Kirche und Senat: Schweigen über Missklänge
Nachtragend ist der Bürgermeister nicht. Kaum scheint die Verlängerung der Airbus-Piste durch den Grundstücksverkauf des Obstbauern Cord Quast doch noch zu gelingen, da streckt Ole von Beust bereits der Hamburger evangelischen Bischöfin Maria Jepsen die Hand zur Versöhnung entgegen. Bei einem „vertraulichen Gespräch“ noch vor Weihnachten, das bestätigten Bischofs- wie Senatskanzlei, wollten die christliche Bischöfin und der christdemokratische Regierungschef über bedauerliche Missklänge aus jüngster Zeit reden. Aus Ärger über Jepsens Haltung gegenüber der Kirchengemeinde Neuenfelde hatte Ole von Beust die Bischöfin scharf angegriffen. Die Kirche in Neuenfelde lehnt den Verkauf ihres Grundstücks an die Stadt für den Airbus-Ausbau weiterhin ab. Jepsen hatte dies zunächst kritisiert, später jedoch darum gebeten, die Entscheidungen des nach Kirchenrecht autonomen Gremiums zu respektieren.
Dass der weltliche Regent jetzt einlenkt, könnte mit seinem Bekenntnis zur kirchlichen Autorität zu tun haben, das er dieser Tage in dem Buch der Hamburger Kirchenjournalistin Susanne Raubold „Wir glauben“ ablegte. Er wisse es „zu schätzen, dass ich Teil einer größeren Ordnung bin“, hatte von Beust dort erklärt: „Es ist doch gut zu wissen, dass wir nicht allein sind. Wir Menschen machen ja viele Fehler, liegen oft falsch.“
Teil seiner Selbsterkenntnis ist, dass er sich auf dem heutigen Adventsempfang der Bischöfin von Staatsrat Reinhard Stuth vertreten lässt. Seine Teilnahme hatte von Beust als erster Bürgermeister in der Geschichte Hamburgs verstimmt abgesagt. Aber wenn er nicht nachtragend ist, wollen auch wir über solch kleine Unzulänglichkeiten den barmherzigen Mantel des Schweigens hüllen. SMV
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen