Gewoba will Beginenhof kaufen

Jahrelang hat der Insolvenzverwalter KäuferInnen für die Wohnungen gesucht. Nun will die Gewoba Hausbesitzerin werden. Gründerin Erika Riemer-Noltenius hofft auf Respekt für die Beginen-Idee

Von Klaus Wolschner

„Noch in diesem Monat“, so hoffen die Gründerinnen des Beginenhofes, wird die Gewoba das Bremer Frauen-Wohnprojekt ganz übernehmen. Seit mehreren Jahren verwaltet das kommunale Wohnungsunternehmen die Immobilie im Auftrag des Insolvenzverwalters. Die 84 Wohneinheiten des Gebäudekomplexes in der Bremer Neustadt sind fast vollständig vermietet, die Gewerbeflächen allerdings nur zum Teil. Hauptgläubiger ist die Sparkasse, die den Bau finanziert hatte.

„Wir haben Interesse an dem Objekt“, sagt die Sprecherin der Gewoba – mehr allerdings aufgrund der laufenden Verhandlungen nicht. Ziel des Insolvenzverwalters war es gewesen, möglichst viele der Eigentumswohnungen zu verkaufen. Da die Zahl der Käuferinnen nicht ausreichte, hat die Gläubigerversammlung vor zwei Jahren die Vermarktung auch an männliche Interessenten beschlossen. Feministische Klauseln, etwa die, nach der es auch im Erbfalle keine männlichen Besitzer geben dürfe, wurden gestrichen, rechtswidrig waren sie allemal.

Trotz des „Verkaufsangebotes an Jedermann“ sind immer noch 45 der 84 Wohnungen im Eigentum des Insolvenzverwalters, davon 22 sozial geförderte, also damit quasi unverkäufliche Wohnungen. Die Gewerbe-Flächen sind zum Teil verkauft oder vermietet, zum anderen Teil aber so ungünstig geschnitten, dass die Vermietung sehr schwierig ist. Zum Beispiel ist da eine Sauna, die noch niemand benutzt hat.

Es hat in den letzten Jahren Kaufinteressenten gegeben, mit denen es aber nicht zum Abschluss kam – offenbar Schnäppchenjäger. „Verschleudern wollten wir das Objekt nicht“, sagt Insolvenzverwalter Detlef Stürmann dazu nur. Die Gewoba hat über Jahre die Verwaltung der Immobilie übernommen, kennt das Haus also gut, und verhandelt seit kurzer Zeit über den Kauf des Komplexes. Sie muss nicht vorrangig auf einen Weiterverkauf der Eigentumswohnungen setzen, sondern kann auch dauerhaft als Vermieter auftreten. Gründerin Erika Riemer-Noltenius, die selbst im Beginenhof wohnt, könnte dem Übergang des Hauses auf die Gewoba nur Positives abgewinnen. Die Gewoba habe so viele Miet-Interessentinnen, dass damit das Haus als Frauenprojekt eine gute Zukunft habe, meinte sie. Der erfolgte Verkauf einzelner Wohnungen an Paare habe der Projektidee noch nicht geschadet – „drei oder vier Männer“ wohnten dort, „aber die fallen überhaupt nicht auf, die machen sich unsichtbar“, sagt sie.

Was der Sinn des Frauenprojektes sei, das habe sie am eigenen Leib erfahren, erzählt Riemer-Noltenius. Im Frühjahr habe sie ins Krankenhaus gehen müssen und sei recht bald wieder „nach Hause“ gekommen – in der Erwartung, dass andere Frauen im Haus ihr helfen, sie pflegen könnten. Da habe sie erfahren, dass die Solidarität der Beginen „tatsächlich funktioniert“, freut sich Riemer-Noltenius. Die engagierte Frauenrechtlerin hatte nach der Insolvenz des Beginenhofes in der Neustadt ein neues Projekt in Horn geplant, für das von vorn herein eine Finanzierung über Eigentumswohnungen vorgesehen war. Mangels Interessentinnen ist dieses Projekt aber von der Weserwohnbau nicht umgesetzt worden.

Anders in Nordrhein-Westfalen. Dort gibt es acht Beginen-Wohnprojekte für Frauen, die Beginen haben inzwischen einen Dachverband gegründet.

www.dachverband-der-beginen.de