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Ein Schritt weiter weg vom Frieden

Als Reaktion auf zwei Selbstmordattentate mit 17 Toten fliegt die israelische Armee Luftangriffe auf Gaza. Hamas droht mit weiteren Vergeltungsmaßnahmen. Ahmed Kurei nimmt die Nominierung als palästinensischer Ministerpräsident an

Verteidigungsminister Mofas: „Wir werden mit keinem Arafat-Lakaien kooperieren“

aus Jerusalem SUSANNE KNAUL

Hunderte Palästinenser suchten unter den Trümmern des Hauses von Mahmud Asahar, einem Sprecher der Hamas, nach eventuellen Überlebenden des israelischen Luftangriffes in Gaza gestern Morgen, während zur selben Zeit die ersten Beerdigungen der Terroropfer zweier Anschläge vom Vorabend begannen. Die neue Gewaltwelle, die fünf Palästinenser, darunter die beiden Attentäter, sowie 15 Israelis innerhalb von weniger als 24 Stunden tötete, lässt die Hoffnungen auf eine Rückkehr zum politischen Weg weiter schrumpfen.

Ahmed Kurei alias Abu Ala, künftiger Premier in den Palästinensergebieten, hatte Anfang der Woche an den israelischen Regierungschef appelliert, gemeinsam ein gegenseitiges Waffenstillstandsabkommen anzustreben. Stattdessen droht die Hamas mit weiteren Vergeltungsschlägen und die israelische Regierung setzt mit dem erklärten Ziel der Exekution aller führenden Köpfe unverändert ihren „Krieg“ gegen die islamischen Extremisten fort.

Nur leicht verletzt konnte Asahar dem Raketenangriff entkommen, bei dem drei Palästinenser starben, darunter Asahars ältester Sohn Khaled. Asahar gehört, wie der vor drei Wochen von israelischen Militärs exekutierte Ismail Abu-Schanab, zur politischen Führung der islamischen Widerstandsorganisation. Erst am Wochenende war der Hamas-Gründer Scheich Ahmed Jassin einem Angriff entkommen.

Die beiden Bombenattentate am Dienstagabend – eins vor einem Militärstützpunkt unweit von Tel Aviv, das zweite wenige Stunden später in einem Jerusalemer Kaffeehaus – waren erklärtermaßen Vergeltungsschläge für die jüngsten israelischen Militäroperationen. Insgesamt starben dabei 17 Menschen, die beiden Täter inbegriffen.

Israels Premierminister Ariel Scharon kürzte infolge der Entwicklungen seinen Besuch in Indien ab und trat seine Rückreise an. Politische Beobachter rechnen vorerst nicht mit einer veränderten politischen Linie. Scharon knüpft ein Ende der „präventiven“ Exekutionen nicht nur an eine Gewalteinstellung, sondern zudem an die Zerschlagung der Infrastruktur der militanten Opposition sowie die Einstellung der antiisraelischen Hetze. Finanzminister Benjanin Netanjahu forderte, dass „die palästinensische Führung den Preis bezahlen muss“ und stellte erneut den Landesverweis von Palästinenserpräsident Jassir Arafat in Aussicht. Verteidigungsminister Schaul Mofas kündigte unterdessen an, dass er Abu Ala boykottieren werde, ohne ihn dabei namentlich zu nennen. „Wir werden mit keinem Arafat-Lakaien kooperieren“, meinte er. Gegenüber Journalisten erklärte Abu Ala, dass er sich des Risikos seiner Entscheidung, das Amt des Premierministers anzunehmen, bewusst sei, „aber ich kann nicht vor der Verantwortung wegrennen“. In den vergangenen Tagen hatte er sich der Unterstützung Europas und der USA versichert, von denen er ein verstärktes Zutun zum Gelingen der Friedensinitiative „Roadmap“ fordert.

Ungeachtet der neuen Eskalation zeigte sich Abu Ala zuversichtlich: „Ich bin ein Mann des Friedens und glaube an den Frieden.“ Eine zentrale Forderung Abu Alas an Israel ist der sofortige Baustopp der Trennanlagen zwischen Israel und dem Westjordanland. Der Bau schneidet zahlreiche Städte und Dörfer komplett von der Umgebung ab. Netanjahu kündigte gestern eine Forcierung des Baugeschehens an.

Oppositionspolitiker Chaim Ramon (Arbeitspartei), einer der Initiatoren der Trennanlagen, machte die Regierung für den Tod von 500 Israelis verantwortlich, die noch leben könnten, wären die Anlagen früher errichtet worden. Ramons ursprünglicher Plan sah jedoch die Errichtung des Zauns entlang der früheren israelisch-jordanischen Grenze vor sowie die Räumung von rund 40 jüdischen Siedlungen.

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