: Neonazis haben Recht auf Kontoführer
Bundesgerichtshof erklärt Kündigung eines NPD-Kontos für unwirksam. Sperrung nur bei Verbot der Partei möglich
FREIBURG taz ■ Öffentliche Banken dürfen der NPD nicht einfach das Konto kündigen. Dies entschied gestern der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe. Solange die Partei nicht verboten ist, dürfe sie in ihrer Tätigkeit nicht „willkürlich“ behindert werden. Konkret ging es um das Konto des sächsischen NPD-Landesverbandes bei der Sparkasse Leipzig. Diese hatte die Bankverbindung im Sommer 2000 gekündigt, weil sie nach kritischen Medienberichten einen „Imageschaden“ für sich fürchtete. Diese Begründung war schon in den Vorinstanzen nicht anerkannt worden und auch der Bundesgerichtshof als höchstes deutsches Zivilgericht rüffelte nun die Leipziger Banker. Sparkassen seien (anders als Privatbanken) öffentlich-rechtliche Einrichtungen und daher direkt an die Grundrechte gebunden. Aus dem Recht auf Gleichbehandlung durch den Staat folge auch, dass ein Sparkassenkonto nicht „ohne begründeten Anlass“ gekündigt werden darf, so der BGH. Die Richter nahmen ausdrücklich Bezug auf das derzeit am Bundesverfassungsgericht laufende Verbotsverfahren. Solange die Partei noch erlaubt ist, müssten ihre politischen Aktivitäten frei „von jeder rechtlichen Behinderung“ sein – jedenfalls solange die NPD mit allgemein erlaubten Mitteln arbeitet und insbesondere nicht gegen Strafgesetze verstößt.
CHRISTIAN RATH
nachrichten SEITE 2
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen