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Freude von links

Die Linke ist in der Bürgerschaft. Allerdings fällt der Einzug mit unter 7 Prozent nicht so triumphal aus, wie sie erhoffte

„Wir haben es geschafft“, ruft die Spitzenkandidatin der Linken, Dora Heyenn der Basis unter tosendem Beifall zu. Obwohl das Wahlergebnis mit rund 6,5 Prozent geringer als die Wahlvorhersagen ausgefallen ist, herrscht unter den mehreren hundert Parteifreunden Siegesstimmung in der Hamburger „Fabrik“. Die neue Linkspartei zieht auf Anhieb mit acht Abgeordneten in die Hamburgische Bürgerschaft ein. „Unser Wahlkampf konnte sich sehen lassen“, sagt Heyenn.

„Es ist möglich, in dieser Stadt etwas zu verändern“, sagt auch der Linke-Abgeordnete Norbert Hackbusch. „Viele Menschen, die bereits die Hoffnung verloren haben, haben uns nun ihr Vertrauen geschenkt.“ Es sei der Linkspartei schon im Wahlkampf gelungen, Themen wie Niedriglohn, Kitabetreuung und Sozialticket auf die Tagesordnung zu setzen, sagt Hackbusch: „Vor einem Jahr waren es nur ein paar Hanseln, die die soziale Spaltung zum Thema gemacht haben.“ Nunmehr hätten sich auch die Grünen und die SPD dieses Themas angenommen: „Ein neuer Anfang hat begonnen.“ Die Linke werde nun umgehend diese Themen in das Landesparlament tragen, kündigte Hackbusch an. „SPD und Grüne werden es schwer haben, sich diesen Themen zu verweigern.“

Der Linke-Bundestagsabgeordnete Norman Paech nannte das Wahlergebnis einen schwarzen Tag für die „Blankeneser Parallelgesellschaft, die nun zwischen Liechtenstein und der Linken in die Zange genommen wird“. Paech appellierte, weniger Steuerhinterziehung zu betreiben und etwas mehr soziale Solidarität zu beweisen. „Enteignen werden wir euch nicht. Dafür haben wir nicht die Mehrheit“, sagte Paech. Normalerweise sei an einem solchen Tag den Wählern zu danken, was aber für ihn nicht infrage komme: „Warum sollen wir den Wählern danken, dass sie ihren Kopf genutzt und ihre Intelligenz eingesetzt haben?“ KVA

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