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Margarine wäre eine Alternative

Nordmilch zufrieden mit Konzern-Bilanz: Vorstand will dieses Jahr Bauern mehr Cent pro Kilo Milch zahlen und plant, „die Käsepreise in Bewegung zu setzen“. Bei Butter ist die deutliche Verteuerung ohnehin längst beschlossene Sache

Wer eine Tiefkühltruhe besitzt, bunkert jetzt Butter, alle anderen denken über Margarine nach: Um 18 Prozent soll laut Martin Mischel der Preis fürs rahmbasierte Streichfett bald steigen, ähnlich sieht’s beim Käse aus. Für Mischel eine gute Nachricht: Er gehört zum Vorstand der Bremer Nordmilch.

Das ist, mit 4,1 Milliarden Kilo verarbeitetem Rohstoff, das größte Milch-Unternehmen der Republik. Und es vermeldet nach Jahren der Krise erstmals Wachstum: Einem Verlust von fast 91 Millionen Euro 2006 stand 2007 ein Gewinn von beinahe 32 Millionen gegenüber. Der Umsatz ist um 400 Millionen auf 2,3 Milliarden Euro gestiegen.

Entsprechend bilanzierte der Vorstandsvorsitzende Josef Schwaiger gestern „ein positives Jahr für Nordmilch“, auch wenn „die Auszahlungsleistung nicht zufrieden stellend“ gewesen sei. Unterdurchschnittlich wenig pro Kilo hat die Nordmilch ihren Milchbauern bislang gezahlt. Die sind zugleich Eigner des Unternehmens – während das operative Geschäft seit 2006 eine Aktiengesellschaft führt, ist die Konzernmutter eine Genossenschaft. Mit einem mittleren Kilopreis von 31,98 Cent liege man nun aber fast gleichauf mit anderen norddeutschen Molkereien, künftig will man sie überflügeln. „Da müssen wir konkurrenzfähig bleiben“, so Schwaiger.

In der Tat: Man hat ja „die Kapazitäten für die Schnittkäse- und Mozzarella-Produktion erweitert“, und es wäre verdrießlich, würden die Werke in Nordhackstedt und Zeven trocken fallen. Denn der Milcheingang ist 2007 immerhin um 200 Millionen Kilo gesunken: Ende des Jahres waren 500 Vertragslandwirte in Schleswig-Holstein und im Emsland aus dem Ruder gelaufen – knapp sechs Prozent der Mitglieder. Sie hatten Molkerei-Gesellschaften bürgerlichen Rechts ausgegründet.

Nordmilch wertet das als Satzungsverstoß, der mit Vertragsstrafen geahndet werden soll. Deren Höhe muss je Einzelfall neu berechnet werden, von 10 Cent pro Liter war anfangs die Rede. Worauf bei reuigen Sündern natürlich verzichtet worden wäre. Mittlerweile habe man eine juristische Einigung mit den Rechtsformwechslern erreicht, informierte Landwirtschafts-Direktor Dirk Gloy gestern. „Bislang“, räumte er allerdings ein, „gibt es keine Rückkehrer.“

Zuversichtlich ist man, bald auch „die Käsepreise in Bewegung setzen zu können“. Neue Werkschließungen soll es nicht geben: Zuletzt hatte man die Standorte Beesten und Isernhagen aufgegeben, neun weitere 2005. Als Folge der „Restrukturierung“ wertet man die nun positive Bilanz. Deren Trend setze sich auch im ersten Halbjahr 2008 fort. Unklar bleiben dabei aber die Folgen von Lieferstreiks und Blockaden im Frühjahr: In der Hochphase des Boykotts hatte man dramatische Meldungen abgesetzt, und als Genossenschaft sieht man sich zu Schadensersatzforderungen verpflichtet. Noch aber liegen laut Gloy „keine konkreten Zahlen“ bezüglich der Verluste vor. BES

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