: Kein Milka-Dom
DENKMALPFLEGE Die evangelische Kirche will den Dom nicht von Werbeplakaten verhängt sehen. Dabei könnte sie Geld gut gebrauchen, die Restaurierung kostet 850.000 Euro
Bremen wurde vor mehr als 1.200 Jahren Bischofssitz und blieb es bis 1648. Kaiser Karl der Große wies Bischof Willehad 787 diesen Amtssitz zu. Nachdem Willehad auf einer Weserdüne zunächst nur eine Holzkirche errichten ließ, entstand dort 805 der erste Steindom.
■ 1041 wurde der Dom durch einen Brand völlig zerstört und anschließend mit Steinen aus der Stadtmauer wieder aufgebaut. Die heutige Fassade entstand während der Restaurierung des verfallenen Doms zwischen 1888 und 1901.
■ Bis heute überragt der St. Petri-Dom mit seinen 98 Meter hohen Türmen alle Gebäude in der Innenstadt. Der Sage nach ist die Domdüne unweit der Weser auch die Keimzelle der Stadt: Hier soll eine Henne mit ihren Küken Schutz vor einem Unwetter gesucht haben. Fischer folgten ihrem Beispiel und bauten Hütten – die ersten Gebäude Bremens. (taz/epd)
von Eiken Bruhn
Das Land Bremen wird sich nun doch an der Restaurierung des St. Petri-Doms beteiligen. Über die Höhe des finanziellen Zuschusses könne er allerdings noch nichts sagen, sagte der Landesdenkmalpfleger Georg Skalecki gestern bei der Vorstellung des Bauvorhabens.
Nach ersten Schätzungen der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) kostet die Restaurierung der Fassaden 850.000 Euro. Die genaue Summe stehe allerdings erst fest, wenn das Gerüst vollständig aufgebaut sei und sichtbare werde, wie groß der Schaden tatsächlich sei, so Axel Krause, Leiter der BEK-Bauabteilung.
Derzeit müsste die BEK einen großen Teil aus ihren Kirchensteuer-Einnahmen bezahlen. Gerade einmal 100.000 Euro kommen vom Kulturstaatsminister, 50.000 Euro von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. „Wir hoffen, dass noch ein paar Spenden zusammenkommen“, sagte Krause. Schließlich müsse auch noch die St. Johannes-Kirche in Asten dringend saniert werden, „schon aus Sicherheitsgründen“.
Auch der St. Petri-Dom hatte bereits in der Vergangenheit abgesperrt werden müssen, da sich Teile der über 100 Jahre alten Fassade gelöst hatten und aufs Pflaster gefallen waren. Vom Gerüst aus sind zum Teil tellergroße Löcher zu erkennen, in einigen Fugen fehlt der Mörtel. Schuld seien zum einen Eisenanker, die über die Jahrhunderte zu Befestigungszwecken in den Stein geschlagen wurden, sagt Skalecki. Zum anderen habe die jahrzehntelange Luftverschmutzung die äußeren Schichten nachhaltig geschädigt.
Nach den auf zwei Jahre veranschlagten Arbeiten an beiden Türmen und der Westfassade soll der Dom noch genau so aussehen wie jetzt, also genau so „dreckig“. „Wir wollen nicht die historische Patina verlieren“, sagte Skalecki, zumal die Verschwärzungen nicht nur auf der Oberfläche säßen. Eine Reinigung per Sandstrahl würde zu viel Substanz entfernen.
Für die Stellen, an denen Steine ersetzt werden müssen, können die beteiligten Baufirmen auf das Lager des Landesamts für Denkmalpflege zurück greifen. Dort wird unter anderem der mehrfarbige Sandstein gehortet, der am Dom und am Schütting verbaut wurde, „Porta“ genannt nach der Abbruchstelle an der Porta Westfalica.
Trotz der großen Finanznot will die Kirche im Übrigen auf Werbeeinnahmen durch Fassadenbanner großer Konzerne verzichten. „Das wird kein Milka-Dom“, sagte Hans-Georg Friedrichs vom Bauherrenamt der Domgemeinde in Anspielung auf die Baufassade am Rathaus vor sieben Jahren. Umsonst darf das Musikfest Bremen an der Stelle mit einem Riesenbanner werben, das käme „der ganzen Stadt zugute“.
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