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+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++Kreml dementiert Telefonat mit Trump

Der designierte US-Präsident Trump soll laut Berichten mit Putin telefoniert haben, aber Moskau bestreitet das. Scholz will „demnächst“ mit dem Kreml-Chef sprechen.

Das Foto des Katastrophenschutzes zeigt am Montag einen Feuerwehrmann an der Stelle eines russischen Angriffs auf Mykolajiw Foto: Ukrainischer Katastrophenschutz/ap/dpa

Landesweiter Luftalarm in der Ukraine

Im Großteil der Ukraine ist am Montagmorgen Luftalarm ausgelöst worden. „Achtung! Raketengefahr in der gesamten Ukraine!“, teilte die ukrainische Luftwaffe auf Telegram mit. Sie wies auf den Start mehrerer russischer Kampfflugzeuge hin. In der Nacht auf Montag hatte Russland erneut den Süden der Ukraine unter Beschuss genommen. Bei Angriffen auf die Städte Mykolajiw und Saporischschja wurden nach Behördenangaben mindestens sechs Menschen getötet.

In Mykolajiw wurden laut Regionalgouverneur Witali Kim mehrere Wohngebäude bombardiert. Fünf Menschen seien dabei getötet worden. Im rund 300 Kilometer weiter östlich gelegenen Saporischschja wurden nach Angaben von Gouverneur Iwan Fedorow ein Mann getötet und 18 weitere Menschen verletzt, darunter fünf Minderjährige. (afp)

Kreml: Berichte über Trump-Putin-Telefonat „reine Fiktion“

Der Kreml hat Medienberichte über ein Telefonat zwischen dem künftigen US-Präsidenten Donald Trump und dem russischen Staatschef Wladimir Putin dementiert. „Das ist völlig unwahr. Das ist reine Fiktion. Das sind einfach Falscheinformationen“, sagte Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow am Montag vor der Presse. „Es gab kein Gespräch.“ Es handle sich um „das offensichtlichste Beispiel für die Qualität der Informationen, die heutzutage veröffentlicht werden, manchmal sogar in recht seriösen Publikationen“. Auf die Frage, ob eine Kontaktaufnahme zwischen Putin und Trump vorgesehen sei, antwortete Peskow: „Es gibt noch keine konkreten Pläne.“

Die „Washington Post“ hatte unter Berufung auf nicht genannte Quellen zuerst über das Telefonat berichtet. Demnach soll Trump Putin gesagt haben, er solle den Krieg in der Ukraine nicht eskalieren lassen. Auch Reuters berichtete unter Berufung auf einen nicht genannten Insider über den Anruf. Trump hat im Wahlkampf versprochen, dass er den Krieg rasch beenden werde. Wie er dies konkret zu tun gedenkt, sagte er nicht. (rtr)

Bericht: Trump telefonierte bereits mit Putin

Laut einem Bericht der Washington Post vom Sonntag, in dem sie sich auf informierte Personen berief, hat der designierte US-Präsident Donald Trump bereits am Donnerstag mit Russlands Präsident Wladimir Putin telefoniert. Dabei habe er Putin empfohlen, den Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht zu eskalieren. Von Trump selbst gab es dazu zunächst keine Informationen.

Trump habe auch auf die US-Militärpräsenz in Europa verwiesen, hieß es unter Berufung auf die anonymen Quellen. Auch sei es um das Ziel gegangen, Frieden in Europa zu erreichen. Trump habe weitere Unterhaltungen angeregt, um über eine Lösung des Krieges zu sprechen. Die ukrainische Regierung sei über das Gespräch informiert worden und habe keine Einwände gehabt, schrieb die Washington Post.

Trumps Sprecher Steven Cheung wollte den Bericht auf Anfrage nicht bestätigen. Er schrieb der Nachrichtenagentur AFP, er kommentiere „Privatgespräche zwischen Präsident Trump und anderen Staats- und Regierungschefs nicht“.

Putins Sprecher Dmitri Peskow hatte am Sonntag in einem Interview mit russischen Staatsmedien von „positiven Signalen“ des künftigen US-Präsidenten gesprochen. „Er spricht zumindest über Frieden und nicht über Konfrontation. Er spricht nicht über seinen Wunsch, Russland eine strategische Niederlage zuzufügen – das unterscheidet ihn von der jetzigen Regierung“, sagte Peskow weiter.

Nach einem unbestätigten Bericht im Wall Street Journal sprach Trump in den vergangenen Jahren als Ex-Präsident mehrfach mit Putin. Trump wird am 20. Januar als Präsident vereidigt. (dpa/afp)

Auch Scholz plant Gespräch mit Putin

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz will „demnächst“ den Gesprächsfaden mit Moskau wieder aufnehmen. „Ja, ich habe mir vorgenommen, mit dem russischen Präsidenten zur richtigen Zeit zu sprechen“, sagte der SPD-Politiker in der ARD-Sendung „Caren Miosga“. „Aber ich bin ein verantwortlicher Politiker, ich mache das nicht im Alleingang“, fügte er hinzu.

Laut Scholz setze ein Gespräch mit Putin viele Kontakte und Gespräche mit sehr vielen anderen voraus. Auch mit der Ukraine müsse über die Situation gesprochen werden. Auf die Frage, wann der richtige Zeitpunkt für ein Gespräch mit Putin wäre, antwortete Scholz: „Demnächst.“ Er hatte bereits Mitte Oktober seine Bereitschaft betont, mit Putin über einen gerechten Frieden in der Ukraine zu sprechen.

Er hatte zuletzt im Dezember 2022 mit Putin telefoniert. Dabei hatte er eine diplomatische Lösung und den Rückzug russischer Truppen aus der Ukraine gefordert. Im Juni hatte Scholz gesagt, ein Gespräch mache nur Sinn, wenn etwas konkret zu bereden sei. Moskau wiederum hatte Anfang Oktober erklärt, Putin sei offen für einen Dialog, auch wenn die Beziehungen zwischen Moskau und Berlin faktisch auf dem Nullpunkt seien.

Trump hat in einem Telefonat mit Scholz über eine „Rückkehr des Friedens“ in Europa gesprochen. Wie Regierungssprecher Steffen Hebestreit in der Nacht auf Montag erklärte, seien Trump und Scholz sich „einig“ gewesen, darauf hinzuarbeiten. Scholz habe mit Trump die Bereitschaft zur weiteren Unterstützung der Ukraine unterstrichen, erklärte Hebestreit weiter. (dpa/afp)

Ukraine erwartet Gegenoffensive bei Kursk

Die Ukraine erwartet nach dem überraschenden Vorstoß eigener Truppen auf russisches Gebiet bei Kursk eine baldige Gegenoffensive. Dazu habe Moskau bereits rund 50.000 Soldaten zusammengezogen, berichtet die New York Times unter Berufung auf amerikanische und ukrainische Militärs. Neben russischen Soldaten seien auch nordkoreanische Einheiten zum Angriff bereit. Pjöngjang hat über 10.000 Soldaten nach Russland geschickt, um Moskau im Kampf gegen die Ukraine zu unterstützen.

Nach US-Erkenntnissen wurden diese Soldaten in russische Uniformen eingekleidet und erhielten auch entsprechende Waffen und Ausrüstung von russischer Seite. Demnach bleiben die Nordkoreaner aber in eigenen nationalen Einheiten. (dpa)

Borrell: Russische Kriegsverbrechen ahnden

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell pochte bei einem Besuch in der nordukrainischen Region Tschernihiw darauf, dass Russland Entschädigungen zahlt und russische Kriegsverbrechen geahndet werden. „Der Frieden, damit es ein Frieden ist und nicht nur ein Waffenstillstand, muss gerecht und dauerhaft sein“, sagte Borrell.

„Dies ist eine Warnung an diejenigen, die sagen, dass dieser Krieg aufhören soll und man ihn daher so schnell wie möglich beenden soll, ziemlich egal wie“, sagte Borrell – offenbar in Anspielung an den künftigen US-Präsidenten Trump und dessen Aussagen zur Ukraine. „Wir müssen der Ukraine helfen, einen gerechten und dauerhaften Frieden zu erreichen, der auch die Rechenschaftspflicht einschließt“, schrieb er auf der Plattform X. Bislang seien 140.000 Fälle von Kriegsverbrechen registriert worden. Die russischen Täter müssten zur Rechenschaft gezogen werden. (dpa/afp)

Selenskyj lobt Drohnentruppen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach seinen Drohnentruppen und Spezialkräften ein Lob für deren Kriegsführung aus. „Jeder kann sehen, wie es funktioniert“, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache, nur wenige Stunden nach einem Drohnenangriff gegen Ziele in der russischen Hauptstadt Moskau. Dabei wurden nach offiziellen Angaben fünf Menschen verletzt, nach russischer Darstellung wurden alle Drohnen abgeschossen. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Da die westlichen Partner Kyjiw den Einsatz schwerer Waffen, etwa Raketen oder Marschflugkörper, gegen militärische Ziele auf russischem Staatsgebiet nicht erlauben, setzen die ukrainischen Streitkräfte stattdessen Kampfdrohnen ein. Zuletzt hat Kyjiw Drohnen mit großer Reichweite entwickelt. (dpa)

Russische Truppen setzen Angriffe in Ostukraine fort

Das russische Militär versuchte einmal mehr, die ukrainischen Verteidigungslinien rund um Kurachowe am Rande des Donbass zu durchstoßen. Von insgesamt 108 russischen Angriffen entlang der Front in der Ostukraine entfielen 39 auf den Abschnitt Kurachowe, wie der Generalstab in Kyjiw in seinem abendlichen Lagebericht mitteilte. Die von Artillerie begleiteten russischen Angriffe seien zurückgeschlagen worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden. Russische Truppen greifen an diesem Frontabschnitt bereits seit Wochen massiv an. Ähnlich schwere Kämpfe wurden aus der nahen Region Pokrowsk gemeldet. (dpa)

Angeblich hohe Verluste Russlands

Die russischen Streitkräfte erlitten nach Angaben des britischen Generalstabschefs Tony Radakin im Oktober die schwersten Verluste seit Kriegsbeginn. Im Schnitt habe Russland pro Tag 1.500 Tote oder Verwundete für geringe Geländegewinne zu beklagen, sagte Radakin in einem Interview des BBC. Radakin sprach von möglicherweise 700.000 Toten und Verwundeten auf russischer Seite bisher. Moskau und Kyjiw halten ihre eigenen tatsächlichen Verlustzahlen geheim.

Biden will Ukraine noch stark unterstützen

Vor der Amtsübergabe an Donald Trump will US-Präsident Joe Biden der Ukraine noch die verbleibenden für ihre Unterstützung vorgesehenen sechs Milliarden Dollar zukommen lassen. Bidens Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan sagte am Sonntag in der CBS-Sendung „Face the Nation“, Biden werde den künftigen US-Präsidenten Trump außerdem auf die globalen Risiken hinweisen, die eine Einstellung der US-Unterstützung für die Ukraine mit sich bringen würde.

Biden empfängt Trump am Mittwoch zu einem Gespräch im Weißen Haus. Dabei sollen laut Sullivan auch außenpolitische Themen zur Sprache kommen. Unter Biden sind die USA derzeit der wichtigste Unterstützer der Ukraine in dem von Russland begonnenen Krieg. Trump versichert, er könne den Ukraine-Krieg binnen eines Tages beenden, womöglich sogar noch vor seiner Amtsübernahme. Dies könnte bedeuten, dass die Ukraine einen Teil ihrer Gebiete an Russland abtreten müsste. Moskau nennt die Abtretung großer Gebiete der Ukraine an Russland als Vorbedingung für Verhandlungen, die Regierung in Kyjiw hat dies entschieden zurückgewiesen.

Sullivan betonte, eines der wichtigsten Ziele der Biden-Regierung in ihren letzten Amtswochen sei es, „die Ukraine in die stärkstmögliche Lage auf dem Schlachtfeld zu versetzen, so dass sie letztlich in der stärkstmöglichen Position am Verhandlungstisch ist“. (afp)

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8 Kommentare

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  • Trump liebt es zu lügen, deshalb sollte man jegliche Meldung, was dieser Mann gemacht haben soll, genau überprüfen.

    • @Joachim Kappert:

      Genau, wenn so grundehrliche Typen wie Putin oder sein Sprecher Peskow das dementieren ...

      Aber hier ein kleiner Service für diejenigen, die den Artikel nicht gelesen haben: "Laut einem Bericht der Washington Post vom Sonntag, ... Von Trump selbst gab es dazu zunächst keine Informationen. (...) Trumps Sprecher Steven Cheung wollte den Bericht auf Anfrage nicht bestätigen."

  • Viel zu selten haben Scholz u Baerbock darauf hingewiesen, dass diplomatische Bemühungen ständig laufen, oft ins Leere, weil Vorbedingungen unerfüllbar , gerade ohne Zustimmung der Uk. Und dass Wagenknecht u van Aaken wider besseres Wissen Diplomatieforderungen an den russischen Vorbedingungen scheitern. Trump soll auch vorgeschlagen haben, einfrieren u Aufbau einer starken europäischen Miltärpräsenz an der neuen Grenze . Selbst das scheint unerfüllbar f Putin, der eine hilflose Uk haben möchte. Unsere Bedenken: Aufrüstung RUS und Wiederangriff in 5 Jahren. RUS können Bodenschätze der Ostukraine abbauen, Bevölkerung austauschen ( Kinder) u gefügig machen. Das Leben in der Ostukraine ist ohne Angriffe auf zivile Objekte sicherer als in der Westukraine. Die Sanktionen müssen bleiben. Nie wieder Gas,Öl , Uran aus Russland , wie Sahra/Alice es sich wünschen. Der gestrige brutale Angriff auf die Uk ( nach Telefonat mit Trump) zeigt doch ,was Putin von Friedensbemühungen hält . Das BSW ist nicht mal fähig , diese Angriffe zu verurteilen.

    • @Dr.med. Heinz de Moll:

      "Viel zu selten haben Scholz u Baerbock darauf hingewiesen, dass diplomatische Bemühungen ständig laufen,"

      Wie definieren Sie denn diplomatische Bemühungen? Es wurde viel versucht um die ukrainischen Maximalförderungen zu unterstützen auf diplomatischer Ebene, aber es keine nennenswerte Bemühungen gegeben die realistisch waren. Jetzt wird Trump wohl leider einen "Frieden" machen. Vorteilhafter wäre es gewesen, wenn Baerbock und Co die Istanbuler Verhandlungen gefördert hätten anstatt sie zu verurteilen. Ich finde, dass es ein Fehler war das Trump zu überlassen.

      • @Alexander Schulz:

        "Jetzt wird Trump wohl leider einen "Frieden" machen. "



        Und zwar wie? Mit einem "Machtwort"? Das ist noch nicht einmal mehr Populismus, das ist magisches Denken.

        • @Barbara Falk:

          ""Jetzt wird Trump wohl leider einen "Frieden" machen. "



          Und zwar wie? Mit einem "Machtwort"? Das ist noch nicht einmal mehr Populismus, das ist magisches Denken"



          Sie denken zu kurz, fürchte ich.



          Wenn Trump beschließt, dass die USA die Unterstützung einstellen, wird die Ukraine eher kurz als lang aufgeben müssen.



          Dann ist 'Frieden'.

          • @Encantado:

            Sie argumentieren so, als ob Trump alle Hebel hätte, und die Ukrainer keinen.



            Ich wiederhole gern, was ich schon zu Jahresanfang mal geschrieben habe: Wenn Trump den Ukrainern tatsächlich jegliche Hilfe aufkündigen sollte, um ihnen "Putins Bedingungen" aufzuzwingen, und die Europäer nicht in adäquatem Umfang einspringen wollen (oder können) werden die Ukrainer Stück um Stück die russische Öl- und Gas-Infrastruktur zerstören und dem russischen Staatshaushalt die Grundlage entziehen. Dazu brauchen sie keine westlichen Waffen, die Drohnen dafür produzieren sie selbst. Oder sie begehen Sabotageakte.



            Sie haben damit ja schon im Januar diesen Jahres sehr vielversprechend angefangen, mit zahllosen erfolgreichen Angriffen auf Raffinierien, wurden aber von Biden zurückgepfiffen, weil der Angst hatte, dass der Ölpreis steigt und ihm den Wahlkampf vermasselt. Wenn es für die Ukrainer ums Überleben geht, wird ihnen der Ölpreis egal sein.

            • @Barbara Falk:

              "Sie argumentieren so, als ob Trump alle Hebel hätte..."



              Es reicht, wenn er dieser Ansicht ist.