenn die Höhe der Förderung automatisch mit dem Kaufpreis steige, würden teure Luxuslimousinen begünstigt. Für Firmen würde es sich rechnen, Autos mit kombiniertem Elektro- oder Spritbetrieb (Plug-in-Hybride) auch dann zu beschaffen, wenn diese Fahrzeuge überwiegend auf der Langstrecke unterwegs seien und somit nur selten elektrisch.
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