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Schlachthof kontra Christival

Wegen der homophoben Inhalte des evangelikalen Jugendfestivals kündigt das Kulturzentrum den Mietvertrag auf und riskiert Schadensersatzforderungen. „Antisexistisches Bündnis“ plant Demo

von EIKEN BRUHN

Das umstrittene evangelikale Jugendfestival „Christival“ braucht neue Räume: Das Kulturzentrum Schlachthof, in dem ein Teil der Seminare und Konzerte stattfinden sollte, hat als Reaktion auf taz-Berichte über homophobe Christival-Inhalte den Mietvertrag gekündigt. „Wir haben hier regelmäßig schwullesbische Parties, das geht nicht“, sagte gestern Jörg Lochmon, der im Schlachthof die Veranstaltungen koordiniert. „Als wir den Vertrag gemacht haben, wussten wir nicht, was dahinter steckt, das war wohl etwas naiv“, so Lochmon.

Der Vertrag wurde vor drei Wochen gekündigt, etwa einen Monat nachdem die Christival-Macher ein von Schwulen- und Lesbenverbänden kritisiertes Seminar abgesagt hatten. In diesem sollten „Wege aus der Homosexualität“ aufgezeigt werden. Hintergrund ist die Annahme, dass Homosexualität eine heilbare psychische Störung ist. Dass das Seminar abgesagt worden sei, ändere nichts an der Tatsache, dass diese These von den OrganisatorInnen vertreten würde, so Lochmon. So hat der Vorsitzende des Christival-Vereins, Roland Werner, entsprechende Schriften veröffentlicht. Außerdem referiert auf dem Christival ein Mitarbeiter des Vereins Wüstenstrom zum „Tabuthema: Jungen als Opfer sexuellen Missbrauchs“. Wüstenstrom will Schwulen und Lesben, die ihre sexuelle Orientierung „ändern“ wollen, helfen. Homosexualität interpretiert der Verein unter anderem als Reaktion auf sexuellen Missbrauch. Für die Schlachthof-Leute war weiterhin ein Seminar ausschlaggebend, in dem ein Mitarbeiter des Lebensschützer-Vereins „Die Birke“ über Abtreibung spricht. Der Verein vertritt unter anderem die Position, eine Frau könne eine Vergewaltigung leichter verkraften als die Abtreibung eines durch eine Vergewaltigung gezeugten Kindes.

Christival-Geschäftsführer Heiko Linke sagte gestern, er sei „enttäuscht“ vom Verhalten des Schlachthofs. Er habe aber kein Interesse daran, dem Kulturzentrum zu schaden. Nicht ausgeschlossen ist derzeit eine juristische Auseinandersetzung um Schadensersatz. Schlachthof-Mitarbeiter Lochmon sagte, darüber würden gerade die Anwälte von Schlachthof und Christival verhandeln. „Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die Christival-Leute ein Interesse haben, das öffentlich zu machen.“ An einem Gespräch, das Linke angeboten hatte, hätten er und seine KollegInnen kein Interesse gehabt, „weil es zu keinem neuen Ergebnis geführt hätte“.

Keine Berührungsängste hingegen hat die Bildungsbehörde. In 50 Bremer Schulen schlafen die jugendlichen TeilnehmerInnen, 80 Prozent der Festival-Seminare finden in drei innerstädtischen Schulen statt. „Wir haben uns eine Seminar-Liste vorlegen lassen, die war unverfänglich“, sagte Manfred Ruberg, Mitarbeiter beim Bildungssenator. Ob die Abtreibungs-Veranstaltung darunter sei, könne er nicht mit Sicherheit sagen, er gehe aber davon aus, dass man das genauer geprüft hätte, so Ruberg. Und: „Das Christival ist ein Probelauf für die Organisation des Evangelischen Kirchentags im nächsten Jahr.“

Unterdessen hat sich in Bremen ein „antisexistisches Bündnis“ zusammengefunden, das am Eröffnungsabend des Christivals gegen Homophobie und Sexismus demonstrieren will. Und während am 30. April auf der Bürgerweide mit der Jesus-House-Band die fünf Tage des Christivals eingeläutet werden, steigt direkt nebenan, im Schlachthof „Bremen von hinten“, das „9. schwullesbische Spektakel“ seiner Art.

Treffen des „antisexistischen Bündnisses NoChristival“: Donnerstags, 20 Uhr, im Paradox, Bernhardstraße 12.

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